Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Künstliche Intelligen­z soll Allergiker­n helfen

Augsburger Forscher stellen eine lernende Maschine vor, die Pollen schneller und besser erkennen kann. So soll ein neues Frühwarnsy­stem entstehen

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Künstliche Intelligen­z (KI) soll im Zentrum der insgesamt mit zwei Milliarden Euro ausgestatt­eten „Hightech-agenda“stehen, die Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) kürzlich im Landtag auf den Weg gebracht hat. Auch in Augsburg wird zu diesem Megathema geforscht.

Die Forschung, die damit angestoßen werden soll, sei aber kein Selbstzwec­k, betonte Bayerns Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler (CSU) bei einem Presseterm­in in München: „Für uns muss der Mensch bei neuer Technik immer im Mittelpunk­t stehen.“Der Einsatz künstliche­r Intelligen­z müsse also immer einen Mehrwert für die Menschen in Bayern bringen – und in kritischen Bereichen auch ethischen Leitlinien folgen: „Wir müssen definieren, was wir machen wollen. Und auch, was wir nicht machen wollen“, fordert Sibler.

Wie ein sinnvoller Einsatz künstliche­r Intelligen­z im Bereich Gesundheit aussehen kann, zeigte dem Minister unter anderem die Umweltmedi­zin-professori­n Claudia Traidl-hoffmann vom Augsburger Forschungs­verbund „Unika-t“: Ein Team unter ihrer Leitung erforscht dort den Einsatz von KI zum besseren Schutz von Allergiker­n: „Wir wollen mit einem digitalen Netzwerk die Menschen besser und präziser über Pollenflug informiere­n“, erklärte Traidl-hoffmann.

Schon heute überwachen acht Stationen in ganz Bayern mit einer sogenannte­n Aerosolmes­sung die Pollen-belastung in der Luft. Aktuelle Daten aus diesen Messungen für Augsburg sind auf der Internet-seite des Forschungs­verbundes „Unika-t“(www.unika-t.de) abrufbar. Um Allergiker­n künftig noch besser helfen zu können, soll nun ein Frühwarnsy­stem entstehen, das möglichst schnell und präzise Prognosen erstellt, erklärte Traidl-hoffmann: „Dafür müssen wir aber ganz genau wissen, wann und wo wie viele Pollen fliegen.“Dies sei nicht ganz einfach, da die Pollenflug-konzentrat­ion starken zeitlichen und sehr kleinräumi­gen Schwankung­en unterworfe­n sei. Hier kommt nun die künstliche Intelligen­z ins Spiel: Die Technik soll die Pollenart und deren Konzentrat­ion in der Luft schneller und besser erkennen und diese Informatio­nen dann automatisc­h und je nach Allergie personalis­iert digital an Betroffene weitergebe­n. „Bei einigen Pollenarte­n funktionie­rt die Ki-erkennung schon sehr gut“, erklärte Dr. Jan Schoenfeld­er, der an dem Projekt beteiligt ist. „Bei manchen anderen Arten müssen wir allerdings noch eine bessere Erkennbark­eit schaffen.“Die Technik verbessere sich aber als lernende Maschine ständig selbst.

Auf mittlere Sicht sollen zudem auch allergene Pilzsporen in das Warnsystem eingebunde­n werden. „Umwelterkr­ankungen kommen wie ein Tsunami auf uns zu“, warnt Traidl-hoffmann. Der Klimawande­l stelle zudem ständig neue Herausford­erungen an die Gesundheit. Die neue Technik könne dabei helfen, diese Probleme besser in den Griff zu bekommen, ist die Wissenscha­ftlerin überzeugt: „Wir nutzen künstliche Intelligen­z, um nachhaltig­e Gesundheit zu schaffen.“

Überwachun­gsstatione­n in ganz Bayern

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Die Professore­n Claudia Traidl-hoffmann und Jens O. Brunner sind hier mit verschiede­nen Pollenprob­en zu sehen.

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