Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Audi-chef Bram Schot gibt eine Beschäftig­ungsgarant­ie

Die Corona-epidemie hat die Kurse auf Talfahrt geschickt. Frühere Abstürze zeigen, dass es nach vier Monaten für Dax und andere Indizes wieder aufwärtsge­ht. Es kann aber auch Jahre dauern

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Freier Fall an den Börsen. Das Coronaviru­s sorgt an den Kapitalmär­kten für enorme Verwerfung­en. Der Deutsche Aktieninde­x verbuchte schon vor einigen Tagen den zweitgrößt­en Verlust seiner Geschichte. Ein Blick in die Geschichte der Börsencras­hs zeigt, dass die Anleger wohl noch bange Monate vor sich haben. Die Großbank Goldman Sachs und der Wirtschaft­snachricht­ensender CNBC haben für die USA die Einbrüche an der Wall Street untersucht. Im Schnitt dauert es vier Monate, bis sich die Erholung durchgeset­zt hat. Dieser Wert ergibt sich aus 26 Abstürzen, die der Index der 500 größten börsennoti­erten Us-unternehme­n (S&P 500) seit dem Zweiten Weltkrieg hingelegt hat.

Ob der Corona-kollaps bald überwunden werden kann, wird davon abhängen, ob das Virus eine globale Wirtschaft­skrise auslöst oder nicht. Taumelt die Weltwirtsc­haft in einen schweren Abschwung, dürfte es mehrere Jahre dauern, bis die Verluste aufgeholt sind. Für den wichtigste­n deutschen Aktieninde­x Dax gibt es weniger Anschauung­smaterial aus der Vergangenh­eit, weil er erst 1988 aufgelegt wurde. Seinen bisherigen Höchststan­d von knapp 13800 Punkten erreichte er Mitte Februar und fiel seitdem zwischenze­itlich auf unter 8500 Punkte. Abermillia­rden an Börsenwert wurden dadurch vernichtet. Die große Finanzkris­e vor über zehn Jahren ist ein Beispiel dafür, wie langwierig es sein kann, eine schwere Rezession abzuschütt­eln. Ab Mitte 2007 bröckelten die Kurse von den damaligen Höchststän­den ab, weil erste Nachrichte­n

das bevorstehe­nde Platzen der Blase am Us-immobilien­markt nach Europa schwappten. Erst im Frühjahr 2013 hatte der Dax das alte Niveau wieder erklommen. An die Finanzkris­e hatte sich in Europa die Schuldenkr­ise angeschlos­sen, die die Erholung am Finanzmark­t bremste.

Ähnlich lange dauerte die Aufholjagd nach dem Untergang des Neuen Marktes im Jahr 2000, als es ein Volkssport war, blind Aktien von Unternehme­n zu kaufen, die nach

Internet und Technologi­e klangen. Seinerzeit verloren viele Kleinanleg­er ihr Erspartes, die zu spät aus dem Boom ausgestieg­en waren. Erst ab dem Frühjahr 2003 zeigte der Dax wieder nach oben. Weitere vier Jahre dauerte es, bis die alten Rekorde erreicht waren.

Andere Einschnitt­e wie der Crash von August 1991, als der Kurs um beinahe zehn Prozent nachgab, weil kommunisti­sche Hardliner den sowjetisch­en Präsidente­n Michail Gorbatscho­w stürzen wollten, waren hingegen schon nach wenigen Wochen verdaut.

Wie die Krise dieser Tage für Aktionäre ausgeht, ist offen. Notenbanke­n und Regierunge­n stemmen sich energisch dagegen, dass die Realwirtsc­haft der Börse folgt und in eine schwere Corona-rezession rutscht. Us-präsident Donald Trump lässt ein gewaltiges Konjunktur­paket im Umfang von einer Billion Dollar vorbereite­n. Es soll vor den Wahlen im November verhindern, dass der jahrelange Aufschwung der größten Volkswirts­chaft des Planeten zu Ende geht.

Die Bundesregi­erung will ebenfalls klotzen, wie es Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) ausdrückte, um eine Pleitewell­e von Firmen zu verhindern. Die Lektion aus der Euroüber krise, die Deutschlan­d und seine nordeuropä­ischen Verbündete­n gelernt haben, lautet, dass die Wirtschaft in Krisenzeit­en mit Geld geflutet werden muss. Während Europa und die USA den Höhepunkt der Infektione­n noch vor sich haben, kommen aus China erste positive Meldungen. Die Regionalre­gierung in Schanghai erklärte, dass 85 Prozent der kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n ihre Arbeit wieder aufgenomme­n haben. Der

In China starten die ersten Werke wieder

tägliche Kohleverbr­auch der sechs größten Stromerzeu­ger liegt jetzt bei etwa drei Viertel des Vorjahresv­erbrauchs, wie die Commerzban­k berichtet. Die meisten Vw-werke in China konnten ihre Produktion mittlerwei­le wieder anfahren.

Für Aktionäre heißt es jetzt, geduldig zu sein und darauf zu warten, dass die Abwärtsspi­rale zu einem Ende gelangt und die Zuversicht an die Märkte zurückkehr­t. Für Anleger, die überlegen, ob sie jetzt wegen der Tiefststän­de einsteigen sollten, gilt das Gleiche. „Fange niemals ein fallendes Messer“heißt die Weisheit der Börsenprof­is.

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Foto: Miguel Juarez LUGO/ZUMA Wire, dpa Jetzt hat das Coronaviru­s auch New York fest im Griff. Vor der Börse in New York trugen Passanten diese Woche Mundschutz.

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