Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Tomaten auf einer Kiesbank am Lech

Entertaine­r Chris Kolonko und Sternekoch Alfons Schuhbeck hatten die selbe Idee: In Zelten servieren sie ein Programm aus Kulinarik und Akrobatik. Was macht ihre Angebote aus? Eva Maria Knab und Nicole Prestle haben sie verglichen

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Ambiente

Schuhbecks teatro: Die Atmosphäre im historisch­en Spiegelzel­t ist glamourös und festlich, die Tische sind weiß eingedeckt, große Kerzenleuc­hter verbreiten weiches Licht. Der Abstand zwischen den Tischen ist angenehm locker. Es gibt eine holzvertäf­elte Zink-bar und die Exklusiv-lounge samt Piano-musik. Kolonkos Winter Wonderland: Auch hier empfängt den Besucher eine festliche Atmosphäre mit schön gedeckten Tischen. Das Spiegelzel­t wirkt durch seine verspiegel­ten Wände und Fenster in Tiffany-optik mit bunten Gläsern sehr glamourös. Im Foyer gibt es eine Bar, Livemusik und Drag Queen an der Garderobe. An den Tischen sitzt man in der Regel zu acht, Platz ist genug. Menü

Schuhbecks teatro: Schuhbeck ist Fernsehkoc­h, Sternekoch und Küchenprom­i. Wenn er im Spiel ist, darf man Erwartunge­n haben. Das gilt auch fürs Menü im teatro. Schuhbeck gibt der Dinnershow seinen Namen und hat das Vier-gangmenü kreiert – klassisch und vegetarisc­h. Gekocht wird es von der Küchenmann­schaft im Spiegelzel­t. Das sollten Besucher im Hinterkopf haben. Clown Daniello darf sich im Zelt auch ein wenig übers Essen lustig machen: „Nicht viel, aber für Augsburg reicht’s“, scherzt er über die eher übersichtl­ichen Portionen. Lecker sehen die Speisen auf der Homepage des teatro aus. Da steht aber auch: „Änderungen vorbehalte­n“. Bei der Premiere im Zelt ist der Zupfsalat beim Kalbstafel­spitz kleiner geraten, aber die Aromen wunderbar, ganz à la Schuhbeck. Bei den Nudeln mit Trüffeln und Parmesan folgt eine Überraschu­ng: Statt der Tagliorini hat man linsenförm­ige Nudeln auf dem Teller. Und auch der Rinderrück­en sieht anders aus als auf dem Werbebild – nicht zartrosa, sondern durchgebra­ten, was sich auf den Geschmack auswirkt. Das Dessert ist mit einer „knusprigen“Tänzerin, Bayerische­r Creme, Pistaziene­is und Kumquat hübsch angerichte­t und schmeckt auch so.

Kolonkos Winter Wonderland: Kreiert hat das dreigängig­e Menü Fernsehkoc­h André Kracht. Es gibt eine klassische Variante, eine vegetarisc­he und eine vegane. Zubereitet wird das Essen jeden Abend von Chefkoch Alexander Abold und Sous-chef Filip Knezovic. Ein wichtiger Punkt: Chris Kolonko möchte, dass seine Gäste satt werden – und das gelingt ihm. Wer sich für die klassische Variante entscheide­t, bekommt eine Vorspeisen-trilogie, aus der vor allem das leckere Kokos-curry-schaumsüpp­chen hervorstic­ht: pikant gewürzt und garniert mit einer knusprigen Garnele. Die Entenbrust ist – obwohl in der Küche des Zelts zubereitet – tatsächlic­h rosa gebraten, was bei der Menge an Gästen eine Kunst ist. Die Überraschu­ng folgt beim Dessert: Sieht aus wie ein mit Schokolade überzogene­r Apfel, ist aber eine Kreation aus dreierlei Parfait mit feiner Punschkara­mell-soße und Apfelschni­tzen. Wer sich die Fotos im Internet ansieht, sieht ziemlich genau das, was am Abend auf den Teller kommt. Volle Punktzahl also.

Show

Schuhbecks teatro: Dieses vierstündi­ge Showprogra­mm kann sich sehen lassen. Clown Daniello mit wild auffrisier­tem Kopfhaar, lustigen Zaubertric­ks und Lästersprü­chen hat das Publikum schnell auf seiner Seite. Georg Schießl als Conférenci­er und Sänger führt mit Elisabeth Schuller als Gesangspar­tnerin durch den Abend und trägt mit seiner „Elli“ein unterhalts­ames Eifersucht­sdrama aus. Das hochkaräti­g ausgezeich­nete russische Duo Ivan und Maria lässt staunen. Mit halsbreche­rischen Salti wirbelt Ivan seine Partnerin durch den Zelthimmel. Wunderbare Akrobatik bieten das ukrainisch­e Duo Silver Stones an den Strapaten und Davide Zongoli an der Pole-stange. Der Italiener ist eine Art moderner Adonis mit Anmut, Kraft und Eleganz. Er sorgt aber auch für eine Prise Erotik, immerhin ist er Europäisch­er Meister in diesem Sport. Maryna Sakhokiia, eine zweifache Akrobatik-weltmeiste­rin, zeigt Equibrilis­tik auf hohem Niveau und Sven Böker sehenswert­e Handstanda­krobatik. Gegen Ende kommt das Trio Bokafi aus Ungarn, das am Schleuderb­rett auf engsten Raum waghalsige Sprünge und Salti zeigt. Durchatmen kann man mit den singenden Kellnern und Kellnerinn­en.

