Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der Hiasl soll über Bierlokal einziehen
Der Förderverein in Kissing hat einen neuen Standort im Blick: Der Marxenwirt ist eine Institution, aber der Saal ist schon lange nicht mehr genutzt worden. Die Fans können zurzeit nur virtuell ins Museum
Kissing Die Hiasl-erlebniswelt auf Gut Mergenthau ist seit über einem Jahr Geschichte. Lange Zeit galt das Museum, in dem das Leben und die Zeit des Räubers Matthäus Klostermayr geschildert werden, als touristisches Aushängeschild im Wittelsbacher Land. Doch dann lief der Mietvertrag nach zwölf Jahren aus.
Der Förderverein in Kissing ruht aber nicht. Er hat sich zum Ziel gesetzt, dass es in der Gemeinde ein Heimatmuseum geben soll. Nun hat der Vorsitzende Ronald Kraus ein neues Domizil für den Räuberhauptmann ins Gespräch gebracht: den Marxenwirt in Alt-kissing. Über dem alteingesessenen Bierlokal gibt es einen alten Festsaal. Der Ehrenvorsitzende Hermann Habersetzer habe den Raum ins Spiel gebracht. Hintergrund: Der Saal wird schon seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt. Und die wenigsten wissen, dass es ihn noch gibt. Also nahm der Förderverein Kontakt mit dem Gebäudeeigner auf – der Schlossbraue- rei Unterbaar. Die verpachtet auch die Gaststätte im Erdgeschoss. Geschäftsleiter Franz Freiherr Groß von Trockau signalisierte seine Bereitschaft, den Raum zur Verfügung zu stellen. Die Lokalität würde passen: Klostermayr ist in Kissing geboren. Auch den Marxenwirt soll der Hiasl besucht haben. Laut Kraus wurde er dort verhaftet, um zum Militärdienst eingezogen zu werden. Groß von Trockau gefällt dieser geschichtliche Zusammenhang. Bei einem Treffen vor Ort sah sich Kraus den Saal und die Nebenräume an. „Man braucht natürlich noch Fantasie und Geld, um das wieder herzurichten“, schränkt er ein. Dennoch denkt er, dass sich dort eine ähnliche Ausstellung wie auf Gut Mergenthau einrichten ließe. Zudem gefalle ihm, dass es im Erdgeschoss bereits die Gaststätte und vor dem Haus einen großen Parkplatz gibt. Auch liegt der Marxenwirt an der Romantischen Straße, hier kommen also Fahrradfahrer vorbei.
Die Hiasl-welt war von der Regio Augsburg Tourismus mit dem Wittelsbacher Land finanziert worden. Auch die Gemeinde Kissing hatte das Museum stets unterstützt. Tourismusdirektor Götz Beck hat sich noch kein Bild vor Ort gemacht. Er lobt aber das Engagement des Vereins: „Dass es in relativ kurzer Zeit eine Option gibt, stimmt zuversichtlich.“Landrat Klaus Metzger ist eingebunden: „Der Marxenwirt mit seinem belegten Bezug zum Hiasl ist sicherlich eine ganz besondere Option.“Beide betonen aber, dass diese Möglichkeit erst intensiv geprüft werden muss.
Auch wenn die Hiasl-welt geschlossen hat, ist es seit kurzem immerhin möglich, Klostermayrs beverein wegtes Leben im Internet nachzuverfolgen. Die Regio Augsburg Tourismus hat dazu ein „virtuelles Museum“eingerichtet. Dort wird der Hiasl als „deutscher Robin Hood“inszeniert. Viele Elemente der bisherigen Ausstellung sind auf der Internetseite abrufbar, zum Beispiel Hörspiele und ein Comic-video. Die Agentur, die die Seite gestaltet hat, wollte das virtuelle Museum nicht mit Texten überfrachten. Vielmehr soll eine besondere Atmosphäre geschaffen werden. Kupferstiche aus Klostermayrs Zeit ragen etwa als Bildelemente in die Texte hinein, um den Auftritt aufzulockern.
Die Seite enthält weitere Angebote, die sich um das Leben Sozialrebellen drehen. So ist es möglich, ein Puppentheater zu mieten. Zudem werden Routen vorgestellt, auf denen Wanderer und Radler den Spuren des Hiasls zu folgen können.
» Das Hiasl-museum gibt es derzeit nur virtuell unter www.hiasl-raeuber.de