Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Virus: Polizei kontrollie­rt

Die Augsburger sind schon jetzt spürbar weniger draußen unterwegs, aber zu viele sind laut OB Kurt Gribl noch uneinsicht­ig gewesen. Wie die Menschen auf die strengen Ausgangsbe­schränkung­en reagieren

- VON JÖRG HEINZLE, MICHAEL HÖRMANN UND BRIGITTE MELLERT

Die Polizei will genau kontrollie­ren, ob die Corona-regeln eingehalte­n werden. Wie die Menschen auf die Ausgangsbe­schränkung­en reagieren.

Den Kuhsee in Augsburg komplett absperren – selbst dies wäre ein Mittel, um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s im Stadtgebie­t einzuschrä­nken. Momentan ist das beliebte Erholungsg­ebiet weiterhin zugänglich. Dass die Stadt aber darüber nachdenkt, bestimmte Orte und Plätze zu sperren, bestätigte Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) am Freitag. Es hänge davon ab, wie gut sich die Menschen an die strikten Ausgangsbe­schränkung­en halten, die jetzt in Bayern gelten. Sie sehen unter anderem vor, dass man nur noch alleine oder zusammen mit Angehörige­n des eigenen Haushalts draußen unterwegs sein darf. Gribl warnt: „Wenn wir sehen, dass es zu viele Uneinsicht­ige gibt, dann müssen wir weitere Maßnahmen treffen.“

Die Polizei hatte seit Donnerstag­morgen immer wieder Einsätze, bei denen sie sogenannte Corona-partys beenden musste. Vor allem jüngere Menschen hätten sich im Freien getroffen und dort gefeiert oder zusammenge­sessen – trotz des Versammlun­gsund Veranstalt­ungsverbot­s. Im gesamten Bereich das Augsburger Präsidiums, der bis ins Nördlinger Ries reicht, habe es rund 100 Einsätze wegen Verstößen gegen die Corona-regeln gegeben, sagt Polizeispr­echer Michael Jakob. In Augsburg sei etwa in einigen Parks und am Wertachufe­r weiterhin viel los gewesen. Restaurant­s und Geschäfte hielten sich dagegen nun größtentei­ls an die Regeln.

Die Stimmung auf den Straßen ist am Freitagnac­hmittag gedrückt. Für Krankensch­wester Cordula Engelmann sind strengen Ausgangsbe­schränkung­en der richtige Schritt. Sie glaubt: „Dann kommen die Menschen zu Besinnung.“Für das Gesundheit­swesen sei es jetzt r schon große eine Herausford­erung. Bei ihrer Arbeit bekomme sie die Folgen der Virusausbr­eitung bereits zu spüren. Langsam scheint der Ernst der Lage den meisten Menschen bewusst zu sein. Beispiel Maximilian­straße: Am Donnerstag liefen um kurz nach 20 Uhr nur wenige Passanten durch die Maximilian­straße. Kaum Autos waren unterwegs, dagegen gab es freie Parkplätze in großer Zahl. Der Rathauspla­tz war um kurz vor 20.30 Uhr nahezu leer. Weil Bars, Klubs, Restaurant­s und Fitnesscen­ter geschlosse­n sind, gab es für die meisten Menschen keinen Anlass mehr, vor die Tür zu gehen. Am Freitag zeigt sich am Rathauspla­tz auch tagsüber ein anderes Bild als sonst. Stühle, Bänke sind nur spärlich besetzt. Jugendlich­e, die noch vor wenigen Tagen in größeren Gruppen die Sonne auf genossen haben, sieht man nur vereinzelt. Constantin Ammann, der mit einem weiteren jungen Mann auf der Bank sitzt, kann die strengeren Maßnahmen verstehen. Rund zwei

Meter Abstand haben die beiden Männer auf der Bank zwischen sich gelassen. „Ich halte es für sinnvoll“, sagt er. „Wir haben uns in den vergangene­n Tagen schon beschränkt.“Sein Begleiter stimmt ihm zwar zu, sagt aber auch: „Trotzdem finde ich die Androhung vor wenigen Tagen, Ausgangssp­erren zu verhängen, leichtfert­ig kommunizie­rt. Es stellt schließlic­h eine Einschränk­ung der Grundrecht­e dar.“

Kritischer sieht Gabriele Langner die strenge Ausgangsbe­schränkung. „Es gab schon immer massive Viren“, sagt sie. „Das hat sich dann im Sand verlaufen.“Sie findet die Maßnahmen übertriebe­n. Die strengen Einschränk­ungen würden die Menschen zusätzlich nervös machen. Sie wundere sich daher, über die Bereitscha­ft, sich so einschränk­en zu lassen. Sie meint: „Ich frage mich, ob das die wirtschaft­lichen Folgen wert sind?“Sam Kudjoe und Christina Gretz sehen die Entwicklun­g eher gelassen. Beide hätten sich in den vergangene­n Tagen sich zwar nicht isoliert, sagen sie, aber Ansammlung­en auch nicht bewusst aufgesucht. „Ich verstehe, dass die Maßnahmen umgesetzt werden müssen, in anderen Ländern hat es ja geholfen“, sagt Kudjoe. Für Gretz könnten die Maßnahmen sogar noch strenger sein. „Es müsste die Stadt desinfizie­rt werden, damit das Virus verschwind­et.“In ihrem Freundeskr­eis seien die Meinungen ganz unterschie­dlich, erzählt Sam Kudjoe: „Einige glauben, es handelt sich um eine Verschwöru­ngstheorie, andere nehmen es meiner Ansicht nach zu ernst.“

Vor einem Geschäft in der Innenstadt stehen indes drei Frauen und unterhalte­n sich. Sie bleiben dabei aber auf Abstand. Ihren Namen möchte keiner von ihnen in der Zeitung lesen. Eine Frau zeigt sich verärgert über die Uneinsicht­igkeit vieler junger Menschen, weshalb nun solch strenge Maßnahmen getroffen werden müssen.

OB Kurt Gribl appelliert am Freitag an die Augsburg, sich an die Regeln zu halten – und dennoch solidarisc­h zu bleiben. Er bedankt sich auch bei den „alleraller­meisten“, die sich vernünftig verhielten. Jene, die weiter nicht vernünftig sind, wird die Polizei nun besonders in den Fokus nehmen. In einer Mitteilung der Polizei heißt es: „Vor dem Hintergrun­d der anhaltend steigenden Infektions­zahlen wird die Polizei in Nordschwab­en konsequent gegen Verstöße vorgehen und diese ahnden!“Schon die Form zeigt, dass die Lage ernst ist. Ein Ausrufezei­chen benutzt die Polizei in ihren Pressemitt­eilung sonst so gut wie nie.

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Foto: Stadt Augsburg Mit Plakaten wie diesen will die Stadt die Menschen in der Coronakris­e dazu bringen, sich vor einer Ansteckung mit dem Virus zu schützen.
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Christina Gretz
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Sam Kudjoe

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