Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Führerscheinumtausch: Amt fürchtet Antragsflut
Die Ankündigung, dass alle Autofahrer auf eine Fahrerlaubnis im Scheckkartenformat umsteigen müssen, sorgt schon jetzt für Mehrarbeit. Hinzu kommt ein personeller Engpass. Die Folge: Bis zu zwei Stunden Wartezeit
Die Pläne der Europäischen Union, alle Papierführerscheine (grau und rosa) durch Eu-scheckkartenführerscheine umzutauschen, dürften in den kommenden Jahren für „Stau“in der Fahrerlaubnisbehörde der Stadt sorgen. Die erste Umtauschwelle wird bis 19. Januar 2022 laufen, danach müssen zeitlich gestaffelt die restlichen alten Führerscheine bis 2033 umgetauscht werden. Nachdem der Bundesrat im Februar einen Zeitplan beschloss, gingen die Anfragen in Augsburg bereits in die Höhe – zum Leidwesen der Behörde. Sie ist momentan ohnehin überlastet.
Wie viele „alte“Führerscheine in Augsburg überhaupt noch in Umlauf sind, ist ungewiss. Vor 1999 sei die Zahl der ausgestellten Führerscheine nie zentral erfasst worden, sagt Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD). Für die Zukunft rechnet er mit etwa 25 000 Anträgen pro Jahr.
Zusätzlich zum Umtausch der al- ten Führerscheine kommt die Vorschrift hinzu, dass Eu-scheckkarten-führerscheine künftig alle 15 Jahre erneuert werden müssen. Eine erneute Fahrprüfung ist dafür nicht nötig, aber wie beim Personalausweis auch muss ein Antrag mit aktuellem Foto gestellt werden. Er gehe davon aus, dass die sich abzeichnende dauerhafte Mehrarbeit nur mit zusätzlichem Personal zu bewältigen sein wird, so Wurm. In welcher Größenordnung, ist noch unklar.
Für den Moment rate man Bürgern mit altem Führerschein dringend, erst im Jahr vor dem persönlichen Fristende den Umtauschantrag zu stellen. Endet die Umtauschfrist beispielsweise im Januar 2022, bittet die Stadt um eine Antragstellung erst im Lauf des Jahres 2021. Hintergrund ist, dass in der Führerscheinbehörde – unabhängig von der Umtauschaktion – momentan personell „Land unter“herrscht. „Das führt bereits zu stark verlängerten Wartezeiten. An parteiverkehrsreichen Tagen sind es bis zu Stunden“, sagt Wurm. Wenn jetzt noch viele vorzeitige Anträge auf Umtausch kämen, würde die Behörde überrollt. Momentan seien auch die Bearbeitungszeiten für Anträge von sonst vier auch etwa acht Wochen gestiegen. Entspannung zeichne sich erst ab, wenn der Engpass beseitigt ist und zusätzliches Personal eingearbeitet ist.
Rechtlich gibt es derzeit keinen Anlass, seinen Führerschein zu tauschen und die Gebühr (24 Euro) zu bezahlen. Allerdings gibt es trotz anderer Vereinbarungen im Euausland teils Probleme mit grauen oder rosa Führerscheinen. In einigen Fällen verlangte die dortige Polizei von Autofahrern mit Papierschein bei Kontrollen Bußgeld. Wer sich nicht an die Fristen hält und in Deutschland kontrolliert wird, riskiert ein Verwarnungsgeld von zehn Euro.
Wer momentan etwas bei der Fahrerlaubnisbehörde zu erledigen hat, sollte unbedingt vorab einen Termin online reservieren (unter augsburg.de). Aktuell müsse das Nummernziehgerät häufig vor Ende der Öffnungszeit abgeschaltet werden, um die Schlange in angemessezwei ner Zeit bedienen zu können, so die Stadt. Wegen des Personalmangels sei die Behörde teils auch telefonisch schlecht zu erreichen.