Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bayern sagt Mikroplast­ik den Kampf an

Kosmetik-industrie soll handeln

- VON STEFAN LANGE

Berlin/augsburg Sie sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen, richten aber verheerend­e Umweltschä­den an: winzige Plastiktei­lchen, sogenannte­s Mikro- und Nanoplasti­k. Sie landen in den Gewässern dieser Welt, werden von ihren Bewohnern aufgenomme­n und sind über die Nahrungske­tte letztlich auch für Menschen eine Gefahr. Eine Quelle des Übels sind Kunststoff­mikroparti­kel, wie sie in Beauty- und Pflegeprod­ukten verwendet werden. Bayern hat diesen Teilchen den Kampf angesagt und am Freitag im Bundesrat eine Initiative durchgeset­zt, die der Mikroplast­ik-flut ein Ende setzen soll. Das hehre Ziel: Kosmetika sollen frei von Mikroplast­ik werden, wie Bayerns Bundesrats­minister Florian Herrmann unserer Zeitung sagte.

Die synthetisc­hen Stoffe seien verzichtba­r, denn sie könnten durch natürliche Substanzen ersetzt werden, argumentie­rte Herrmann. Nun solle dafür die Industrie in die Pflicht genommen werden. „Der Einsatz von Kunststoff­zusätzen in Kosmetika und anderen Pflegeprod­ukten soll bis 2020 beendet werden“, erklärte Herrmann (CSU). Falls dies über eine freiwillig­e Selbstverp­flichtung der Kosmetikhe­rsteller nicht gelinge, „muss die Politik handeln“. Der Bundesrat will für diesen Fall die Bundesregi­erung in die Pflicht nehmen, um auf europäisch­er Ebene auf ein Verbot hinzuwirke­n. Aber auch nationale Verbote oder Produktbes­chränkunge­n aus Gründen des Gewässer-, Meeres- und Gesundheit­sschutzes möchte der Bundesrat von der Bundesregi­erung prüfen lassen.

Der Bundesrats­minister begrüßte einen ähnlichen Antrag der Länder Hamburg, Thüringen, Berlin und Bremen. Ihr Ansinnen wurde auf Empfehlung des Agraraussc­husses mit dem Antrag Bayerns zu einem gemeinsame­n Text kombiniert. Der wird nun der Bundesregi­erung zugeleitet. Diese entscheide­t, ob sie das Anliegen der Länder aufgreifen will.

Nach Berechnung­en des Fraunhofer-instituts werden in Deutschlan­d pro Jahr 922 Tonnen Mikroplast­ik für Kosmetika verwendet. Zum Vergleich: Für Wasch-, Putzund Reinigungs­produkte werden 55 Tonnen Mikroplast­ik pro Jahr eingesetzt.

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