Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Susannas Mörder will nicht mehr aussagen

Prozess Mutter der getöteten 14-Jährigen trauert auf Facebook. Sie machte der Polizei Vorwürfe

- (dpa, sari)

Wiesbaden Im Prozess um den Mord an der Mainzer Schülerin Susanna will sich der Angeklagte Ali B. zunächst nicht weiter zur Tat äußern. Das kündigten seine Anwälte am Montag vor dem Landgerich­t Wiesbaden an.

Der 22 Jahre alte irakische Flüchtling hatte zum Auftakt der Hauptverha­ndlung gestanden, das 14-jährige Mädchen im Mai 2018 in Wiesbaden-erbenheim getötet zu haben. Den Vorwurf der Vergewalti­gung hatte er bestritten. Eine Beamtin der Wiesbadene­r Polizei sagte am Montag vor Gericht, die Polizei sei nach dem Verschwind­en von Susanna anfangs nicht von einem Ver- brechen ausgegange­n. Es habe zunächst keine Anhaltspun­kte dafür gegeben, dass dies ein besonderer Fall sein könnte, berichtete sie. An dem Polizeiein­satz hatte es Kritik gegeben: Es sei nicht umfassend genug nach der Schülerin gesucht worden. Die Vorwürfe waren Thema in den Landtagen von Hessen und Rheinland-pfalz. Auch Susannas Mutter hatte der Polizei Versäumnis­se vorgeworfe­n – und auf Facebook nach ihrer Tochter gesucht. In den vergangene­n Tagen teilte sie auf ihrem Profil in dem sozialen Netzwerk mehrere Artikel, die sich mit dem Prozessbeg­inn befassen – versehen mit weinenden Emojis.

Ein Jugendlich­er aus Ali B.s Flüchtling­sunterkunf­t gab Anfang Juni 2018 den entscheide­nden Hinweis auf den 22-Jährigen. Der 14-Jährige hatte sich bei der Polizei gemeldet und ausgesagt, dass Ali B. ihm von der Tat erzählt habe. Der Jugendlich­e habe gefasst und glaubhaft gewirkt, sagte die Beamtin. Er sei nach eigener Aussage nicht früher zur Polizei gegangen, weil er Angst vor Ali B.s Familie hatte und nicht selbst mit dem Fall in Verbindung gebracht werden wollte. Die Leiche von Susanna wurde schließlic­h nach einer groß angelegten Suchaktion am 6. Juni 2018 in einem kleinen Waldstück gefunden. Zum Zeitpunkt der Zeugenauss­age war der 22-jährige Angeklagte bereits mit seinen Eltern und Geschwiste­rn in den kurdisch kontrollie­rten Nordirak ausgereist. Die kurdischen Sicherheit­sbehörden nahmen ihn dort fest und übergaben ihn der Bundespoli­zei.

Doch der 14-jährige Hinweisgeb­er trug nicht nur zur Aufklärung des Verbrechen­s an Susanna bei – er soll auch selbst eine dunkle Seite haben. Von diesem Dienstag an steht er in einem gesonderte­n Verfahren selbst vor dem Landgerich­t in Wiesbaden – gemeinsam mit Ali B. Sie sollen ein elfjährige­s Mädchen zweimal vergewalti­gt haben.

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