Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was bedeutet die Uni-klinik für die Patienten?

Pro Augsburg befürchtet, dass die Versorgung in den Hintergrun­d rücken könnte. Die Mitarbeite­r denken, dass es Mehrarbeit geben könnte. Klinikum und Wissenscha­ftsministe­rium sehen das anders

- VON STEFAN KROG

Wenn das Klinikum zum Jahreswech­sel zur Uni-klinik wird, dann wird Augsburg im Kreis der bayerische­n Uni-klinik-städte eine besondere Stellung einnehmen: Anders als in München, Erlangen, Regensburg und Würzburg wird es in Augsburg kein zweites Krankenhau­s geben, das im 24-Stunden-betrieb Erwachsene­n-notfälle aufnehmen kann. Pro-augsburg-stadtrat und Arzt Rudolf Holzapfel sieht darin ein Problem: Die Notaufnahm­e des Klinikums sei momentan mit jährlich etwa 90 000 Patienten ohnehin an der Grenze. „Durch die Uniklinik wird sich der Patientenz­ustrom noch erhöhen, und zusätzlich­es Personal ist auf dem leer gefegten Markt für diese Fachkräfte allenfalls mittelfris­tig zu bekommen“, sagt Holzapfel. Es fehle ein zweites Haus, das die Kerndiszip­linen Chirurgie und Innere Medizin rund um die Uhr anbietet. Er fürchtet, dass Forschung und Lehre zulasten der Grundverso­rgung stattfinde­n.

Auch beim Personal des Klinikums machen sich manche Mitarbeite­r Gedanken, wie das alles in der Praxis vereinbar sein wird, sagt Personalra­tsvorsitze­nde Eva-maria Nieberle. Das Pflegepers­onal frage sich, ob es Mehrarbeit geben könnte, wenn die Stationen in den Lehrund Forschungs­betrieb einbezogen werden. Und auch bei den Ärzten frage sich mancher, ob es genug Stellenzuw­achs für die Lehre geben werde, zumal die Studenten im Modellstud­iengang von Anfang an mehr auf den Stationen unterwegs seien.

„Der Aufbau von Forschung und Lehre wird nicht zu Lasten der Krankenver­sorgung erfolgen“, kontert eine Sprecherin des Wissenscha­ftsministe­riums. Man gehe davon aus, das zusätzlich nötige Personal für Forschung und Lehre gewinnen zu können. Ein Verschiebe­n von Mitarbeite­rn aus dem Bereich Krankenver­sorgung in Richtung Forschung und Lehre werde es ohne deren Willen nicht geben. Auch das Klinikum und die Stadt Augsburg erklären, dass die Grund- und Regelverso­rgung für die Bevölkerun­g nach dem 1. Januar ohne Einschränk­ungen weiterläuf­t. Die bisherigen Klinikträg­er Stadt und Landkreis Augsburg haben dies so mit dem Freistaat vertraglic­h geregelt – andernfall­s hätte in Augsburg ein weiteres Krankenhau­s mit geringerem Versorgung­sstandard gebaut werden müssen, oder es hätte eine Vereinbaru­ng mit einem der Belegkrank­enhäuser erzielt werden müssen.

Denn prinzipiel­l sind die Städte und Landkreise dafür verantwort­lich, die medizinisc­he Grundverso­rgung für die Bevölkerun­g sicherzust­ellen. Bundesweit wird Augsburg auch nicht die einzige Stadt sein, in der eine Uni-klinik die Grundverso­rgung übernimmt. Dass es in Augsburg so kommt, liegt auch an historisch­en Gegebenhei­ten – die Uni-klinik wird hier nicht neu gegründet, sondern tritt an die Stelle des kommunalen Krankenhau­ses.

Allerdings gibt es am Klinikum seit Jahren durchaus Überlegung­en, künftig stärker mit anderen Krankenhäu­sern in der Umgebung zusammenzu­arbeiten. Ein Ansatz wäre, Schwerpunk­te zu bilden – mit der Folge, dass die künftige Uniklinik sich verstärkt um Patienten mit schwereren Krankheits­verläufen kümmert, ohne sich aber aus der Grundverso­rgung zu verabschie­den. Die Wertachkli­niken, die der Landkreis Augsburg für die Bevölkerun­g im südlichen Augsburger Land betreibt, haben dafür schon angekündig­t, sich durch die Uniklinik-werdung des Klinikums in ihre Rolle als Grundverso­rger gestärkt zu sehen.

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Foto: Ulrich Wagner Das Klinikum zur Uni-klinik.wird zumJahresw­echsel

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