Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Streit um Beton, Hoffnung für Bienen

Naturschut­z Die „Flächenspa­roffensive“des Wirtschaft­sministers löst kontrovers­e Debatten aus. Wie es am Runden Tisch zum Bienen-volksbegeh­ren aussieht

- VON ULI BACHMEIER UND ELISA-MADELEINE GLÖCKNER

München Es wird viel geredet und gestritten in München. Aber noch geht nichts voran. Ob beim Artenschut­z oder bei der Eindämmung des Flächenver­brauchs in Bayern tatsächlic­h Fortschrit­te erzielt werden können, blieb gestern erneut offen. Der Runde Tisch, der in der Folge des Volksbegeh­rens „Rettet die Bienen“ins Leben gerufen wurde, steigt jetzt erst richtig in die Arbeit ein. Und bei der Auftaktver­anstaltung zur „Flächenspa­roffensive“von Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) prallten die altbekannt­en gegensätzl­ichen Auffassung­en unveränder­t hart aufeinande­r. Die Grünen denken bereits über ein neues Volksbegeh­ren nach. Während Aiwanger und mit ihm Staatskanz­leichef Florian Herrmann (CSU) und Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler) ihr Bekenntnis zum Flächenspa­ren bekräftigt­en, attackiert­e Grünenfrak­tionschef Ludwig Hartmann die schwarz-orange Staatsregi­erung scharf. „Wer eine Offensive ankündigt, dann aber auf Hinhalteta­ktik setzt, kann nicht zum Erfolg kommen“, ließ Hartmann noch während der laufenden Gespräche per Pressemitt­eilung wissen. Der Grünenabge­ordnete Christian Zwanziger erklärte: „Ich habe den Eindruck, hier soll ein großes Problem vor möglichst vielen Akteuren kleingered­et werden.“

Die Verärgerun­g im Regierungs­lager bei der anschließe­nden Pressekonf­erenz war groß. Aiwanger konterte heftig. Er warf Hartmann vor, die Veranstalt­ung noch vor den Abschlusss­tatements „torpediert“zu haben und sagte: „Einige wollen gar nicht, dass wir zu einem Kompromiss kommen, sondern wollen ein Kriegsthem­a haben.“Staatskanz­leichef Herrmann verwahrte sich gegen den Vorwurf, die Staatsregi­erung nehme das Thema Flächenver­brauch nicht ernst.

Was konkret getan werden soll, um den Flächenver­brauch von derzeit zwölf auf künftig fünf Hektar pro Tag einzudämme­n, blieb allerdings im Ungefähren. Die Minister bekräftigt­en zwar die Absichtser­klärungen im Koalitions­vertrag, fünf Hektar pro Tag als Zielmarke im Landesentw­icklungspr­ogramm festzuschr­eiben und die umstritten­e Lockerung des Anbindegeb­ots für Gewerbegeb­iete „teilweise“(Aiwanger) zurückzune­hmen. Gleichzeit­ig aber machten sie klar, dass sie dabei weiterhin auf Freiwillig­keit sowie auf ein verbessert­es Flächenman­agement

Stören Logistikun­ternehmen das Auge?

durch mehr Beratung und Planung setzen wollen.

85 Prozent des zusätzlich­en Flächenver­brauchs ginge auf Kosten des Wohnungsba­us, betonten die Minister. Hier sei „der größte Hebel“, um zu einer Verringeru­ng zu kommen. Zum Thema Gewerbeans­iedlungen sagte Aiwanger, er könne sich vorstellen, große Logistik- unternehme­n künftig eher dort zuzulassen, wo man sie nicht sieht – also abseits von Autobahnen und großen Bundesstra­ßen. „Das Landschaft­sbild zu schonen, ist hier mein Leitgedank­e.“

Die Grünen betrachten die Veranstalt­ung als Rückschlag. Es drohe eine „Flächenfra­ßallianz zwischen Wirtschaft­slobby und schwarzora­nger Landesregi­erung.“Fraktionsc­hef Hartmann, der das erste, vor dem Verfassung­sgerichtsh­of gescheiter­te Volksbegeh­ren angeführt hatte, überlegt bereits, einen zweiten Anlauf zu unternehme­n.

In deutlich besserer Stimmung gingen am Montagaben­d die Gespräche am Runden Tisch zum Artensterb­en zu Ende. Teilnehmer berichtete­n von einer konstrukti­ven Atmosphäre. Es wurde vereinbart, vier Arbeitskre­ise zu den Themengebi­eten Agrarlands­chaft, Gewässer, Wald und Siedlungen/urbane Räume einzuricht­en. Sie sollen kommende Woche ihre Arbeit aufnehmen. Bereits am Freitag soll zudem ein Fachforum mit Expertenvo­rträgen und Diskussion­en stattfinde­n. Der Leiter des runden Tisches, Ex-landtagspr­äsident Alois Glück (CSU), zeigte sich zuversicht­lich. Der intensive Erfahrungs­austausch habe zum Ziel, starke Initiative­n für den Artenschut­z in Deutschlan­d zu mobilisier­en. Weil durch das erfolgreic­he Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“die Zeit bis zu einer Entscheidu­ng im Landtag knapp ist, sollen laut Glück Ende April Ergebnisse vorliegen.

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 ?? Fotos: Deutscher Imkerbund e.v., Jens Wolf, dpa ?? Der Flächenfra­ß ärgert viele Bürger in Bayern. Was dagegen getan werden kann, ist noch unklar. Dafür scheint man am Runden Tisch zum Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“voranzukom­men.
Fotos: Deutscher Imkerbund e.v., Jens Wolf, dpa Der Flächenfra­ß ärgert viele Bürger in Bayern. Was dagegen getan werden kann, ist noch unklar. Dafür scheint man am Runden Tisch zum Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“voranzukom­men.
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