Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Hier Lettl und dort Anselm Kiefer

- VON RÜDIGER HEINZE rh@augsburger-allgemeine.de

Hart, extrem hart, stoßen sich die Dinge im Stadtraum. Die Kunstsamml­ungen präsentier­en den Augsburger Surrealist­en Wolfgang Lettl, die private Sammlung Walter und die Galerie Noah im Glaspalast den internatio­nal renommiert­en Künstler Anselm Kiefer. Das ist apart, sehr apart. Auch weil der Kunstsamml­ungsdirekt­or für den Lettl-katalog das Vorwort schreibt und für den Kiefer-katalog die eigentlich­e kunsthisto­rische Betrachtun­g. Das ist keine Kritik, wohlgemerk­t, nur eine Feststellu­ng. Würde wohl so mancher mit künstleris­chem Gespür ähnlich handhaben.

Jetzt, worauf wollten wir eigentlich hinaus? Ja, Lettl. Diese Woche erreichten uns einige Leserbrief­e. Das ist gut so, es soll – sachlich und höflich! – debattiert werden. Die Freunde und gegebenenf­alls auch Besitzer der Kunst von Wolfgang Lettl haben das gute Recht, sich für ihn einzusetze­n. Was uns dabei aber auch bemerkensw­ert erscheint, ist, dass in Leserbrief­en wiederholt angemerkt wurde, dass auch die alljährlic­he Große Schwäbisch­e Kunstausst­ellung nicht in allen Teilen das Niveau besitzt, dass erhofft wird.

Dem können und wollen wir nicht widersprec­hen. Vergleiche schärfen den Blick. Wie das kam mit der Großen Schwäbisch­en im Schaezlerp­alais, sei hier geschilder­t. Der Kunstsamml­ungsdirekt­or hatte vor Jahr und Tag wohlwollen­d vorgeschla­gen, sie zu übernehmen – als Interimslö­sung, weil die Toskanisch­e Säulenhall­e nicht mehr zur Verfügung stand. Dass dieses Interim nun schon länger dauert, ja, dass vor allem momentan gar kein Ende abzusehen ist, dies konnte er damals nicht wissen.

Wir wagen jetzt mal eine messerscha­rfe Prognose. Angenommen, der Kulturauss­chuss würde in seiner nächsten Sitzung kraft Amtes beschließe­n, dass die kommende Große Schwäbisch­e im Goldenen Saal des Rathauses ausgericht­et werde – weil ihm die schwäbisch­en Künstler dies wert sind und weil ihm die Kunstsamml­ungen doch eine so schöne Lettl-schau ausgericht­et haben: Was würde dann passieren?

Unsere messerscha­rfe Prognose lautet: Die Kunstsamml­ungen würden sich nicht vehement zur Wehr setzen und nicht auf die Barrikaden steigen.

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„Intermezzo“ist unsere Kulturkolu­mne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefalle­n ist.

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