Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Komm, wir laufen über die Alpen!
Wandern klingt für manche vielleicht wenig spannend. Aber einmal ein großes Gebirge überqueren – das klingt nach Abenteuer. Unsere Reporterin hat es ausprobiert
Zum Start meiner Alpentour fahre ich mit dem Zug. Doch von Oberstdorf im Süden Deutschlands geht es zu Fuß weiter. Die Idee hatte ich schon länger: einmal über die Alpen wandern, von Deutschland über Österreich nach Italien. Nun kann es endlich losgehen! Mein Freund Dominik ist auch dabei. Ein halbes Jahr haben wir uns auf die Wanderung vorbereitet. Wir haben Ausrüstung gekauft, den Weg geplant und mit dem Gepäck langes Laufen geübt. Trotzdem habe ich Respekt vor dem Wetter in den Bergen, der Anstrengung und den schwierigen Stellen.
Es gibt nur wenige Hütten, in denen man essen kann
Dominik trägt neben seinen Sachen auch noch einen Gaskocher für uns in seinem Rucksack – und viele Müsliriegel! Denn oben in den Bergen gibt es nur wenige Hütten, in denen wir essen können. Dort übernachtet man häufig in großen Schlafsälen im Schlafsack. Jeder von uns hat drei Liter Wasser in einer Trinkblase mit Schlauch dabei. Das ist wichtig, denn in den nächsten Tagen geht es mit dem Gepäck auf dem Rücken lange bergauf und bergab. Im Sonnenschein laufen wir los. Neben uns plätschert und rauscht es. Ganz nah am Weg stürzen kleine Wasserfälle hinab und spritzen uns mit Bergwasser nass. Ein Gps-gerät hilft uns, den Weg zu finden. Aber an einer Stelle liegt plötzlich eine Schlucht vor uns, die wir nicht überqueren können. Wir müssen einen kleinen Umweg laufen. Zum Glück kommen wir trotzdem an der Berghütte an. Meistens wandern wir im Nebel los. Bis zur nächsten Berghütte dauert es Stunden. Der Weg nach oben ist oft besonders anstrengend. Die letzten Meter auf den Gipfel erreichen wir manchmal nur, indem wir über große Felsbrocken klettern. Oben erwartet uns und die anderen Wanderer ein hohes Kreuz. Darin steckt oft ein Buch mit Grüßen. Auch wir tragen uns ein. Der höchste Schlafplatz der Tour liegt auf fast 3000 Metern Höhe, vor einem Gletscher. Dahinter liegt der schwierigste Teil: Links und rechts geht es steil nach unten. Plötzlich hören wir ein Grummeln wie brechendes Eis. Eine kleine Lawine stürzt den Berg hinunter, bleibt aber nach kurzer Zeit auf dem Schotter liegen. Glück gehabt! Nach zehn Tagen kommen wir an einem See an. Ziel erreicht! (dpa)