Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das evakuierte Haus wird noch lange leer stehen
Die Sanierung zieht sich bis Januar 2020 hin. Was dies für Bewohner und Gewerbetreibende bedeutet
An einem Freitagabend Anfang November musste ein Gebäude am Oberen Graben 8 in der Altstadt evakuiert werden. Die Bewohner mussten über Nacht ihre Wohnungen verlassen. Die Geschäftstreibenden im Haus erfuhren am Samstagmorgen, dass ihre Räume nicht mehr nutzbar sind. Bewohner und Gewerbetreibende wurden in Ausweichquartieren untergebracht.
Kein Mensch konnte anfangs sagen, wie lange diese Übergangslösung nötig ist. Seit Montag steht fest, dass alles viel länger dauert als kalkuliert. Sozialreferent Stefan Kiefer und Stiftungsamtsleiter Dieter Uitz sagten auf Anfrage: „Mit dem Abschluss der Sanierungsarbeiten am Oberen Graben ist im Januar 2020 zu rechnen. Das heißt, die Bewohner und Gewerbemieter müssen so lange in anderen Immobilien verbleiben.“Das Ausmaß der umfangreichen Sanierung sei den Betroffenen bereits mitgeteilt worden. Das Haus gehört einer von der Stadt Augsburg verwalteten Stiftung und wird vom Wohnungs- und Stiftungsamt verwaltet.
Die 21 Bewohner, zumeist ältere Personen, leben bis auf Weiteres in städtischen Alten- und Pflegeheimen. Geschäftsleute, die das Gebäu- de ebenfalls verlassen mussten, sind an anderen Standorten in der Stadt untergebracht. Sie sind dem Vernehmen nach jedoch höchst unglücklich über die Situation: Bis heute konnten die Geschäftstreibenden nur wenige Male mit Ausnahmegenehmigung in ihre alten Räume zurück, um persönliche Gegenstände oder Dinge zu holen, die sie für den Geschäftsbetrieb benötigen. Für einige steht zudem noch gar nicht fest, ob sie bis Januar 2020 in ihren jetzigen Ausweichquartieren bleiben können. Die Zukunftssorgen sind dementsprechend groß.
In der Sitzung des zuständigen Stiftungsrates sollen die Stadträte am kommenden Dienstag über das Ergebnis der intensiven statischen Untersuchungen informiert werden, die in den zurückliegenden Wochen stattgefunden haben. Dann könnte auch ein Betrag genannt werden, der für die Sanierung fällig wird. Baufachlich wird die Sanierung des Gebäudes eine Herausforderung, heißt es. Ein sogenanntes „Mörtelstopfverfahren“kommt dabei zum Einsatz. Der vorhandene, nicht tragfähige Boden wird dabei durch abschnittsweises Einpressen von Mörtelpackungen so weit verdrängt, bis unter den Fundamenten wieder ein stabiler Gründungskörper entstanden ist.
Die Mörtelstopfinjektion lasse sich vom bestehenden Keller aus ohne schweres Gerät und bei Minimalrisiko für die Gebäudesubstanz und -logistik ausführen. Das beauftragte und laut Stiftungsamtsleiter Dieter Uitz bundesweit renommierte Statikunternehmen „Burges und Döhring“hat das Verfahren bereits mehrfach erfolgreich eingesetzt – auch in Augsburg war dies bereits der Fall.