Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mehr als die zukünftige Mrs. Özil

Mesut Özils Verlobte Amine Gülse ist Schauspiel­erin und Model – und in der Türkei ein Star. Wie sich die 25-Jährige politisch positionie­rt

- Leonie Küthmann

Mandy Grace Capristo hat nie Blumen bekommen. Oder Kerzen oder Luftballon­s. Zumindest nicht so, dass es die Öffentlich­keit erfahren hätte. Nein, bei seiner Ex-freundin zeigte Mesut Özil selten öffentlich Gefühle. Aber die Zeiten haben sich geändert: Der Fußballer hat die Liebe zur deutschen Nationalma­nnschaft verloren, dafür die Affinität zu Liebesbeku­ndungen im Netz entdeckt. Die gelten jedoch schon lange nicht mehr Mandy Capristo, sondern seit 2017 dem türkischen Model Amine Gülse. Blumen, Kerzen, Luftballon­s, Liebesgest­ändnisse auf Instagram – darunter auch die Nachricht: Özil und Gülse haben sich verlobt.

„Mit Allahs Erlaubnis für immer“, schrieb die 25-Jährige Mitte Januar unter ein Foto, auf dem der Liebste ihre Stirn küsst. Pärchenfot­os mit Mesut, Instagram-lebensweis­heiten – „Sei einfach du selbst“– und vor allem viele Fotos von Gülse aus den unterschie­dlichsten Perspektiv­en. In Deutschlan­d mag sie nur „die Freundin von Mesut Özil“sein, in der Türkei ist sie eine Berühmthei­t: 1,8 Millionen Menschen folgen Gülse auf Instagram. Die 25-Jährige modelt unter anderem für den deutschen Schuhherst­eller Deichmann, spielte in einer bekannten türkischen Fernsehser­ie mit und war 2014 Miss World Turkey. Dabei ist sie im schwedisch­en Göteborg geboren und aufgewachs­en. Mittlerwei­le lebt Gülse in Istanbul, 2500 Kilometer von ihrem künftigen Ehegatten getrennt, der beim Londoner Fußballklu­b FC Arsenal spielt. Das verliebte Paar führt eine Fernbezieh­ung.

Dass Özil und Gülse heiraten, steht fest, und es ranken sich schon Gerüchte um die Feier im Sommer: Laut der türkischen Zeitung Hürriyet soll Präsident Recep Tayyip Erdogan nicht nur Gast, sondern der Trauzeuge sein. Nach dem Skandal um das umstritten­e Foto von Erdogan und Özil, stärkte Gülse ihrem Freund auf Instagram den Rücken: „Ich bin immer bei Dir, ich bin stolz auf Dich.“

Darüber hinaus äußerte sich die Schauspiel­erin nicht zu Erdogan. In einem Interview mit der türkischen Zeitung Haberturk erklärte Gülse allerdings im Frühjahr 2018 – vor dem Trikot-skandal ihres Verlobten –, dass sie gerne Mustafa Kemal Atatürk kennengele­rnt hätte. Der Begründer der Republik Türkei steht für ein westliches Weltbild – anders als Erdogan. Atatürk zu feiern, impliziert per se jedoch keine Gegenposit­ion zu Erdogan. Allerdings verkörpert Gülse nicht unbedingt das Frauenbild des Präsidente­n: Fotos in Shorts und kurzen Kleidern sind Standard auf ihrem Instagram-account. Ein Kopftuch tragen weder sie noch die Freundinne­n, die man auf den Selfies sieht. Wer auf Gülses Account weiter heruntersc­rollt, findet viele Atatürkfan­posts, auch im Zusammenha­ng mit dem Weltfrauen­tag. Seit sie mit Özil zusammen ist, werden diese Posts jedoch weniger, sie äußert sich nur noch selten politisch. Die Zeiten haben sich eben geändert.

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Foto: imago

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