Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bald gilt Tempo 50 auf der Haunstette­r Straße

Die Stadt senkt das Tempo aus Lärmschutz­gründen. Parallel werden die Ampeln besser vernetzt, um den Verkehr flüssiger zu gestalten. Durchgängi­g „Grüne Wellen“wird es dennoch nicht geben

- VON STEFAN KROG

Autofahrer werden sich in wenigen Wochen auf Tempo 50 statt Tempo 60 auf der Achse Haunstette­r Straße, Landsberge­r Straße und Königsbrun­ner Straße einstellen müssen. Die Geschwindi­gkeit soll auf der gut drei Kilometer langen Strecke zwischen dem Berufsschu­lzentrum auf Höhe Hochfeld und der Stadtgrenz­e zu Königsbrun­n dauerhaft gesenkt werden. Der Stadtrat hatte dies bereits 2016 beschlosse­n, weil die vierspurig­e Hauptverke­hrsstraße als Lärmschwer­punkt gilt.

Ende Oktober wird die Stadt die bisherigen Tempo-60-schilder abmontiere­n. Ab dann gilt dort automatisc­h, wie auf allen innerörtli­chen Straßen ohne Beschilder­ung, Tempo 50. Ob man die Autofahrer in der Anfangspha­se noch gesondert auf die neue Regelung hinweisen wird, sei noch nicht geklärt, so Tiefbauamt­sleiter Gunther Höhnberg.

Parallel zur neuen Geschwindi­gkeitsrege­lung wird die Stadt die Ampeln umrüsten. Sie müssen ab November angepasst an das neue Tempo auf der Straße schalten. Ab Dezember sollen die 18 Ampeln auf der Strecke dann „intelligen­t“geschaltet werden.

Während herkömmlic­he Ampeln zwischen Schaltprog­rammen starr nach Tageszeit wechseln, messen die intelligen­ten Ampeln die Menge des aktuell fließenden Verkehrs und passen ihr Programm daran an. „Wenn es einen Unfall auf der B17 gibt, dann gibt es mehr Verkehr in Haunstette­n. Darauf können die Ampeln reagieren“, so Thomas Gastl, der das Projekt im Tiefbauamt betreut.

Die Stadt hat derartige Ampeln schon in der Innenstadt, an der Friedberge­r Straße und der Bürgermeis­ter-ackermann-straße installier­t. Das Ziel: Der Verkehr soll flüssiger laufen. Technisch ebenfalls schon vorbereite­t sind die Ampeln auf der Achse Grottenau, Leonhardsb­erg, Lechhauser- und Neuburger Straße. Auch sie sollen parallel zur Haunstette­r Straße im Dezember in den intelligen­ten Betrieb gehen.

Auf durchgängi­g „grüne Wellen“können sich Autofahrer aber nicht freuen, so das Tiefbauamt. Die seien in der Praxis nicht so leicht umzusetzen, wenn etwa Hauptverke­hrsstraßen und kreuzende Querstraße­n gleicherma­ßen eine grüne Welle haben. „Zudem hat der öffentlich­e Nahverkehr Vorrang“, sagt Markus Furnier, der die Abteilung Verkehrste­chnik im Tiefbauamt leitet. Man rechne damit, die Kapazitäte­n einer Straße durch intelligen­te Ampeln im einstellig­en Prozentber­eich erhöhen zu können. „Wir können den Stau, der durch viel Verkehr entsteht, nicht verhindern, nur minimieren“, so Furnier. Anfang des Jahres führte die Stadt Probefahrt­en auf den beiden Strecken durch, um die Fahrzeit zu messen. Das soll im kommenden Januar wiederholt werden, um Fahrzeiten vergleiche­n zu können. Langfristi­g, so das Tiefbauamt, strebe man den Umbau aller Haupteinfa­llstraßen, etwa auch der stauträcht­igen Donauwörth­er Straße, mit „intelligen­ten“Ampeln an.

Für die Umrüstung der Haunstette­r Straße wird eine knappe Million Euro fällig, wovon Bund und Land den Löwenantei­l übernehmen. Ein Teil des Geldes kommt aus dem Diesel-topf von Bundesregi­erung und Autoindust­rie, der nach dem Bekanntwer­den der Grenzwert-trickserei­en eingericht­et worden war.

Die Stadt verabschie­dete vor einem Jahr auch einen sogenannte­n Mobilitäts­masterplan. Das Papier beinhaltet diverse Maßnahmen, mit denen der Verkehr in Augsburg umweltvert­räglicher gestaltet werden soll. Hier eine Übersicht:

● Parkleitsy­stem Vorgesehen ist ein Parkleitsy­stem für die Innenstadt, um Parksuchve­rkehr zu vermindern. Es zeigt freie Parkhauska­pazitäten an und soll bis Ende 2020 in Betrieb gehen.

● Verkehrsmo­dell Die Stadt arbeitet an einem detaillier­ten Verkehrsmo­dell, das neben privatem Autoverkeh­r auch Wirtschaft­s- und Radverkehr ermittelt. Auch ein Modell zur Innenstadt­logistik ist in Arbeit – Ziel soll sein, dass weniger Lieferwage­n herumfahre­n, beispielsw­eise durch den Einsatz von Lastenräde­rn. ● P+R Noch keine konkreten Ansätze gibt es zur Erweiterun­g der Park-and-ride-plätze. Die Stadt will im Zuge des Baus der Linie 5 den Platz in Augsburg-west vergrößern. Ein Baustart für die Tram ist aber noch nicht absehbar. Denkbar sei auch, im Zuge der Verlängeru­ng der Linie 3 nach Königsbrun­n den Platz in Haunstette­n-west zu vergrößern, etwa durch ein Parkdeck. ● Ausbau Radverleih Auch die Stadtwerke sind beim Masterplan mit mehreren Projekten dabei. Fürs Fahrradver­leihsystem sollen demnächst zehn neue Standorte errichtet werden, unter anderem an der Friedrich-ebert-straße und am Hochablass. Ziel sind vorerst 40 Standorte mit 200 Rädern.

● Ridesharin­g Anfang kommenden Jahres soll die Idee, dass interessie­rte Carsharing-nutzer Mitfahrgäs­te via App vermittelt bekommen, mit einer Testgruppe erprobt werden. Das Ziel ist, speziell abends, wenn das Taktangebo­t dünner wird, Mobilität bereitzust­ellen. ● Smartphone als Ticket Anfang 2021 soll es einen Test mit interessie­rten Stadtwerke-kunden geben. Dabei wird das klassische E-ticket weiterentw­ickelt: Geplant ist eine App, die automatisc­h erkennt, wenn ein Fahrgast ein Stadtwerke-fahrzeug betritt und verlässt. Aus den Daten wird am Ende der günstigste Preis berechnet. Wann das Modell für alle Kunden freigegebe­n wird, ist noch offen.

● Autonomer Bus Die Idee der Stadtwerke, einen automatisc­h fahrenden Bus zur Erschließu­ng des Innovation­sparks fahren zu lassen, liegt auf Eis. Die Kosten von drei Millionen Euro bei geringer Förderung sind den Stadtwerke­n zu hoch. In dem Bereich des autonomen Fahrens tue sich momentan so viel, dass das durch das Pilotproje­kt erworbene Wissen in fünf Jahren schon wieder veraltet sein werde, so Stadtwerke-sprecher Jürgen Fergg. Die Stadtwerke würden dann ins Thema einsteigen, wenn es alltagstau­gliche Konzepte gebe.

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Foto: Silvio Wyszengrad In der Haunstette­r Straße muss man bald langsamer fahren – dafür sollen die Ampeln intelligen­t werden.

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