Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Obdachlose brauchen eine Perspektive
Der Winter hat noch gar nicht richtig angefangen und schon sind die Augsburger Notunterkünfte bis auf das letzte Bett belegt.
Nicht nur wegen der kalten Jahreszeit leben derzeit so viele wohnungslose Frauen und Männer in städtischen Notunterkünften wie schon seit einigen Jahre nicht mehr. Es kommt eine Vielzahl von anderen Problemen hinzu: Wegen des angespannten Augsburger Wohnungsmarktes ist es für viele Menschen inzwischen einfach unmöglich geworden, ein günstiges Zimmer oder Apartment zu finden. Hinzu kommen bei den Bewohnern oftmals Suchterkrankungen, Traumata und psychische Probleme. Ein Großteil der Frauen und Männer, die derzeit in einer Notunterkunft leben, sind gar nicht mietfähig und müssen oft lange in dieser eigentlichen Übergangslösung wohnen, bis sich etwas anderes für sie findet.
Es ist gut, dass sie mit ihren Ängsten und Problemen nicht allein gelassen werden und es nun seit einigen Monaten ein neues Konzept gibt, wie sie „fit“für die nächste Einrichtung und vielleicht auch die eigene Wohnung gemacht werden können. Denn jeder von ihnen braucht eine Perspektive – einen Strohhalm, nachdem er greifen kann. Für etliche Bewohner wird der allgemeine Wohnungsmarkt aufgrund der Vielzahl an Beeinträchtigungen dennoch eine Illusion bleiben.
Deshalb müssen Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden, wo auch obdach- und wohnungslose Menschen langfristig eine Bleibe finden können. Das Ulrichswerk der Diözese Augsburg geht mit gutem Beispiel voran. Doch das wird nicht reichen. Wer die Entwicklungen am Augsburger Wohnungsmarkt verfolgt und sieht, wie schnell manch einer durch das Raster fällt, stellt schnell fest: Der Bedarf ist höher.