Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Barock mit Beat

Eine Soiree beleuchtet Bach neu

- VON MANFRED ENGELHARDT

Das Ambiente war angepasst, das Programm eigentlich vertraut – Johann Sebastian Bach. Im Rokokosaal der Regierung präsentier­te Geiger Wilhelm F. Walz im ersten Konzert 2019 seiner Nachmittag­ssoireen Sonaten des Thomaskant­ors mit Peter Bader am Cembalo. Und mit Christoph Eglhuber. Der Münchner Künstler brachte mit seinem Instrument, der Theorbe, eine neue Beleuchtun­g der barocken Werke ins Spiel und erklärte damit den Untertitel des Konzertes: „Ba(ch)rock. Violinsona­ten einmal anders“.

Dieses Lauteninst­rument, mit verlängert­em Griffbrett, zwei Wirbelkäst­en und die feinen Saiten unterstütz­enden tief wummernden leeren Saiten, verstärkt Tonumfänge und Basstöne. Auch zur Bachzeit wurde es als Continuo-instrument verwendet.

Doch von dem virtuos-kreativen Münchner Musiker ließ sich Wilhelm F. Walz mit seinem Cembaliste­n zu neueren Klängen inspiriere­n. Das barocke Generalbas­s-spiel erlaubte schon im Barock, etwa mit bezifferte­n Akkorden, die freie Gestaltung des unteren Begleitbas­ses. Der Jazz arbeitet ja ähnlich. Und Eglhuber setzte noch eine neue Variante drauf: Mit percussive­n Passagen, herausgear­beiteten, teils tänzerisch-folklorist­ischen Spieleleme­nten oder „swingenden“Verläufen kam ein treibender Beat-sound auf Johann Sebastian zu. Und der hält so was ja wunderbar aus, wie man in den letzten Jahrzehnte­n schon öfters durchaus lustvoll erfahren hat – siehe etwa Flötist Ian Anderson mit Jethro Tull oder auch einst der Pianist Jacques Loussier mit „Play Bach“.

Mit spürbarer Musizierlu­st nahm Wilhelm F. Walz, immer schon seiner Liebe zum Jazz folgend, das Angebot auf und exerzierte die Sonaten G-dur BWV 1019, c-moll BWV 1017 und A-dur BWV 1015 mit Peter Bader und Christoph Eglhubers fast orchestral bebender und pulsierend­er Theorbe unter modernen „Vorzeichen“. Schon das Allegro der einleitend­en G-dur-sonate federte mit spitzer funkelnder Motorik, ebenso etwa der von der Theorbe fast schlagwerk­artig gepeitscht­e letzte Satz, oder die virtuosen Arpeggien der c-moll-sonate. Mit Schleifern und Temporücku­ngen machte Walz Swing-stimmung auf der Basis von Baders pulsierend­em Cembalo. Problemati­sch waren eher manchmal die langsamen Sätze, hatten aber auch poetische Momente. Beifall.

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