Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Börse wäre „not amused“
Wann ist das absurde Brexit-theater vorbei?
Auch zwei Wochen vor dem offiziellen Scheidungstermin Großbritanniens von der EU am 29. März ist das Risiko eines Nodeal-brexits noch nicht abgewendet. Nachdem das Londoner Parlament Premierministerin Mays Brexit-deal zum zweiten Mal und ein Ausscheiden aus der EU ohne Abkommen abgelehnt hat, haben die Abgeordneten jetzt eine Verlängerung des Austrittsdatums nach Artikel 50 des Eu-rechts beantragt. Die Frage ist, wie lange und mit welcher Begründung. Denn die EU will keine inhaltsleere Problemvertagung. Ein finaler Showdown ist noch nicht abzusehen.
Sicherlich ist auch ein unkontrollierter No-deal-brexit nicht auszuschließen. Sollte es zum Brexit ohne Abkommen kommen, kann und soll man Reisende nicht aufhalten. Schließlich hatten die Briten über zwei Jahre Zeit, um einen geordneten, klug durchdachten Rückzug aus der Europäischen Unikurz on vorzubereiten. Ein Stück weit ist jeder auch seines eigenen Glückes Schmied. Die Börsen wären von einem No-deal-brexit sicher „not amused“. Aber nach ein paar wilden Tagen an der Börse wird man sich auch daran gewöhnt haben. Denn zumindest wäre die Unsicherheit beendet. Man hätte ein Ergebnis, den No-deal-brexit. Grundsätzlich jedoch setzen die Märkte auf eine vernünftige Lösung. Aktienmärkte und Wechselkurs haben sich stabilisiert. Und was bewegt die Börse sonst noch?
Selbst wenn jetzt frühestens im April mit einem Gipfeltreffen zwischen Us-präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping zur Unterzeichnung eines Handelsabkommens zu rechnen ist, sind die Signale weiter positiv. Für Optimismus sorgen Aussagen des chinesischen Notenbankchefs, wonach die USA und China vor dem Abschluss eines Währungsabkommens stehen. Demnach will sich China zu einer transparenten Währungspolitik bekennen und von künstlichen Abwertungen des Renminbis zur Exportunterstützung absehen.
Allerdings ist nicht auszuschließen, dass Anleger die guten Nachrichten für Gewinnmitnahmen an den Börsen nutzen. Insofern ist zunächst mit einer erhöhten Volatilität zu rechnen, die sich im Rahmen einer anschließenden weltkonjunkturellen Stimmungsaufhellung und steigenden Unternehmensgewinnen wieder mit ansteigenden Aktienkursen beruhigt. Ohnehin bleibt die weltweit freizügige Geldpolitik der Notenbanken des Anlegers bester Freund. Das geldpolitische Sicherheitsnetz für die Aktienmärkte ist engmaschig gespannt.