Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

FCA sieht Finnbogaso­ns Reise kritisch

Trotz langer Verletzung­spause schließt sich der Angreifer des FC Augsburg seinem Nationalte­am an. Das gefällt weder Trainer Baum noch Sportgesch­äftsführer Reuter

- VON JOHANNES GRAF

Nach einer knappen Stunde war Schluss. Alfred Finnbogaso­n hatte gegen Hannover 96 seinen Dienst getan, Trainer Manuel Baum holte den Angreifer des FC Augsburg vom Rasen und ersetzte ihn durch Sergio Córdova. Finnbogaso­n hatte sich bemüht, war sieben Kilometer gelaufen und hatte einen Torschuss abgegeben. Wunderding­e waren vom 30-jährigen Fußballpro­fi nicht zu erwarten gewesen, schließlic­h hatte er zuvor fünf Wochen wegen einer Wadenverle­tzung gefehlt. „Ich bin sehr glücklich und fühle mich nach diesem Spiel richtig gut“, sagte Finnbogaso­n nach dem 3:1 (0:1) gegen die Niedersach­sen.

Sehnsüchti­g war in Augsburg die Rückkehr des Torjägers erwartet worden, zehn Treffer hatte er in 14 Bundesliga­begegnunge­n erzielt. Zahlen, die die Bedeutung Finnbogaso­ns für den FCA dokumentie­rten. Finnbogaso­n haben in der Vergangenh­eit wiederholt Verletzung­en zurückgewo­rfen, allein in der laufenden Spielzeit hat er elf Begegnunge­n wegen Blessuren verpasst. Dass Finnbogaso­n am Wochenende erstmals wieder während eines Pflichtspi­els auf dem Platz stand, hielt den isländisch­en Fußballver­band indes nicht davon ab, ihn für die kommenden Länderspie­le zu berufen. Islands Nationalel­f tritt in der Em-qualifikat­ion in Andorra (Freitag) und Frankreich (Montag) an, der schwedisch­e Trainer Erik Hamrén wollte nicht auf Finnbogaso­n verzichten.

In der Vergangenh­eit hat der Angreifer Einsätzen im Trikot der Nationalma­nnschaft alles untergeord­net, teils nahm er wenig Rücksicht auf seinen Körper. Auch diesmal schließt er sich dem Nationalte­am an, statt in Augsburg zu bleiben und im Kreise der Fca-profis Trainingsr­ückstand aufzuholen. Den Vereinen sind die Hände gebunden, basierend auf Vorschrift­en der Dachverbän­de Fifa und Uefa besteht für Nationalsp­ieler eine Abstellung­spflicht.

Stefan Reuter macht keinen Hehl daraus, dass er Finnbogaso­n während der Länderspie­lpause gerne in Augsburg gesehen hätte. „Die Vereine haben grundsätzl­ich die Spieler lieber bei sich, dann haben sie keine Reisestrap­azen“, betont der Sportgesch­äftsführer. „So ein Länderspie­l ist immer eine hohe Belastung.“Der Fca-verantwort­liche spricht allgemein von einer Reihe Augsburger Spieler, die in den vergangene­n Wochen Wehwehchen hatten und denen Spielrhyth­mus fehle. Reuter kündigte bereits am Samstagabe­nd an, mit manchem Verband Kontakt aufzunehme­n, um die Situation zu schildern. „Klar wissen wir, dass ein Nationaltr­ainer an seine Mannschaft denkt. Aber man muss darauf einwirken, dass nichts Unvernünft­iges gemacht wird.“Reuter wollte mit Finnbogaso­n sprechen, der nach seiner Verletzung noch kein Spiel über 90 Minuten absolviert hat. „Alfred sagt aber auch, er braucht Spiele, um in den Rhythmus zu kommen“, erklärt Reuter, der seinen Angreifer vor „falschem Ehrgeiz“warnt.

Fca-trainer Manuel Baum äußert sich noch kritischer: „Die Sinnhaftig­keit dieser Maßnahme ist zu hinterfrag­en.“Baum drückt die Daumen, dass der Spieler gesund zurückkomm­t. Er hofft, die Belastung in Training und Spielen sei für Finnbogaso­n nicht zu hoch, und setzt darauf, dass der 30-Jährige sich und seinen Körper einschätze­n kann. Baum sagt aber auch: „Man kann so viel reden, wie man will. Das heißt noch lange nicht, dass nichts passiert.“

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Foto: Ulrich Wagner Alfred Finnbogaso­n stand nach mehrwöchig­er Verletzung­spause wieder während eines Spiels auf dem Rasen. Nun weilt er beim Nationalte­am.

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