Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Noch viel mehr Pilcher-geschichten
Fans der Erfolgsautorin können aufatmen: Das ZDF plant nach ihrem Tod allein für 2019 und 2020 fünf neue Verfilmungen. Aber wie lange reicht das literarische Material?
Mainz Die englische Autorin Rosamunde Pilcher hat vor allem hierzulande mit ihren Liebesromanen Millionen von Menschen Auszeiten von der Realität ermöglicht. Das Thema ist fast immer dasselbe: schöne, reiche Menschen der gehobenen britischen Mittel- oder gar Oberschicht, die sich in der herrlichen Landschaft Cornwalls Irrungen und Wirrungen des Herzens hingeben. Zum Schluss gibt es stets ein Happy-end. Und das half mit rund 150 Verfilmungen kräftig nach.
Zwar ist die Schriftstellerin am Mittwoch im Alter von 94 Jahren in Schottland gestorben. Aber für die Millionen Pilcher-fans gibt es eine gute Nachricht: Der Mainzer Sender plant weitere Verfilmungen. Allein für die
2019/2020 sind vorgesehen.
Wie unserer
ZDF
Zdf-herzkino-saison
fünf
neue
Zdf-sprecherin
Streifen
Anja Scherer Redaktion am Freitag mitteilte, wird noch im Frühjahr die 150. Verfilmung gesendet werden. „Die Tatsache, dass dieser Streifen teils auch als 146. Verfilmung bezeichnet wird, liegt daran, dass es unterschiedliche Zählweisen gibt“, sagt Scherer. „Bei uns gehen wir aber von der Nummer 150 aus“, erläutert sie. In „Schwiegertöchter“– so lautet bisher der Arbeitstitel, der aber auch zum richtigen Titel werden könnte – werden unter anderem Ulrike Folkerts, Paula Schramm, Max Hemmersdorfer und Patrick Mölleken zu sehen sein. Folkerts kennen viele als Ludwigshafener Tatort-kommissarin Lena Odenthal.
Wie kann das nun sein, dass es neue Verfilmungen gibt, obwohl die Britin schon 2012 mit dem Schreiben aufhörte? „Uns liegen noch zahlreiche Kurzgeschichten und Aufzeichnungen von Rosamunde Pilcher vor“, sagt Scherer. Diese seien noch nicht filmisch verwendet worden. Auf Basis dieses Materials würden die fünf weiteren Pilcherstreifen für die Jahre 2019/2020 gedreht. Und Scherer legt nach: Die Aufzeichnungen und Kurzgeschichten, über die der Sender verfügt, könnten noch „für mehrere Jahre als Drehbuchvorlagen dienen“.
Nähere Informationen zu den fünf weiteren Verfilmungen gibt es derzeit noch nicht. „Inhalt und Cast der noch nicht gedrehten Filme kommunizieren wir zum Drehstart“, so Scherer. Zweifelsohne wird trotzdem eines Tages der „Pilcher-stoff“verbraucht sein. Wer könnte dereinst diese Lücke füllen? Etwa die beliebten Autorinnen Inga Lindström oder Katie Fforde, deren Bücher schon jetzt Grundlage für andere Filme des Herzkinos sind? Dazu wollen die Mainzer nichts sagen. „Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen“, sagt Scherer.
Rosamunde Pilcher wird zwar in Deutschland als britische Autorin gehandelt, die in ihrem Heimatland kaum jemand kennt. Aber so ganz kann das nicht sein, wenn man bedenkt, dass Pilcher im Jahr 2002 der Titel eines „Officers of the Order of the British Empire“verliehen wurde – ein von König George V. gestifteter Ritterorden für besondere Verdienste um Großbritannien. Selbst Ex-premier Margaret Thatcher (1925-2013) soll zum Abschalten Pilcher-romane gelesen haben.
In den USA übrigens verkauften sich die Kitschromane – wie in Deutschland – ebenfalls millionenfach. Insgesamt ging der Lesestoff um glühende Herzen weltweit etwa 65 Millionen Mal über die Ladentische. Rosamunde Pilcher war stolze 62 Jahre mit ihrem Mann Graham verheiratet, bis dieser 2009 starb. Aber sie gab immer wieder zu, dass sie in ihrem Leben noch nie so richtig verliebt gewesen sei. Oder wie der sie anlässlich ihres Todes nun zitierte: „Eine Ehe ist wie ein Job. Ein langer, schwieriger Job – und beide Partner müssen härter arbeiten als je zuvor.“
Guardian
Kollege Dirk Köhler diesmal überraschend blass. Tatsächlich ist „Zehn Rosen“weniger ein Krimi als eine Psycho-studie, in der Männer keine Helden sind. Dieser „Polizeiruf 110“ist ein eindrucksvoll gespielter Frauenfilm.
Mit der Blumenhändlerin Pauline (Kompliment an Alessija Lause) zieht sich ein roter Faden durch den Film. Zehn in Paulines Laden gekaufte Rosen wollte Brasch ihrem Chef eigentlich zum Dienstjubiläum schenken. Am Schluss jedoch liegen sie verblüht im Auto. „Wollen Sie ein paar neue?“Brasch antwortet nicht auf die Frage Paulines. Aber sie macht ihr Mut: „Viel Glück!“
Zugegeben, das ist eine komplizierte Transgender-geschichte, die von Frauen mit gescheiterten Lebensläufen handelt. Und wo doch Hoffnung besteht, wie in den Szenen, die Doreen Brasch mit ihrem Lover, dem Polizeipsychologen Wilke, zeigen. Man muss kein Fan von Claudia Michelsen sein, um sie hier in dem Facettenreichtum ihres Spiels großartig zu finden.
Rupert Huber