Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Honig zum Zweiten
Wiederholt sich der Us-flop von Til Schweiger auch bei uns?
Bei Schweiger tillt das Feuilleton aus und das Publikum strömt. Sein „Honig im Kopf“lockte über 7,4 Millionen deutsche Besucher. Bei Schweigers Remake auf Englisch aber blieb das Publikum aus. Nach sechs Tagen Spielzeit mit spärlichen 12 350 Dollar Einnahmen flog der Film aus den Us-kinos. Der größte Schweiger-flop aller Zeiten?
Künstlerisch keineswegs, das Remake gerät so emotional und bewegend wie das Original. Wie einst Dieter Hallervorden gibt nun Nick Nolte den zunehmend umnachteten Großvater, mit dem es nach dem Tod der Ehefrau geistig bergab geht. Als er im Alltag immer schlechter zurechtkommt, holt ihn sein Sohn Niko in sein luxuriöses Zuhause nach London. Während Enkelin Tilda (Nolte-tochter Sophia Lane) sich über den Besucher freut, reagiert die Schwiegertochter zunehmend gereizt auf das Chaos, das der zerstreute Opa alsbald in ihrem trauten Anwesen anrichtet. Ihr Garten wird von ihm recht eigenwillig zurechtgestutzt, nächtens hält er den Kühlschrank für das Klo. Für Niko und Gattin steht fest: Der Alte muss ins Heim. Doch sie haben die Rechnung ohne ihre Tochter gemacht. Die findet den richtigen Umgang mit dem Großvater. Als der Kinderarzt ihr erklärt, wie gut alte Erinnerungen auf demente Patienten wirken, reist die Elfjährige mit Amadeus nach Venedig, wo Opa einst die Flitterwochen verbrachte.
Im Unterschied zum Original lässt das Remake dem Streit des Ehepaares mehr Raum. Wenn zwischen Matt Dillon und Emily Mortimer die Fetzen fliegen, lässt es Schweiger auch beim Schnitt gehörig krachen. Wer erleben möchte, wie Hollywood-haudegen Nick Nolte den Part von Dieter Hallervorden stemmt, wird bestens bedient. So langweilig wie das ewige Schweiger-bashing ist der Film jedenfalls bei weitem nicht.
» Head Full of Honey (2 Std. 12 Min.), Drama/komödie, Deutschland/usa 2018
Wertung ★★★✩✩