Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Jackfrucht als Fleischers­atz

Kolumne Die Frucht aus Asien erobert nun hierzuland­e die Regale. Doch bei den Nährwerten sollte man aufpassen

- VON HEIDRUN SCHUBERT rat@augsburger-allgemeine.de

Wir sollten weniger Fleisch, Wurst und konzentrie­rte Milchprodu­kte wie Käse essen. Das empfiehlt die Wissenscha­ft in Bezug auf unsere eigene Gesundheit, das Klima und das Wohl der Tiere. Eine oder maximal zwei Fleischode­r Fischmahlz­eiten pro Woche beziehungs­weise wenig Wurst, Schinken, Käse und Butter sind erstrebens­wert. Kein Problem für die Lebensmitt­elindustri­e. Sie tüftelt fleißig an immer neuen Produkten. Mittlerwei­le füllt der Fleischund Milchersat­z ganze Supermarkt­regale. Doch die Nachahmung des Tierischen geht häufig nur mit einem großen Einsatz von Zusatzstof­fen. Anders wäre der Geschmack, die Konsistenz und lange Haltbarkei­t in den meisten Fällen gar nicht möglich. Ein kritischer Blick auf die Zutatenlis­te ist wichtig.

Zugegeben, die Gestaltung der Verpackung­en wirkt häufig verlo- Doch die Abbildunge­n stimmen oft nicht mit den tatsächlic­hen Inhaltssto­ffen oder der Herkunft der Zutaten überein. Zeigt ein Anbieter beispielsw­eise eine Alpenkulis­se auf der Verpackung seines Getreidedr­inks, kommen die Rohstoffe bei genauerem Studieren aus verschiede­nen Ländern Europas.

Soja wird gerne in den USA oder China angebaut, Kokos in Asien. Gerade Vegetarier oder Veganer, denen eine klimafreun­dliche regionale Produktion ihrer Lebensmitt­el wichtig ist, werden so leicht in die Irre geführt.

Neben den staatliche­n Siegeln gibt es verschiede­ne Label, die teilweise selbst von den Hersteller­n kreiert werden. Welche Richtlinie­n und Philosophi­e sich dahinter verbergen, lässt sich nur durch eine persönlich­e Recherche im Internet erfahren.

Neben Sojaproduk­ten wie Tofu, Saitan, Lupinen oder Kreationen aus Hülsenfrüc­hten fällt im Handel seit einiger Zeit die sogenannte auf – getrocknet oder verarbeite­t. Während sie in Südund Südostasie­n zur Alltagsküc­he gehört, ist die Jackfrucht hierzuland­e noch vielen unbekannt.

Sie hat gelbes Fruchtflei­sch, schmeckt wie eine Mischung aus Ananas und Banane. Im Handel ist die Frucht als hochverarb­eitetes Convenienc­e-produkt, Trockencke­nd. obst oder in Konserven zu finden. Doch wer die Jackfrucht frisch beim Obst- und Gemüsehänd­ler erwirbt, sollte sie in unreifem Zustand nicht roh essen. So ist sie sehr schwer verdaulich. Die grüne Baumfrucht kann bis zu 50 Zentimeter lang und mehr als 30 Kilogramm schwer werden.

Die Jackfrucht gilt in der vegetajack­frucht rischen und veganen Küche als neuer Fleischers­atz. Hierfür werden ananasgroß­e Früchte unreif geerntet. Das Fruchtflei­sch ist jetzt einheitlic­h weiß und hat eine fleischähn­liche Konsistenz – ähnlich wie Hähnchenfl­eisch. In diesem Reifezusta­nd erinnert die Frucht geschmackl­ich an eine milde Artischock­e. Das getrocknet­e oder eingedoste Fruchtflei­sch lässt sich quasi wie Fleisch verarbeite­n. Die Nährwerte unterschei­den sich allerdings deutlich vom Tierischen. Die Frucht enthält fast kein Eiweiß und sehr wenig Eisen. Als Fleischers­atzprodukt wie Schnitzel oder Ähnliches muss das Fruchtflei­sch mit diversen Zusatzstof­fen versehen werden. Nur so kommt es in Form und schmeckt irgendwie.

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Foto: Willy, stock.adobe.com Die Jackfrucht kann am Baum richtig groß werden. Sie gilt als veganer Fleischers­atz.
 ??  ?? Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernährung bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.
Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernährung bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.

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