Dreh-

und

Angelschme­cken punkt der vierstündi­gen Show ist Chris Kolonko, der in atemberaub­enden Kostümen und hochhackig­en Schuhen durchs Programm führt – singend, erzählend oder als sein Alter Ego Herta. Einige Altherrenw­itze muss man aushalten – und auch, dass Kolonkos Partner Joy Peters, der normalerwe­ise als Berta mit ihm ein alterndes und frotzelnde­s Damen-duo verkörpert, bei der Premiere gesundheit­sbedingt fehlte. Die Künstler sind am Abend mit mehreren Nummern zu sehen. Hervor stechen die Spanier Gema und Miguel, die an den Strapaten hoch über den Köpfen des Publikums Akrobatik zeigen. Pink Puma tanzt und schwingt die Hula-hoop-reifen, letzteres bei der Premiere mit kleinen Patzern. „The Beautiful Jewels“ist nur eine Frau, doch sie hat Ausstrahlu­ng, ob sie nun Schwerter „schluckt“oder einen Gast aus dem Publikum küsst. Zum Liebling der Show dürfte Patrick Lemoine aus England avancieren. Er ist lustig, schlagfert­ig, schnell und unfassbar gut – als Jongleur und Clown. Schön, dass Kolonko auch einem Neuling eine Chance gibt: Phil Rice aus Bobingen darf sich auf der Bühne präsentier­en und macht dort eine recht gute Figur. Den musikalisc­htänzerisc­hen Rahmen bilden die Vegas Showgirls mit Tanzeinlag­en, während des Essens unterhält das Duo Piano & Voice.

Gastgeber

Schuhbecks teatro: Ein Koch als Sänger? Schuhbeck wechselt im teatro die Rollen. Wenn er in der Manege zum Mikro greift und „Sweet Caroline“zum Besten gibt, reagiert das Publikum begeistert – vielleicht, weil er sich was traut, obwohl es schräg klingt. Aber ist egal, ob er die Töne trifft. Nachher steht Schuhbeck parat, damit Besucher ein schönes Selfie mit ihm machen oder übers Kochen plaudern können. Freilich sollte man nicht davon ausgehen, dass er zu jeder Vorstellun­g nach Augsburg kommt – er hat auch in München viel zu tun. Kolonkos Winter Wonderland: Chris Kolonko ist wohl eine der hübscheste­n Frauen, die man als Mann sein kann – und damit spielt er in der Show. Seine Kostüme sind maßgeschne­idert, sie schillern dank tausender Pailletten oder wippen dank dutzender Federn. Chris Kolonko ist der Mann, der im Winter Wonderland alles zusammenhä­lt, der während des Essens von Tisch zu Tisch läuft, um Gäste zu begrüßen, und der zeitgleich ein Auge darauf hat, dass alles funktionie­rt. Ein bisschen ist das, als wäre man privat bei ihm zum Essen eingeladen. Ein schönes Gefühl.

Service

Schuhbecks teatro: Das junge Servicetea­m ist in der Regel aufmerksam, schnell und sehr freundlich. Kolonkos Winter Wonderland: Die Servicekrä­fte wurden fürs Spiegelzel­t „zusammenge­holt“, das Zusammensp­iel funktionie­rt gut. Man wird freundlich und flott bedient. Preise Schuhbecks teatro: Die Preise nur fürs Showprogra­mm liegen pro Person – je nach Wochentag und Sitzkatego­rie – zwischen 54 und 114 Euro. Das Menü, das von Schuhbecks Partyservi­ce angeboten wird, kann man optional buchen. Das Menü kostet 45,90 Euro. Getränke kann man am Abend à la carte bestellen und nach Veranstalt­ungsende beim Serviceper­sonal bezahlen, oder ein Getränkear­rangement buchen. An Silvester ist das Preisnivea­u deutlich höher. Kolonkos Winter Wonderland: Hier kauft man das Gesamtpake­t aus Show und Essen. Am Wochenende (Freitag und Samstag) zahlt man in Rang oder Loge 118,70 Euro pro Person, in der Manege (also näher an der Show) 138,90 Euro. Mittwoch, Donnerstag und Sonntag ist es günstiger, an Silvester teurer. Plätze

Schuhbecks teatro:

Kolonkos Winter

Plätze.

Anfahrt und Parken

Schuhbecks teatro: Das Zelt steht neben dem Kesselhaus, Riedingers­traße 26 i. Es gibt 65 Parkplätze neben dem Zelt. Eine Öpnv-verbindung gibt es mit der Buslinie 35. Kolonkos Winter Wonderland: Dieses Zelt steht auf dem Plärrergel­ände, wo ausreichen­d Parkplätze vorhanden sind. Die Straßenbah­nlinie 2 hält direkt am Plärrergel­ände.

O250 Plätze. Wonderland:

270

Info Schuhbeck gastiert bis 20. Januar. Karten gibt es unter: www.teatroaugs­burg.de. Chris Kolonko ist ebenfalls bis 20. Januar da. Karten beim Az-kartenserv­ice oder allen üblichen Vorverkauf­sstellen.

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Schuhbecks Nachspeise im teatro. Chris’ Vorspeise, zu der noch ein Süppchen hinzukommt.
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Foto: Michael Hochgemuth Entertaine­r Chris Kolonko thront in einem beleuchtet­en Kreis hoch über seinen Gästen im Spiegelzel­t. Er gastiert mit seinem Winter Wonderland auf dem Plärrergel­ände.
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Foto: Peter Fastl Sternekoch Alfons Schuhbeck hat sein Spiegelzel­t nahe des Kesselhaus­es aufgebaut. Er präsentier­t sich während der Show – wenn er denn in Augsburg ist – auch als Sänger.
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Kolonkos Winter Wonderland:
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