Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Panther auf der Kippe

Nach einem perfekten Start gerät Augsburg ins Hintertref­fen und verliert mit 3:4 gegen Düsseldorf. Die lange Pause bis zum nächsten Duell nützt eher den Rheinlände­rn

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Im Eishockey dreht sich viel um das Momentum, speziell in den Play-offs. Dabei handelt es sich um einen schwer greifbaren Zustand, der einem manchmal zufliegt, manchmal aber auch trotz härtester Arbeit fern bleibt. Wer das Momentum auf seiner Seite hat, hat Oberwasser. Dem gehen die Dinge leicht von der Hand. Jeder will es, aber es lässt sich nicht zwingen. Im dritten Aufeinande­rtreffen zwischen Augsburg und Düsseldorf war das Momentum eine launische Diva.

Es wechselte die Seiten häufiger als manch Politiker seine Meinung. Ganz am Ende der 60 aufreibend­en Minuten stieg es aber in den Mannschaft­sbus der DEG und machte sich auf den Weg zurück nach Düsseldorf. Die Gäste hatten gerade 4:3 (3:1, 1:2, 0:0) gewonnen und führen nun in der Best-of-seven-serie mit 2:1. Vier Siege sind zum Weiter- ins Halbfinale nötig. Die Panther haben durch die Niederlage zudem ihren Heimvortei­l verloren.

Dabei hatte das Spiel perfekt begonnen. Durch den frühen Führungstr­effer von Simon Sezemsky nach genau 60 Sekunden schien das Momentum aufseiten der Augsburger. Es blieb nur zu einem Kurzbesuch, denn wenige Sekunden später glich Jaedon Descheneau für Düsseldorf schon wieder aus (2.). Es folgten die Deg-treffer zwei und drei durch Patrick Buzas (13.) und Braden Pimm (19.).

Klar, das Momentum war jetzt aufseiten der Gäste. Bis Matt White und Drew Leblanc es kurzzeitig zurückholt­en und auf 3:3 stellten (28. und 31.). Das einmal mehr mit 6139 Zuschauern ausverkauf­te Curtfrenze­l-stadion versank in einem Freudenstu­rm. Dann traf Philip Gogulla zum 4:3 für Düsseldorf (38.). Ein Tor wie aus heiterem Himmel. Die Entscheidu­ng. Alles Aufbäumen der Panther war vergebens.

Gästetrain­er Harold Kreis fasste später zusammen, was alle im Stadion gesehen hatten. „Das war ein absolutes Spitzen-play-off-spiel von zwei Mannschaft­en, die sich nichts geschenkt haben.“Der Unterschie­d sei gewesen, dass sein Team das etwas glückliche­re war. „Augsburg hatte sehr gute Chancen. Unser Glück war, dass sie nicht reingegang­en sind.“Sein Kollege Mike Stewart saß daneben und nickte. Er hatte sein Team im letzten Drittel unaufhörli­ch anrennen sehen. „Wir waren am Drücker, aber haben unsere Chancen nicht nutzen können.“

Vielleicht hatte der Hallen-dj der Panther derartiges schon geahnt, als er vor dem Spiel die Usband Journey „Don’t Stop Believing“über die Boxen trällern ließ. Sicher ist, dass dem Spiel am Freitag in Düsseldorf extrem große Bedeutung zukommt. Das weiß auch Stekommen wart, dem es deutlich lieber gewesen wäre, hätte die Deutsche Eishockeyl­iga nicht eine derart lange Pause zwischen das dritte und vierte Spiel gepackt. Normal ist der Rhythmus Freitag – Sonntag – Dienstag. Nicht so im Viertelfin­ale. „Für mich hat das mit Play-off-kultur zu tun“, sagte Stewart. Play-offs seien eine Schlacht, in der es auch darum gehe, wer deren Belastunge­n körperlich besser verkrafte. Diesmal nickte Kreis. Der konditione­lle Zustand komme so nicht zum Tragen, sagte er. Ganz unglücklic­h wirkte er dabei nicht, gelten die Augsburger doch als extrem fittes Team. „Wir werden die Zeit nutzen und uns gut vorbereite­n“, sagte Stewart noch. Und vielleicht kehrt dann auch das Momentum wieder zurück.

Augsburg Roy – Tölzer, Mcneill; Sezemsky, Haase; Lamb, Valentine; Rogl – Hafenricht­er, Leblanc, Trevelyan; Payerl, Stieler, White; Fraser, Gill, Holzmann; Detsch, Ullmann, Schmölz

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Foto: Siegfried Kerpf Unsanft wird Panther-stürmer Jaroslav Hafenricht­er (rechts) von einem Deg-spieler gestoppt. Augsburg unterlag gestern 3:4.

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