Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wenn das Essverhalten zum Problem wird
Eine Störung, unter der Frauen zehn Mal so häufig leiden
Jeder Mensch muss essen, um seine Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Essen hat auch andere Funktionen:
Es ist gesellschaftliches Verhalten, es dient dem Genuss. Das Nicht-essen, das Fasten, kann der Gesundheit oder dem Wohlbefinden förderlich sein. Aber das Essen kann auch zur Fresssucht, das Fasten zum Zwang ausarten. Mit Formen von Essstörungen beschäftigt sich der Oberarzt am Bezirksklinikum Augsburg, Igor Djukic, in der Ärztlichen Vortragsreihe.
Abgesehen vom generellen Essen im Übermaß, das zur Fettleibigkeit (Adipositas) führt, gibt es drei Hauptstörungen: Magersucht (Anorexia nervosa), Ess-brech-sucht (Bulimia nervosa) und die Störung mit Essanfällen (Binge Eating). Mit ihnen setzt sich Djukic schwerpunktmäßig auseinander. Magersüchtige Jugendliche bekommen ab etwa 20 Jahren häufig auch mit Bulimie Probleme. Betroffen sind vor allem Frauen.
Eine krankhafte Störung liegt laut Djukic vor, wenn sich für sie alles nur noch ums Essen – oder die Vermeidung von Essen – dreht. Ein großes Problem: Die Patienten erkennen oft selbst nicht, dass ihr Verhalten nicht normal ist. „Wir sehen die Patienten meist viel zu spät“, sagt Djukic.
Hintergrund von Magersucht oder Bulimie ist der gesellschaftliche Zwang, seinen Körper zu optimieren. Das wird durch die Medien, die Werbung oder allgemein akzeptierte Ideale vorgegeben. Bei Frauen kommt ein ausgeprägtes eigenes Körpergefühl hinzu.
Sie empfinden sich manchmal selbst dann noch als zu dick, wenn sie das Normalgewicht weit unterschreiten. Von Magersucht ist etwa jede 100. Frau betroffen, von Bulimie jede 30. Frauen leiden zehn Mal so häufig unter Essstörungen wie Männer. Allerdings hat die Zahl der Fälle in den letzten 20 Jahren nicht zugenommen. Die Krankheit kann tödlich enden. Jeder zehnte Patient hungert sich entweder zu Tode oder begeht Selbstmord. Medikamente gegen Essstörungen gibt es nach Aussage von Djukic nicht. In einer stationären Psychotherapie sollen die Patienten lernen, ihre Ernährung in den Griff zu bekommen, ihre Gefühle besser zu steuern, ein neues Körperbild zu gewinnen und auch ihr Selbstwertgefühl zu steigern.
Wie die Therapie genau aussieht, wird der Referent im Einzelnen darstellen. Die Betroffenen gelten als chronisch krank. Bei etwa 13 Prozent von ihnen stellt sich auch nach mehreren Jahren kein Behandlungserfolg ein. Vortrag Die Veranstaltung findet am 18. März um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtbergen statt, Eintritt: 5 Euro.