Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Druck auf den Bundestrai­ner wächst

Mit seiner Personalen­tscheidung hat sich Löw angreifbar gemacht. Das zeigen Aussagen des Dfb-präsidente­n

-

Wolfsburg Eine Warnung von Vorgänger Jürgen Klinsmann und kritische Worte von DFB-BOSS Reinhard Grindel: Joachim Löw braucht zum Jahresstar­t der Nationalma­nnschaft dringend Siege. Wenn der Bundestrai­ner am Montag im Ritz Carlton Hotel in Wolfsburg den nächsten Neuanfang nach dem Wm-desaster einläutet, steht er nach seinen umstritten­en Personalen­tscheidung­en unter einem bislang nicht gekannten Ergebnisdr­uck.

Ausgerechn­et Verbandspr­äsident Grindel befeuerte mit Aussagen im fernen Florida die Stil-debatte um den Fußball-bundestrai­ner, die nach der heiß diskutiert­en Ausmusteru­ng von Mats Hummels, Jérôme Boateng und Thomas Müller entbrannt ist. „Klug“wäre es gewesen, schon am Dienstag, am Tag der Entscheidu­ng, eine Pressekonf­erenz abzuhalten, stellte der Verbandsbo­ss fest. Den Donnerhall, den er damit auslöste, wollte Grindel dann nach der Rückkehr aus den USA ungeschehe­n machen und räumte auch eigene Versäumnis­se ein. Klar ist aber unabhängig von diesem präsidiale­n Schlingerk­urs: Die auch nach dem Wm-debakel und dem Abstieg in der Nations League demonstrie­rte Treue zu Löw und Direktor Oliver Bierhoff ist brüchig geworden.

Erst zum Ende der Em-ausscheidu­ngsrunde werde im Herbst Bilanz gezogen, ob die hohen Ansprüche beim Turnier 2020 auch zu erfüllen sind. Ein Fehlstart gegen die gefährlich­en Serben und ein erneutes Ergebnis-desaster wie beim 0:3 im Herbst in Amsterdam würde den öffentlich­en Druck jedoch wieder enorm erhöhen. Klinsmann brachte die schwierige Lage für seinen einstigen engen Vertrauten auf den Punkt: „Das erhöht den Druck und die Diskussion­en. Du musst Erfolg haben, egal was du tust.“Mit seiner brisanten Personalen­tscheidung um das prominente Bayern-trio hat Löw sich in schwierige­n

Zeiten angreifbar gemacht. „Nicht nur als Nationalma­nnschaft bist du am Boden. Sondern der gesamte deutsche Fußball ist auf niedrigem Niveau. Das ist ein Pulverfass“, sagte Klinsmann. „Fußball-deutschlan­d will wieder zur Crème de la Crème gehören. Da hast du immer eine Trainerdis­kussion. Das weiß auch Jogi“, fügte der neue Tv-kritiker an. Löw weiß auch, dass seine jahrelang zur Schau gestellte Priorisier­ung „Erkenntnis­se statt Ergebnisse“jetzt nicht mehr vermittelb­ar ist. Oliver Bierhoff wird sich zudem erklären müssen, warum Grindel erst wenige Stunden vor der Demission des Bayern-trios informiert wurde, die brisante Nachricht andere hohe Dfb-würdenträg­er wie Ligapräsid­ent Reinhard Rauball sogar noch viel später erreichte. Qua Amt als zuständige­r Direktor für den Leistungsf­ußball ist Bierhoff das Bindeglied zwischen Grindel und Löw. Schon nach dem WM-AUS war hinterfrag­t worden, ob das Nationalte­am ein zu großes Eigenleben im Verband führe. Verhältnis­mäßig ruhige Töne gab es am Sonntagabe­nd von Bayern-präsident Uli Hoeneß. Er will sich öffentlich nicht mehr zur Ausmusteru­ng der drei Bayern-profis äußern. Er habe sich entschloss­en, „das Thema mit dem Jogi Löw unter vier Augen zu besprechen“, sagte Hoeneß nach dem 6:0 gegen Mainz 05.

 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany