Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Mit besonderer Mode dem Onlinehandel trotzen
Das Unternehmen Breezy verzichtet bewusst auf den Verkauf im Internet und liegt damit im Trend
Wo viele Jahre das Schuhgeschäft Leiser seine Filiale in der Annastraße betrieben hat, ist jetzt das Modeunternehmen Breezy zu Hause. Auf rund 840 Quadratmetern und neu gestalteten Räumen bietet der Laden nach eigenen Angaben luftig, lockere und lässige Mode an – so wie es der Name Breezy (kommt vom englischen Breeze für Briese) eben auch ankündigt. Geboten wird Mode für Männer und Frauen, gefertigt in den unternehmenseigenen Stätten in Istanbul. Dort liegt auch der Ursprung von Breezy. 15 der weltweit 24 Filialen sind dort ansässig, die 25. hat offiziell am Freitag in Augsburg eröffnet. Es ist die erste Niederlassung in Deutschland überhaupt.
Heute mit einem Modegeschäft neu zu starten, ringt Branchenkennern Respekt ab, denn der Markt sei gerade in Zeiten des Onlinehandels hart umkämpft, sagen die Experten. Breezy wagt es dennoch und weiß laut Deutschland-geschäftsführer Günter Schnell auch, worauf man sich einlässt: „Es ist durchaus ein hartes Geschäft, aber wir sind überzeugt davon, dass wir dem Onlinehandel Paroli bieten können.“
Und das soll gelingen, in dem man ausgerechnet auf diesen Vertriebskanal komplett verzichtet. Die Mode von Breezy gibt es nämlich nicht im Netz zu kaufen, sondern nur in den Filialen vor Ort. Das ist weltweit so. „Wir bieten Mode an, wie sie viele noch nicht kennen. Es ist etwas Neues, mit anderen Designs und nicht das, was es bei all den Ketten oder eben online zu finden ist“, sagt Schnell. Wer Breezymode tragen will, muss also in eine der Filialen kommen. In den ersten Tagen sei dieses Vorhaben in Augsburg bereits gelungen. „Die Menschen sind neugierig, wollen wissen, was wir anbieten“, so Schnell weiter. Das vermittelt auch der Eindruck bei unserem Besuch. Das Publikum ist altersmäßig bunt gemischt und durchaus interessiert an den Jumpsuits, Oversize-blusen und kurzen Lederröcken.
Die Idee, dass es die Ware von Breezy nur vor Ort und bewusst auf keiner Onlineplattform gibt, ist nicht ganz neu. Auch bei Søstrene Grene ist das so. Das dänische Einrichtungshaus, das im Februar unter großem Interesse in der Annastraße eröffnet hat, bietet seine Produkte nur stationär an. Die Homepage bildet lediglich die Produkte ab, informiert über die Firmengeschichte und zeigt Filialen auf. Ein Trend in der Branche? „Ja“, sagt Andreas Gärtner vom schwäbischen Einzelhandelsverband. Vor allem in der Modebranche sei es sogar die Empfehlung seines Gremiums, einen Onlineshop nur dann zu betreiben, wenn er sich deutlich von den bereits vorhandenen Angeboten abhebt. „Ansonsten haben sie den hundertsten gleichen Shop. Da ist díe Investition in Social Media Marketing, also eine gute Kundenkommunikation via Facebook und Instagram, sinnvoller“, sagt der Experte. Gutes Beispiel sei hier auch der Sportfachhändler Förg. Auch er betreibt keinen Onlineshop, gehört aber zu den Marktführern in der Region. Damit zeigt der Händler, dass das Konzept, sich bewusst gegen einen Onlinehandel zu entscheiden, aufgehen kann. „So gelingt auch eine Konzentration auf das, was man kann“, sagt Gärtner und gibt zu bedenken: Unterm Strich verschwinden mehr Onlinehändler von der Bildfläche als Einzelhändler aus den Innenstädten.