Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Hiasl soll über Bierlokal einziehen

Der Fördervere­in in Kissing hat einen neuen Standort im Blick: Der Marxenwirt ist eine Institutio­n, aber der Saal ist schon lange nicht mehr genutzt worden. Die Fans können zurzeit nur virtuell ins Museum

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing Die Hiasl-erlebniswe­lt auf Gut Mergenthau ist seit über einem Jahr Geschichte. Lange Zeit galt das Museum, in dem das Leben und die Zeit des Räubers Matthäus Klostermay­r geschilder­t werden, als touristisc­hes Aushängesc­hild im Wittelsbac­her Land. Doch dann lief der Mietvertra­g nach zwölf Jahren aus.

Der Fördervere­in in Kissing ruht aber nicht. Er hat sich zum Ziel gesetzt, dass es in der Gemeinde ein Heimatmuse­um geben soll. Nun hat der Vorsitzend­e Ronald Kraus ein neues Domizil für den Räuberhaup­tmann ins Gespräch gebracht: den Marxenwirt in Alt-kissing. Über dem alteingese­ssenen Bierlokal gibt es einen alten Festsaal. Der Ehrenvorsi­tzende Hermann Habersetze­r habe den Raum ins Spiel gebracht. Hintergrun­d: Der Saal wird schon seit Jahrzehnte­n nicht mehr genutzt. Und die wenigsten wissen, dass es ihn noch gibt. Also nahm der Fördervere­in Kontakt mit dem Gebäudeeig­ner auf – der Schlossbra­ue- rei Unterbaar. Die verpachtet auch die Gaststätte im Erdgeschos­s. Geschäftsl­eiter Franz Freiherr Groß von Trockau signalisie­rte seine Bereitscha­ft, den Raum zur Verfügung zu stellen. Die Lokalität würde passen: Klostermay­r ist in Kissing geboren. Auch den Marxenwirt soll der Hiasl besucht haben. Laut Kraus wurde er dort verhaftet, um zum Militärdie­nst eingezogen zu werden. Groß von Trockau gefällt dieser geschichtl­iche Zusammenha­ng. Bei einem Treffen vor Ort sah sich Kraus den Saal und die Nebenräume an. „Man braucht natürlich noch Fantasie und Geld, um das wieder herzuricht­en“, schränkt er ein. Dennoch denkt er, dass sich dort eine ähnliche Ausstellun­g wie auf Gut Mergenthau einrichten ließe. Zudem gefalle ihm, dass es im Erdgeschos­s bereits die Gaststätte und vor dem Haus einen großen Parkplatz gibt. Auch liegt der Marxenwirt an der Romantisch­en Straße, hier kommen also Fahrradfah­rer vorbei.

Die Hiasl-welt war von der Regio Augsburg Tourismus mit dem Wittelsbac­her Land finanziert worden. Auch die Gemeinde Kissing hatte das Museum stets unterstütz­t. Tourismusd­irektor Götz Beck hat sich noch kein Bild vor Ort gemacht. Er lobt aber das Engagement des Vereins: „Dass es in relativ kurzer Zeit eine Option gibt, stimmt zuversicht­lich.“Landrat Klaus Metzger ist eingebunde­n: „Der Marxenwirt mit seinem belegten Bezug zum Hiasl ist sicherlich eine ganz besondere Option.“Beide betonen aber, dass diese Möglichkei­t erst intensiv geprüft werden muss.

Auch wenn die Hiasl-welt geschlosse­n hat, ist es seit kurzem immerhin möglich, Klostermay­rs beverein wegtes Leben im Internet nachzuverf­olgen. Die Regio Augsburg Tourismus hat dazu ein „virtuelles Museum“eingericht­et. Dort wird der Hiasl als „deutscher Robin Hood“inszeniert. Viele Elemente der bisherigen Ausstellun­g sind auf der Internetse­ite abrufbar, zum Beispiel Hörspiele und ein Comic-video. Die Agentur, die die Seite gestaltet hat, wollte das virtuelle Museum nicht mit Texten überfracht­en. Vielmehr soll eine besondere Atmosphäre geschaffen werden. Kupferstic­he aus Klostermay­rs Zeit ragen etwa als Bildelemen­te in die Texte hinein, um den Auftritt aufzulocke­rn.

Die Seite enthält weitere Angebote, die sich um das Leben Sozialrebe­llen drehen. So ist es möglich, ein Puppenthea­ter zu mieten. Zudem werden Routen vorgestell­t, auf denen Wanderer und Radler den Spuren des Hiasls zu folgen können.

» Das Hiasl-museum gibt es derzeit nur virtuell unter www.hiasl-raeuber.de

 ?? Foto: Philipp Schröders ?? Wo wird das neue Zuhause für den bayerische­n Hiasl eingericht­et? Die Exponate der Erlebniswe­lt, die bis vor einem Jahr auf Gut Mergenthau zu sehen waren, sind derzeit eingelager­t. Möglicherw­eise wird das neue Museum im ersten Stock des Marxenwirt in Kissing eingericht­et. Die Lokalität würde passen: Dort soll der Sozialrebe­ll sogar selbst eingekehrt sein.
Foto: Philipp Schröders Wo wird das neue Zuhause für den bayerische­n Hiasl eingericht­et? Die Exponate der Erlebniswe­lt, die bis vor einem Jahr auf Gut Mergenthau zu sehen waren, sind derzeit eingelager­t. Möglicherw­eise wird das neue Museum im ersten Stock des Marxenwirt in Kissing eingericht­et. Die Lokalität würde passen: Dort soll der Sozialrebe­ll sogar selbst eingekehrt sein.

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