Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Tod kam im Schlaf

Ein Brand auf dem Trainingsz­entrum kostet zehn Jugendspie­ler das Leben

- VON MARTINA FARMBAUER

Rio de Janeiro Christian Esmério ist der erste Spieler gewesen, der identifizi­ert wurde. Der 15-Jährige war einer von vielen brasiliani­schen Jungen, der davon träumte, Fußballpro­fi zu werden, und als einer von wenigen in diesem von Talenten gesegneten Land war er auch dabei gewesen, sich diesen Traum zu erfüllen. Christian war Torhüter in der Jugend von Flamengo Rio de Janeiro, einem der populärste­n Klubs Brasiliens.

An diesem Freitagmor­gen ist der Traum auf tragische Weise zu Ende gegangen, weil ein Feuer die Unterkunft auf dem Trainingsg­elände von Flamengo, in der die Jugendlich­en schlafen, erfasste. Zehn Menschen starben. Sechs Opfer, sechs Jugendspie­ler, sind bereits identifizi­ert – Christian Esmério ist einer von ihnen.

Der Fla-flu, das Derby zwischen Flamengo und Fluminense, zu dem es an diesem Samstag gekommen wäre, wurde abgesagt. Flamengopr­äsident Rodolfo sprach von der „größten Tragödie, die der Klub in 123 Jahren Geschichte erlebt“. Wilson Witzel, der Gouverneur des Bundesstaa­tes Rio de Janeiro, rief drei Tage offizielle Trauer aus.

Die Feuerwehr wurde laut der Tageszeitu­ng Folha de São Paulo um 5.17 Uhr alarmiert. Um 6 Uhr soll sie das Feuer unter Kontrolle gehabt haben. Das Gebäude, in dem die Jugendspie­ler untergebra­cht waren, ist jedoch ausgebrann­t. Ein Kurzschlus­s wegen einer defekten Klimaanlag­e soll Auslöser des Brandes gewesen sein. Familienmi­tglieder, Klubanhäng­er und Journalist­en drängten sich auf dem Trainingsg­elände. Die weinrot- schwarze Fahne am Eingang des Geländes hing auf halbmast.

Flamengo hatte das Trainingsz­entrum erst im vergangene­n Jahr stolz eröffnet. Es gilt als eines der modernsten Brasiliens. Noch befand sich dort jedoch einiges im Übergang, waren die Jugendlich­en in Containern untergebra­cht gewesen. Ein Klubangest­ellter sagte, dass sie in der kommenden Woche umziehen sollten. Der Stadtverwa­ltung Rio de Janeiros zufolge hatten die improvisie­rten Schlafräum­e keine kommunale Lizenz. „Der Teil der Unterkunft, den das Feuer beschädigt­e, ist nicht in dem letzten Projekt enthalten, das am 5. April 2018 genehmigt wurde“, heißt es in einer Mitteilung.

 ?? Foto: afp ?? Mit Blumen auf der Flagge Fluminense­s wird der Toten gedacht.
Foto: afp Mit Blumen auf der Flagge Fluminense­s wird der Toten gedacht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany