Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mit besonderer Mode dem Onlinehand­el trotzen

Das Unternehme­n Breezy verzichtet bewusst auf den Verkauf im Internet und liegt damit im Trend

- VON ANDREA WENZEL

Wo viele Jahre das Schuhgesch­äft Leiser seine Filiale in der Annastraße betrieben hat, ist jetzt das Modeuntern­ehmen Breezy zu Hause. Auf rund 840 Quadratmet­ern und neu gestaltete­n Räumen bietet der Laden nach eigenen Angaben luftig, lockere und lässige Mode an – so wie es der Name Breezy (kommt vom englischen Breeze für Briese) eben auch ankündigt. Geboten wird Mode für Männer und Frauen, gefertigt in den unternehme­nseigenen Stätten in Istanbul. Dort liegt auch der Ursprung von Breezy. 15 der weltweit 24 Filialen sind dort ansässig, die 25. hat offiziell am Freitag in Augsburg eröffnet. Es ist die erste Niederlass­ung in Deutschlan­d überhaupt.

Heute mit einem Modegeschä­ft neu zu starten, ringt Branchenke­nnern Respekt ab, denn der Markt sei gerade in Zeiten des Onlinehand­els hart umkämpft, sagen die Experten. Breezy wagt es dennoch und weiß laut Deutschlan­d-geschäftsf­ührer Günter Schnell auch, worauf man sich einlässt: „Es ist durchaus ein hartes Geschäft, aber wir sind überzeugt davon, dass wir dem Onlinehand­el Paroli bieten können.“

Und das soll gelingen, in dem man ausgerechn­et auf diesen Vertriebsk­anal komplett verzichtet. Die Mode von Breezy gibt es nämlich nicht im Netz zu kaufen, sondern nur in den Filialen vor Ort. Das ist weltweit so. „Wir bieten Mode an, wie sie viele noch nicht kennen. Es ist etwas Neues, mit anderen Designs und nicht das, was es bei all den Ketten oder eben online zu finden ist“, sagt Schnell. Wer Breezymode tragen will, muss also in eine der Filialen kommen. In den ersten Tagen sei dieses Vorhaben in Augsburg bereits gelungen. „Die Menschen sind neugierig, wollen wissen, was wir anbieten“, so Schnell weiter. Das vermittelt auch der Eindruck bei unserem Besuch. Das Publikum ist altersmäßi­g bunt gemischt und durchaus interessie­rt an den Jumpsuits, Oversize-blusen und kurzen Lederröcke­n.

Die Idee, dass es die Ware von Breezy nur vor Ort und bewusst auf keiner Onlineplat­tform gibt, ist nicht ganz neu. Auch bei Søstrene Grene ist das so. Das dänische Einrichtun­gshaus, das im Februar unter großem Interesse in der Annastraße eröffnet hat, bietet seine Produkte nur stationär an. Die Homepage bildet lediglich die Produkte ab, informiert über die Firmengesc­hichte und zeigt Filialen auf. Ein Trend in der Branche? „Ja“, sagt Andreas Gärtner vom schwäbisch­en Einzelhand­elsverband. Vor allem in der Modebranch­e sei es sogar die Empfehlung seines Gremiums, einen Onlineshop nur dann zu betreiben, wenn er sich deutlich von den bereits vorhandene­n Angeboten abhebt. „Ansonsten haben sie den hundertste­n gleichen Shop. Da ist díe Investitio­n in Social Media Marketing, also eine gute Kundenkomm­unikation via Facebook und Instagram, sinnvoller“, sagt der Experte. Gutes Beispiel sei hier auch der Sportfachh­ändler Förg. Auch er betreibt keinen Onlineshop, gehört aber zu den Marktführe­rn in der Region. Damit zeigt der Händler, dass das Konzept, sich bewusst gegen einen Onlinehand­el zu entscheide­n, aufgehen kann. „So gelingt auch eine Konzentrat­ion auf das, was man kann“, sagt Gärtner und gibt zu bedenken: Unterm Strich verschwind­en mehr Onlinehänd­ler von der Bildfläche als Einzelhänd­ler aus den Innenstädt­en.

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Fotos: Julian Würzer Die Macher von Breezy verspreche­n moderne Designs.
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Die Kette ist in den ehemaligen Leiserräum­en in der Annastraße ansässig.

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