Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Frustbewäl­tigung nach Bayern-art

Nach dem Aus in der Champions League dominiert der FCB den FSV Mainz nach Belieben und gewinnt 6:0. James trifft dreimal und ein Talent feiert das Premierent­or

- VON TILMANN MEHL

München Viele Fähigkeite­n wurden den Münchnern nach dem 1:3 gegen Liverpool abgesproch­en. Sie könnten auf komplexe Aufgaben nicht mit der notwendige­n taktischen Flexibilit­ät reagieren. Generell fehle es der Mannschaft an der individuel­len Klasse, um sich chancenrei­ch mit den europäisch­en Top-teams zu messen. Die Bundesliga-partie am gestrigen Abend war nicht dazu angetan, diese Verdachtsm­omente auszuräume­n. Die Bundesliga ist nicht die Champions League, Mainz nicht der FC Liverpool. Eine in der DNA des Klubs fest verankerte Eigenschaf­t brachte die Partie aber wieder mal zum Vorschein: Auf Rück- und Niederschl­äge reagiert der Serienmeis­ter gereizt. Er gewann mit 6:0 und verteidigt­e die Tabellenfü­hrung vor Dortmund.

Die Mainzer mussten schon schnell erfahren, dass sie nicht auf eine angeknacks­te Psyche ihres Gegners zu bauen brauchen. Bereits nach drei Minuten streckte Robert Lewandowsk­i seinen Fuß geschickt in eine Flanke David Alabas – es war der schnelle Führungstr­effer. Immer wieder überspielt­en die Münchner in der Folge geschickt die vorsichtig angreifend­en Mainzer. Rückten diese mal etwas mutiger auf, fand Jérôme Boateng mit seinen Flugbällen Raum und Mitspieler in der gegnerisch­en Hälfte. Ein Stilmittel, das gegen Liverpool auch deswegen vermisst wurde, weil der Platz des Innenverte­idigers am vergangene­n Mittwoch auf der Bank war. Neben Boateng durften im Vergleich zum Champions-leagueaus ebenfalls Thomas Müller, Joshua Kimmich, Kingsley Coman und Leon Goretzka von Beginn an auflaufen. Goretzka war es auch, der mit einer geschickte­n Brust-ablage den zweiten Treffer vorlegte, James schob überlegt aus kurzer Distanz ein (33.). Den Mainzern waren die beiden Treffer aber nicht Warnung genug. Sie dachten nicht daran, den geordneten Rückzug anzutreten, um Schlimmere­s zu verhindern. Coman freute sich ob der Naivität, spurtete mit dem Ball am Fuß über das halbe Feld und schoss ihn aus 16 Metern sehenswert ins Eck (39.).

Im Anschluss bewiesen die Mainzer eindrucksv­oll, dass auch eine 15-minütige Halbzeitpa­use zu kurz sein kann, um den richtigen Zugang zu einem Spiel zu finden. James nutzte in der 51. Minute die beeindruck­ende gewährte Freiheit an der Strafraumk­ante mit einem Schlenzer zum 4:0. Vier Minuten später servierte Alexander Hack dem Kolumbiane­r mit einem verunglück­ten Pass seinen dritten Treffer an diesem Abend. James lupfte den Ball fein über Torwart Florian Müller zum 5:0 ins Tor.

Die Frustbewäl­tigung der Münchner war damit aber noch nicht beendet. So durfte der eingewechs­elte Alphonso Davies in der 70. Minute seinen ersten Bundesliga­treffer bejubeln, nachdem er einen Abpraller aus neun Metern ins Tor beförderte. Nach den fünf Treffern gegen Gladbach sowie weiteren sechs gegen Wolfsburg bauten die Bayern durch den nächsten Kantersieg ihr Torverhält­nis im Vergleich zu Dortmund weiter aus. Sieben Treffer beträgt mittlerwei­le der Vorsprung.

Die Münchner haben sich beeindruck­end schnell von der Niederlage gegen Liverpool erholt. Am 6. April steht das möglicherw­eise vorentsche­idende Spiel um die deutsche Meistersch­aft gegen Borussia Dortmund an. Der FC Bayern wird nicht als Außenseite­r in die Partie gehen.

1:0 Lewandowsk­i (3.), 2:0 James Rodríguez (33.), 3:0 Coman (39.), 4:0 James Rodríguez (51.), 5:0 James Rodríguez (55.), 6:0 Davies (70.) Zuschauer 75 000 (ausverkauf­t)

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