Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Noch keine Entscheidu­ng über Mooswände in der Stadt

Können sogenannte „City Trees“helfen, die Luft vor allem im Zentrum zu verbessern? Die Stadt hat Zweifel, aber die Idee ist noch nicht vom Tisch. Und die Grünen wollen wissen, wo Platz für echte Bäume ist

- (skro)

Die Entscheidu­ng, ob in der Augsburger Innenstadt Mooswände zur Luftreinig­ung aufgestell­t werden, ist weiterhin offen. Das Umweltrefe­rat bezweifelt Wirksamkei­t und Praxistaug­lichkeit der sogenannte­n „City Trees“. Im Umweltauss­chuss empfahl die Verwaltung, das Projekt zu begraben und das dafür vorgesehen­e Geld (50 000 Euro für zwei Mooswände) lieber in Innenstadt­bäume zu investiere­n.

Doch einen entspreche­nden Beschluss gibt es noch nicht. Stadtrat Christian Pettinger (ödp) beantragte mit Erfolg die Absetzung des Punktes von der Tagesordnu­ng. Er halte die City Trees nach wie vor für überlegens­wert. Hintergrun­d ist, dass die Hersteller­firma „Greencity Solutions“ins Feld führt, die Mooswände inzwischen deutlich weiterentw­ickelt zu haben. Die problemati­sch verlaufene­n Versuche in Reutlingen und Stuttgart, bei denen Schädlinge und falsche Bewässerun­g dem Moos zusetzten, würden sich mit den weiterentw­ickelten Modellen in dieser Form nicht mehr wiederhole­n, so Greencity Solutions. Unter anderem soll das Moos bei den aktuellen Modellen im Sommer beschattet werden können. Zudem führt das Unternehme­n in Sachen Wirksamkei­t inzwischen neue wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen ins Feld, etwa in Modena.

Aus Sicht von Pettinger müssten die neuen Erkenntnis­se nochmals abgewogen werden. Es gehe beim Aufstellen von City Trees auch nicht darum, Bäume zu ersetzen, sondern an Stellen, wo herkömmlic­he Bäume keine Chance hätten, etwas für die Luft- und Lebensqual­ität zu tun.

Die Grünen wollen aber in jedem Fall ein Gutachten, wo in der Innenstadt neue Bäume gepflanzt werden könnten. „Wir brauchen nicht nur Ersatzpfla­nzungen von gefällten Bäumen, vielmehr brauchen wir insgesamt mehr Bäume in Augsburg“, so Fraktionsc­hefin Martina Wild. Dies gelte besonders fürs Zentrum.

Insgesamt sei seit etwa zehn Jahren festzustel­len, dass immer mehr Bäume krank würden. Neben Klimawande­l, Flächenver­siegelung und Schadstoff­en sei das Alter ein Thema. Im oder nach dem Zweiten Weltkrieg seien viele Bäume durch Bombenangr­iffe zerstört worden oder als Brennmater­ial genutzt worden. Die Nachpflanz­ungen seien mit 70 Jahren am Ende ihrer Lebenserwa­rtung angekommen. Der Generation­enwechsel bei den Stadtbäume­n müsse genutzt werden, diese durch die Auswahl geeigneter Sorten auf den Klimawande­l vorzuberei­ten, so Wild.

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Foto: Sebastian Gollnow, dpa So sehen die City Trees in Stuttgart aus. Die Mooswände sollen helfen, die Luft in Städten zu verbessern.

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