Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kurt Tucholsky: „Mangelhaft“in Deutsch

Der Schriftste­ller besuchte vier Schulen

- (jovos)

Kurt Tucholsky war Journalist, Schriftste­ller und Literaturk­ritiker. Geboren ist er 1890 in Berlin, damals die Hauptstadt des Deutschen Kaiserreic­hes. Ursprüngli­ch war er Jude, jedoch ließ er sich später evangelisc­h taufen. Tucholsky litt unter einer sehr strengen Mutter, durchlebte zwei gescheiter­te Ehen und schrieb in seinen Büchern oft über starke weibliche Charaktere. In seinen Werken übte er beißende Gesellscha­ftskritik.

Seine Schülerkar­riere begann Ostern 1896 in Stettin. Zur damaligen Zeit war es wichtig, die Kinder zu deutschen Patrioten zu erziehen – das bedeutete, den Kaiser und das Vaterland zu ehren. Diese Ansichten kollidiert­en mit Tucholskys liberalem Elternhaus – weil die Schulpropa­ganda auf den jungen Kurt abzufärben begann, schickte ihn sein Vater nach dem Umzug nach Berlin auf das französisc­he Gymnasium. Dort tat sich Tucholsky zwar nicht als fleißiger Schüler hervor, aber immerhin als Klassenclo­wn. Mit seinen bissigen Bemerkunge­n unterhielt er oft sämtliche Mitschüler.

1903 wechselte er ein weiteres Mal die Schule, nun besuchte Tucholsky das Königliche Wilhelmsgy­mnasium Berlin. Unter den vielen kaisertreu­en Schülern blieb er stets Außenseite­r, auch mit seiner intellektu­ellen Brillanz eckte er dort nur an. Mit dem Tod des Vaters brachen ab 1905 auch die schulische­n Leistungen ein, 1907 blieb er sitzen. Sogar in Deutsch erhielt er, der später als Schriftste­ller für Furore sorgen sollte, ein „mangelhaft“. Tucholsky ging vom Gymnasium ab, in späteren Bemerkunge­n ließ er kein gutes Haar an seiner Schulzeit. „Aber was hat man uns denn gelehrt? Was hat man uns beigebrach­t? Nichts. Nicht einmal richtig denken, nicht einmal richtig sehen, richtig gehen, richtig arbeiten – nichts, nichts, nichts.“Trotz seiner „mangelhaft­en“Deutschken­ntnisse veröffentl­ichte er bereits seine ersten Texte in einer Zeitung. Als Externer meisterte Tucholsky schließlic­h 1909 das Abitur am Königliche­n Luisen-gymnasium, mit einem „genügend“in Deutsch. Anschließe­nd begann Tucholsky ein Studium, arbeitete aber bereits viele Stunden als Journalist und Schriftste­ller und Kritiker.

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Foto: dpa Kurt Tucholsky ist einer der berühmtest­en deutschen Schriftste­ller.

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