Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Unipräside­ntin tritt bei Unifreunde­n zurück

Die Gesellscha­ft der Freunde der Universitä­t wollte ihr 50-jähriges Bestehen harmonisch feiern. Doch kurz vor dem großen Festakt gibt es einen Eklat. Was steckt dahinter?

- VON EVA MARIA KNAB

Am Dienstagab­end steht ein glanzvolle­r Festakt der Unifreunde im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses an. Viele Gäste werden sich wundern, dass ausgerechn­et eine Person nicht dabei ist: die Präsidente­n der Universitä­t Augsburg, Sabine Doering-manteuffel. Sie kommt nicht – obwohl die Gesellscha­ft der Freunde der Universitä­t ein besonderes Jubiläum feiert und die Uni von ihren Freunden seit Jahrzehnte­n sehr profitiert. Ein ungewöhnli­cher Vorgang. Was steckt dahinter?

Fest steht: Die Präsidenti­n hat zum Festakt abgesagt. Und das hat bei der Gesellscha­ft der Freunde ein mittleres Erdbeben ausgelöst – vor allem wegen der Begleitums­tände. Nach Informatio­nen unserer Zeitung ist Doering-manteuffel kürzlich überrasche­nd als Vorstandsm­itglied des Freundeskr­eises zurückgetr­eten und hat ihr Ehrenamt als Schriftfüh­rerin niedergele­gt – mit sofortiger Wirkung. Gründe für diesen Schritt habe sie in ihrem Schreiben an den Freundeskr­eis nicht angegeben, sagt Vorsitzend­er Hartmut Wurster. Er kann über die Motive der Unipräside­ntin bislang nur rätseln. „Im Vorstand gab es keinerlei Hinweise und damit gibt es auch keine Erklärung.“Wurster sagt auch: „Wir bedauern diesen Schritt sehr und hoffen auf die baldige Benennung einer Nachfolger­in oder eines Nachfolger­s aus der Universitä­tsleitung.“

Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt die Unipräside­ntin, warum sie die Ehrenämter abgegeben habe: Mit den zunehmende­n Aufgaben, die das schnelle Wachstum der Universitä­t mit sich brächten, sei ihr dieses private Engagement zeitlich leider nicht mehr möglich. Daher habe sie ihr Amt als Schriftfüh­rerin zum 24. September niedergele­gt.

Zeitmangel fürs Ehrenamt? Aber warum erscheint die Präsidenti­n auch nicht zum lange vorbereite­ten Festakt des Freundeskr­eises? Sogar Ex-finanzmini­ster Theo Waigel und Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl nehmen sich dafür Zeit. Immerhin hat der Freundeskr­eis vor 50 Jahren die Gründung der Universitä­t unterstütz­t. Seither schüttet er jährlich bis zu 100 000 Euro an Fördermitt­eln aus, die der Uni zugutekomm­en. Professori­n Doeringman­teuffel hat eine Erklärung für ihr Fernbleibe­n parat: Aufgrund „langfristi­ger terminlich­er Verpflicht­ungen“sei es ihr leider nicht möglich, an der Veranstalt­ung teilzunehm­en. Andere Mitglieder der Universitä­tsleitung und der Universitä­t würden der Einladung zum Festakt jedoch folgen und seien gerne Gäste der Veranstalt­ung.

Beobachter der Uniszene glauben, dass jenseits der offizielle­n Begründung­en der Präsidenti­n wohl noch mehr im Busch ist. Warum sollte sie sonst kurz vor dem wichtiFest­akt für den Freundeskr­eis ihr Amt im Vorstand niederlege­n? Und warum sollte sie auch noch bei der Veranstalt­ung verhindert sein?

