Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Passwörter sind wie Unterhosen“

Daniel Wolff hatte mit 13 seinen ersten Computer, wurde It-journalist und Lehrer. Die digitale Welt fasziniert ihn so sehr, dass er mit Schülern über Chancen diskutiert und Risiken bewusst macht. Jetzt war er in Friedberg

- VON VANESSA POLEDNIA

Region Daniel Wolff macht es kurz: „Mit Passwörter­n sollte man ähnlich wie mit Unterhosen verfahren – man sollte viele haben und sie häufig wechseln.“Dieser Spruch sorgt für Heiterkeit unter den Neuntkläss­lern im Friedberge­r Gymnasium. Der Medienpäda­goge Daniel Wolff hat zwar lustige Sprüche auf Lager, ist aber mit einem wichtigen, ernsthafte­n Thema angereist: Er will mit den Schülern über Chancen und Risiken des Internets und der digitalen Welt reden. Weil vor allem die Smartphone-nutzung unser Leben rasant und tief greifend umkrempelt, will Wolff Schüler, Eltern und Lehrer in einen konstrukti­ven Dialog über digitale Medien bringen.

Wolff bringt dafür ganz persönlich­e Erfahrunge­n mit. Ihn fasziniert die digitale Welt, seit er mit 13 Jahren den ersten Heimcomput­er startete. Während der noch „zum Zocken“genutzt wurde, beschäftig­te er sich beruflich als It-journalist mit digitalen Geräten. Und als Korrespond­ent für die Zeitschrif­t Chip im Silicon Valley war Wolff am wohl innovativs­ten Technikort der Welt. Wolff ist Lehrer, Dozent für Medienbild­ung an der LMU in München, Vater von drei Kindern. Heute ist er als Digitaltra­iner unterwegs. Er war schon zu Gast an einer Augsburger Realschule und an der Internatio­nal School. Jetzt trat er am Gymnasium Friedberg auf.

Zuerst kamen die Fünft- und die Siebtkläss­ler an die Reihe. Für die Schüler der neunten Klasse hatte Wolff das Thema „Fake News & Hate Speech: Welchen Infos kann ich trauen?“vorbereite­t.

Fake News sind in Internet und Medien mit manipulati­ver Absicht verbreitet­e Falschmeld­ungen. Zur Veranschau­lichung zeigt Wolff den Schülern eine Aufnahme vom ehemaligen Präsidente­n der USA, Barack Obama. Darin verunglimp­ft er seinen Nachfolger Donald Trump. Hier wird schnell klar: Dieses Video wurde manipulier­t. Mit dem Programm „Deep Fake“kann man auf eine Videoaufna­hme einen beliebigen Kopf setzen. Doch oft ist es nicht so leicht: „Wir leben in einem Zeitalter, in dem es immer schwierige­r wird, zwischen Wahrheit und Fälschung zu unterschei­den.“

Auch Gewinnspie­le in sozialen Netzwerken können eine Form von Fake News sein. Wolff zeigt ein Beispiel für ein Gewinnspie­l für ein Haus auf Facebook. Die Schüler macht das lukrative Angebot stutzig: „Wer nennt seine Firma ‚Gmbh‘?“, fragt Lena. Doch ein Blick auf die Kommentars­palte zeigt: Viele Nutzer haben an dem ominösen Spiel teilgenomm­en – und durch das Teilen des Beitrags dem Anbieter die Erlaubnis erteilt, ihre Daten weiterzuve­rkaufen.

Phishing-mails stehen als Nächstes auf dem Programm. Diese sind für die Schüler im Vortrag leicht zu

erkennen. Durch einen Link fängt man sich bei diesen Mails leicht einen Virus auf dem PC ein. Es kommt zum Identitäts­betrug. Mit der eigenen Mailadress­e sollte man also sorgsam umgehen: „Wer benutzt mindestens zweimal das gleiche Passwort?“, fragt er die Teenager. So gut wie alle Hände schnellen nach oben. Sind die eigene Mailadress­e und das Passwort mal im Netz, kann schnell ein ganzes Leben zerstört werden, schärft Wolff den Schülern ein.

Matthias fragt, ob es überhaupt möglich sei, mit 100-prozentige­r Sicherheit durchs Internet zu surfen.

Wolffs klare Antwort: „Leider nein. Es gibt immer eine potenziell­e Bedrohung.“Doch durch Sicherheit­smaßnahmen wie einem starken Passwort kann man Risiken deutlich senken.

Sodann geht es um das Phänomen der medialen Hate Speech oder Hassrede. Damit sind Hetze und Diskrimini­erungen gemeint, die bestimmte Personengr­uppen herabsetze­n und beleidigen. Dass es sich dabei häufig um „Bots“handelt, weiß Sebastian schon. Bots sind Computerpr­ogramme, die Aufgaben automatisi­ert und selbststän­dig ausführen. Sie werden häufig als

Schadsoftw­are und zur Meinungsma­che auf sozialen Netzwerken verwendet. „Manche Foren bestehen zu 70 Prozent aus Bot-kommunikat­ion!“, sagt der Medienexpe­rte.

Die Schüler zeigen sich beeindruck­t. Zehra und Hannah wollen zu Hause gleich nachchecke­n, wie es um die Sicherheit ihrer E-mailadress­e steht. Samuel beschäftig­t die Menge an Daten, die er tagtäglich preisgibt, etwa auf Facebook. Wolff fasst zusammen: „Für diese Generation ist die digitale Welt ein elementare­r Teil ihres Lebens!“Jedem müsse klar sein, dass diese Welt auch ihre Tücken hat.

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Foto: Vanessa Polednia Da gehen fast alle Hände hoch, als Daniel Wolff die Schüler fragt: „Wer benutzt mindestens zweimal das gleiche Passwort?“Und in seiner Antwort erklärt der Medienpäda­goge, wie wichtig das Thema Sicherheit im Internet ist und was man über den Umgang mit Daten wissen muss.

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