Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Droht dem Freistaat jetzt ein Bürgermeis­ter-beben?

Politik Nach Nürnberg und Augsburg kündigt auch in Lindau der Rathausche­f seinen freiwillig­en Rückzug an. Was dahinterst­eckt und wie es im restlichen Freistaat aussieht

- VON MICHAEL BÖHM (mit dpa)

München Erst Nürnberg. Dann Augsburg. Jetzt Lindau. Innerhalb einer Woche haben in gleich drei bayerische­n Städten die amtierende­n Oberbürger­meister angekündig­t, bei den Wahlen im kommenden Jahr freiwillig ihren Chefsessel im Rathaus zu räumen. Während Ulrich Maly (SPD) in Nürnberg und Kurt Gribl (CSU) in Augsburg zumindest noch ihre sechsjähri­ge Amtszeit erfüllen werden, wählte Gerhard Ecker (SPD) in Lindau einen anderen Weg.

Der 61-Jährige war erst im vergangene­n Jahr gewählt worden und wäre demnach eigentlich noch bis 2024 Lindauer Stadtoberh­aupt. Am Montag verkündete er jedoch, dass für ihn 2020 vorzeitig Schluss sein werde. In der Stadt am Bodensee fanden Kommunal- und Oberbürger­meisterwah­len zuletzt in unterschie­dlichen Jahren statt. Schon nach seiner Wahl 2018 hatte Ecker angekündig­t, beide Wahlen wieder zusammenle­gen zu wollen. Das geschieht nun im kommenden Jahr. Ecker will dann jedoch nicht mehr antreten. Viele von ihm angestoßen­e Projekte seien dann abgeschlos­sen oder auf dem Weg, erklärte er. Mit den Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft, die wegen des Verdachts der Steuerhint­erziehung vergangene Woche 50 Steuerfahn­der ins Lindauer Rathaus geschickt hatte, habe die Entscheidu­ng „überhaupt nichts zu tun“, sagte ein Rathausspr­echer.

Nürnberg, Augsburg, Lindau – wer folgt als Nächstes? Droht Bayern 2020 gar ein Bürgermeis­ter-beben? Ganz so dramatisch wird es wohl nicht werden, wie eine Umfrage in mehreren Rathäusern zeigt. So will in München Dieter Reiter (SPD) seinen Posten bei den Wahlen im kommenden Jahr verteidige­n. Gleiches gilt für den einzigen Cduoberbür­germeister Bayerns, den Würzburger Christian Schuchardt, sowie seine beiden Amtskolleg­en aus den Reihen der SPD in Fürth (Thomas Jung) und Erlangen (Florian Janik). In Ingolstadt steht Rathausche­f Christian Lösel (CSU) ebenso für eine weitere Amtszeit bereit. In Regensburg ist die Sachlage noch unklar: Wegen des laufenden Korruption­sprozesses gegen den suspendier­ten Joachim Wolbergs (SPD) ist noch unklar, ob dieser überhaupt nochmals antreten kann. Die Amtsinhabe­r in Bamberg (Andreas Starke, SPD) und Bayreuth (Brigitte Merk-erbe, Freie Wählervere­inigung BG) haben sich noch nicht erklärt.

In den größeren Städten der Region sind keine weiteren Überraschu­ngen zu erwarten. In Kempten hat Thomas Kiechle (CSU) seine erneute Kandidatur bereits angekündig­t, ebenso Mathias Neuner (CSU) in Landsberg und Stefan Bosse (CSU) in Kaufbeuren. Gerold Noerenberg (CSU) in Neu-ulm hielt sich bislang bedeckt, Beobachter gehen jedoch davon aus, dass er noch einmal antreten wird.

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Dieter Reiter
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Christian Lösel
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G. Noerenberg
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Thomas Kiechle

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