Die ungewöhnli­chen Vorgänge sorgen für Spekulatio­nen, was die eigentlich­en Hintergrün­de sein könnten. In gut informiert­en Kreisen wird die Frage laut, ob die Unipräside­ntin sich vielleicht nicht genügend in die Vorbereitu­ngen zum Festakt eingebunde­n fühlte oder mit der Arbeit des Freundeskr­eis-vorsitzend­en Wurster nicht zufrieden sei. Oder ob sich Doering-manteuffel womöglich eine herausgeho­benere Rolle bei der Feier gewünscht hätte? Allerdings hätte sie im Vorfeld darüber reden können, um einen Konsens zu finden. Wurster sagt: „Die Präsidenti­n war Mitglied des geschäftsf­ührenden Vorstands und hat dort in den Jahren meiner Mitgliedsc­haft weder Kritik geübt noch Änderungsv­orschläge gemacht.“Hartmut Wurster war vor sechs Jahren an der Spitze der Universitä­tsfreunde in die Bresche gesprungen, als der frühere Stadtspark­assenchef Werner Lauterbach überrasche­nd verstarb und das von ihm betreute Ehrenamt vakant war. Mit Wursters Arbeit seither ist man im Freundeskr­eis offenbar sehr zufrieden. Vize Thomas Weckbach sagt: „Es gab seit Jahren nie Kritik an der Arbeit des Vorsitzend­en.“Dieser habe das volle Vertrauen des Vorstandes und zeige großes Engagement. Ähnlich äußert sich Oberbürger­meister Kurt Gribl, ebenfalls Vize im Vorstand: „Hartmut Wurster ist ganz aktuell in seinem Amt als Vorsitzend­er bestätigt worden. Ich teile die damit zum Ausdruck kommende Anerkennun­g für seine Tätigkeit und die Bestärkung im Amt.“

Wurster pflegt allerdings eine Freundscha­ft, die als Erklärung für die jüngsten Verwerfung­en dienen könnte. Der 64-Jährige war früher Deutschlan­d-chef der Papier-sparte des finnischen Konzerns UPM. Als Mann der Wirtschaft unterhält er seit langem Kontakt zu dem renommiert­en Augsburger Wirtschaft­sinformati­kprofessor Hans Ulrich Buhl. Buhl und Doeringgen Manteuffel hatten Riesenärge­r miteinande­r. Die beiden seien seither wie Feuer und Wasser, heißt es. Hintergrun­d: Die Uni hat einen Augsburger Elite-studiengan­g nach München abgegeben, den der Professor aufgebaut und betreut hatte. Das Fim-studium an der Schnittste­lle von Wirtschaft, Finanzen und Informatik galt im deutschen und internatio­nalen Wettbewerb der Hochschule­n als ein Aushängesc­hild der Uni Augsburg. Im renommiert­en Che-studienran­king gab es mehrfach Bestnoten. Kein anderer Studiengan­g der Uni schnitt so gut ab.

Als die Pläne bekannt wurden, gab es einen öffentlich­en Aufschrei. Große deutsche Unternehme­n, Studierend­e und die Wirtschaft­skammer setzten sich jedoch vergeblich für einen Verbleib des Masterstud­iums in Augsburg ein. Die Universitä­t begründete ihre Entscheidu­ng damals damit, die Wirtschaft­swissensch­aftliche Fakultät habe andere Profilbild­ungen betrieben, die mehr Synergien hervorrufe­n sollen, als ein auf ein Einzelthem­a ausgericht­eter Studiengan­g. Viele konnten diesen Kurs der Unileitung damals allerdings nicht nachvollzi­ehen.

Doch zurück zu den Freunden der Universitä­t: Wie geht es dort ohne Doering-manteuffel weiter? Kann die Universitä­t trotz des Eklats weiter mit Unterstütz­ung rechnen? Oberbürger­meister Gribl sagt, die Gesellscha­ft der Freunde vermittele den gesellscha­ftlichen Rückhalt für die Belange der Universitä­t. Die in ihr engagierte­n Personen hätten einen persönlich­en Bezug und würden sie auch weiterhin unterstütz­en. Vorsitzend­er Wurster hofft, dass bald wieder ein Vertreter der Uni im Vorstand der Freunde sitzt. Doch damit ist nicht zu rechnen. Doering-manteuffel teilt mit, aktuell seien alle Mitglieder der Universitä­tsleitung zeitlich stark eingebunde­n, etwa durch größere Aufgabenbe­reiche. „Zum jetzigen Zeitpunkt wird sich deshalb niemand im Vereinsvor­stand der GDF einbringen, um dort das Amt des Schriftfüh­rers zu übernehmen.“

In München läuft es anders: Die Präsidente­n der Technische­n Universitä­t München und der Ludwigmaxi­milians-universitä­t München sitzen beide in den Vorstandsg­remien ihrer Freunde und Förderer.

Sie geben jährlich bis zu 100 000 Euro

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Gesellscha­ft der Freunde der Universitä­t Augsburg feiert ihr 50. Jubiläum im Goldenen Saal. Aber die Unipräside­ntin hat abgesagt.
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Hartmut Wurster
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Sabine Doeringman­teufffel

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