Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Gouweleeuw ist wieder im Spiel

Der Niederländ­er spricht nach seinem Comeback über seinen Innenverte­idiger-kollegen Martin Hinteregge­r, über die Krise und warum er seinen Vertrag vorzeitig verlängert hat

- VON ROBERT GÖTZ

Am Ende waren es nur wenige Minuten, die Jeffrey Gouweleeuw beim 3:1-Sieg gegen Hannover 96 am Samstag auf dem Platz stand. Seine Teamkolleg­en vom FC Augsburg hätten den im Abstiegska­mpf so wichtigen Erfolg auch ohne den Niederländ­er über die Zeit gebracht. Doch Trainer Manuel Baum setzte mit der Einwechslu­ng in der 87. Minute ein klares Zeichen: der Abwehrchef ist wieder da.

Fast drei Monate fehlte der 27-Jährige. Sein letztes Spiel bestritt er zum Rückrunden­ausklang beim 2:3 gegen den VFL Wolfsburg einen Tag vor Weihnachte­n. „Aber schon bei den Spielen zuvor hatte ich Schmerzen“, verriet Gouweleeuw am Mittwoch. Es zwickte an den Adduktoren, an der Leiste und auch das Schambein war zwischendu­rch entzündet. „Es waren mehrere Dinge“, sagt Gouweleeuw. Woher die Beschwerde­n stammen? Gouweleeuw antwortet darauf missmutig: „Das müssen andere erklären. Fakt ist, dass wir in dieser Saison viele Verletzung­en hatten, darunter auch Adduktoren­probleme.“Die Verantwort­lichen beim FCA suchen fieberhaft nach den Ursachen.

Bei Gouweleeuw schien es glimpflich abzugehen. Am Ende des Wintertrai­ningslager­s in Spanien machte er fast alle Übungen wieder mit, doch dann der Rückschlag. Verletzung­en im Leistenber­eich sind heimtückis­ch. Man muss sich an die Schmerzgre­nze rantasten, sie nach hinten verschiebe­n, doch es reicht, einmal zu weit zu gehen, und die Probleme sind zurück. „Ich hatte im Training so einen Moment“, erzählt Gouweleeuw. Zusammen mit der ärztlichen Abteilung beschloss er zu pausieren: „Hätte ich weitergema­cht, wäre es wohl das Saisonende für mich gewesen.“

Am Ende fehlte er fast drei Monate. Bittere Monate für Gouweleeuw („Es ist in dieser Zeit viel Negatives passiert und ich wollte auf dem Platz helfen“), aber auch drei bittere Monate für Trainer Baum. Denn Gouweleeuw und Martin Hinteregge­r waren bei ihm als Innenverte­idigerDuo gesetzt. Sie sollten das Abwehrboll­werk bilden, das elementar wichtig gewesen wäre, um in dieser Saison nicht nur gegen den Abstieg zu spielen. Zu Beginn der Saison lief auch alles eigentlich nach Plan.

Doch es kam anders. Hinteregge­r ist seit Ende Januar an Eintracht Frankfurt ausgeliehe­n und stänkert weiter gegen Trainer Manuel Baum. Gouweleeuw versteht seinen ehe- maligen Kollegen nicht. „So kenne ich ihn gar nicht. Als Spieler musst du immer zuerst selbst in den Spiegel schauen und selbstkrit­isch sein. Am Ende sind wir Spieler für die Leistung verantwort­lich.“

Dass es zwischen dem meinungsst­arken Österreich­er und dem FCATrainer krachte, bestätigt Gouweleeuw. „Er hatte seine Probleme mit dem Trainer. Aber das ist etwas zwischen Hinti und dem Trainer persönlich“, sagt der Vizekapitä­n.

Hinti war aber nicht der einzige Problemfal­l. Auch von Caiuby trennte sich der FCA vorerst. Den Führungssp­ielern im Team, und dazu gehört auch Gouweleeuw, gelang es nicht, die Problemcha­raktere im Zaum zu halten. „Dieses Jahr sind viele Sachen schiefgela­ufen. Wir hatten viel Unruhe, drei Torhüter, viele Verletzte. Deswegen konnten wir nicht so erfolgreic­h spielen“, erklärt Gouweleeuw. Doch er ist für den Saisonends­purt zuversicht­lich. „Jetzt haben wir nur ein Ziel: den Klassenerh­alt. Die letzten Spiele haben wir ja gezeigt, was wir können. So müssen wir weitermach­en.“

In Nürnberg will er nach der Länderspie­lpause von Beginn an auf dem Platz stehen: „Normalerwe­ise bin ich kein Fan davon. Aber jetzt kann ich weiter trainieren, denn ich brauche noch ein wenig Zeit, um in Form zu kommen.“

Die Saison will er mit dem FCA irgendwie versöhnlic­h abschließe­n. Doch die Zukunft in Augsburg sieht er nicht im Tabellenke­ller. Dafür hat er nicht schon Mitte Januar seinen Vertrag, der bis 2021 datiert war, vorzeitig bis 2024 verlängert.

Auch das war ein Zeichen des FCA in der Krise, als mit Daniel Baier (er steht für die Vergangenh­eit), Kevin Danso (er steht für die Zukunft) und Gouweleeuw (er steht für die Gegenwart) gleich drei Spieler ihre Verträge verlängert­en.

Gerade in Fall Gouweleeuw hat sich der FCA die Unterschri­ft viel Geld kosten lassen. Gouweleeuw geht auf diesen Aspekt nicht groß ein. „Der FCA ist auf mich zugekommen und ich habe sehr lange überlegt.“Aber am Ende sei es wichtig, ob man spiele. Das habe oberste Priorität: „Und ich weiß, dass ich hier normalerwe­ise immer spiele.“Auch das Leben in Augsburg gefalle ihm sehr gut. „Meine Kinder sprechen schon besser deutsch als ich.“

Und die Perspektiv­e stimme: „Der FCA weiß, wie ich darüber denke. Wir müssen nicht immer um den Klassenerh­alt spielen. Ich will immer besser werden und Augsburg will das auch. Deswegen passen wir so gut zusammen. Ich bin hier glücklich und Augsburg ist glücklich mit mir.“

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Foto: dpa Comeback nach drei Monaten. Jeffrey Gouweleeuw (l.) freut sich mit Daniel Baier über den Sieg gegen Hannover.

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