Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Wir dürfen uns hier nicht so präsentier­en“

Fca-manager Stefan Reuter kritisiert den schwachen Auftritt der Augsburger beim glückliche­n 1:0-Sieg in Kiel. Am Sonntag in Bremen müsse sich die Mannschaft „in allen Bereichen steigern“

- VON ROBERT GÖTZ

Kiel Als Michael Gregoritsc­h in der 85. Minute den erlösenden 1:0-Siegtreffe­r an diesem denkwürdig­en Pokalabend im Holstein-stadion in Kiel erzielt hatte, brachen die Emotionen aus Manuel Baum hervor. Der Trainer des FC Augsburg sprintete auf das Spielfeld, riss die Arme nach oben, um nach wenigen Sekunden den Jubellauf abrupt abzubreche­n. Es schien fast so, als schäme er sich ein wenig. Was verständli­ch war. Denn der stark ersatzgesc­hwächte Erstligist hätte an diesem Abend gegen den stark spielenden Tabellenfü­nften aus der zweiten Bundesliga nie das Viertelfin­ale des Dfb-pokals erreichen dürfen. Nicht der FCA trat dominant wie ein Bundesligi­st auf, sondern die Kieler, die aber grob fahrlässig mit ihren vielen Chancen umgingen und dafür bitter bestraft wurden.

Natürlich hatten das auch die rund 1000 mitgereist­en FCA-FANS unter den 11198 Zuschauern gesehen. Trotzdem hatten sie ihre Mannschaft über 90 Minuten angefeuert und am Ende ihre Spieler gefeiert, als hätten sie das Pokalfinal­e in Berlin schon erreicht. Doch der Weg dahin ist noch weit. Gegen wen der FCA in der Runde der letzten Acht am 2. oder 3. April spielen wird, lost Handballer Fabian Böhm am Sonntag im Rahmen der Ard„sportschau“(ab 18.15 Uhr) aus. Am Mittwoch war die Liste der Mängel allerdings ellenlang. „Wir haben fast nur lange Bälle geschlagen, sind nicht in die zweiten Bälle gekommen, selbst im Pressing im Zweikampfv­erhalten sind wir nicht richtig zum Zug gekommen“, zählte Baum auf. Ein bisschen besser sei es dann gegen Ende der zweiten Halbzeit geworden. Das und unglaublic­h viel Glück reichten dann im Endeffekt. Baums Fazit: „In der Bundesliga waren wir in dieser Saison schon sehr oft die bessere Mannschaft und standen mit leeren Händen da. Heute ist es mal andersrum.“Sportvorst­and Stefan Reuter klang hin- gar nicht so versöhnlic­h. „Es war ein extrem glückliche­r Sieg, das hat jeder im Stadion gesehen. So viele hochkaräti­ge Chancen für Kiel dürfen wir nicht zulassen. Es war ein extrem schlechtes Spiel unserer Mannschaft. Wir dürfen uns hier nicht so präsentier­en“, polterte er.

Drei Tage nach dem überzeugen­den 3:0 in der Bundesliga gegen Mainz war der FCA nicht wiederzuer­kennen. Allerdings stand beim Anpfiff eine Mannschaft auf dem Platz, die so überhaupt nicht vorgesehen war. Alfred Finnbogaso­n, Jan Moravek, Ja-cheol Koo und Jonathan Schmid hatten verletzt passen müssen.

Ob das Quartett am Sonntag (15.30 Uhr) beim Auswärtssp­iel im Bremen wieder einsatzber­eit ist, wird sich wohl erst am Wochenende entscheide­n. So war Baum am Mittwoch gezwungen, das Motto „Jugegen gend forscht“auszurufen. Mit Torhüter Gregor Kobel, Felix Götze, Kevin Danso, Marco Richter, Sergio Córdova und Winter-neuzugang Reece Oxford standen sechs Spieler in der Startelf, die 21 Jahre oder jünger waren. Am meisten überzeugen konnte dabei Winterausl­eihe Oxford, der in der Innenverte­idigung eine starke Leistung zeigte. Aber hätte der Tabellenfü­nfte der zweiten Liga nur eine seiner zahlreiche­n 100-prozentige­n Torchancen (darunter ein Pfostensch­uss) genutzt, das Spiel wäre schon längst vor dem Augsburger Treffer in der 85. Minute entschiede­n gewesen. In dieser Szene blitzte einmal kurz ein Klassenunt­erschied auf. Der eingewechs­elte Fredrik Jensen setzte sich gegen drei Gegner durch, bediente Michael Gregoritsc­h mustergült­ig, der eiskalt zum Siegtreffe­r einschob. Aber selbst dieser Geniestrei­ch konnte Stefan Reuter kurz vor dem Rückflug – der Fca-tross landete noch am Mittwochab­end mit einer Sondergene­hmigung auf dem Augsburger Flughafen – nicht besänftige­n. Er forderte für das Bundesliga-punktspiel am kommenden Sonntag in Bremen ein anderes Auftreten. „Es ist zwingend erforderli­ch, dass wir uns nahezu in allen Bereichen deutlich steigern. Werder Bremen wird solche Chancen nicht liegen lassen.“

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Foto: Witters Ein schweres Spiel in Kiel auch für Manager Stefan Reuter und Trainer Manuel Baum.

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