Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der Tourist
„Kein Flug, keine Ausreise“
Es ist seit zwei Wochen ein tägliches Wechselbad der Gefühle. Wo sind wir sicherer vor dem Virus? Hier auf der abgelegenen Finca im Nordosten Mallorcas – oder doch zu Hause? Seit vergangenem Samstag sitzen wir hier fest. Unsere Kontakte beschränken sich auf Telefon, Mail und Whatsapp. Die einzigen Menschen, denen wir noch begegnen, sind Christa und Arno im Nebenhaus, unsere Vermieter.
Letzte Woche schon, als in Deutschland wie auf Mallorca die Schulen, Kitas und vieles mehr geschlossen werden, schreibt meine Tochter flehentlich: „Kommt heim.“Wir wähnen uns noch in Sicherheit, decken uns mit Vorräten ein und glauben: „Wir schaffen das.“Einkaufen ist auf Mallorca ja weiterhin erlaubt. Am Montagmorgen setzt das Umdenken ein. Weltweite Rückholaktionen werden angekündigt. Also bitten wir unser Reisebüro, umzubuchen. Freitag könnten wir fliegen, eine Woche früher als geplant. Dienstag ist alles wieder anders. Vueling fliege am Freitag doch nicht, heißt es nachmittags. Donnerstag eine neue Lage. Vueling hat den Flug gestrichen, obwohl die Regierung der Balearen darauf dringt, dass alle Touristen ausreisen sollen. Kein Flug, keine Ausreise. Das deutsche Konsulat in Palma schickt eine Mail an alle, die sich auf einer Liste des Auswärtigen Amtes registriert haben. Es gebe noch genügend Flüge und man solle sich doch bemühen, ein Ticket zu bekommen. Innerhalb weniger Minuten haben wir die Bordkarten für einen Flug mit Eurowings am Samstagvormittag auf dem Smartphone. Bis dahin kann sich noch viel ändern. Das haben wir gelernt.