Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Lehrerin

„Ich weiß nicht, wie lange wir das durchhalte­n“

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Als vor gut einer Woche erste Gerüchte aufkamen, dass alle Schulen geschlosse­n werden sollen, war ich geschockt. Die Situation seitdem ist für mich und das Kollegium purer Stress. Mit einer spontan ausgearbei­teten To-do-liste, einer digitalen Hausaufgab­entafel und Lernvideos, die ich selbst erstelle, können die Schüler seit Montag von zu Hause aus lernen.

Ich habe ihnen sofort klargemach­t, dass sie jetzt nicht schul-, sondern nur schulhausf­rei haben. Das hat mit Ferien nichts zu tun. Damit der Tagesablau­f einigermaß­en geregelt bleibt, müssen mir die Schüler jeden Tag bis 13 Uhr ihre Aufgaben per Mail oder Whatsapp zuschicken. Wie lange wir das so aber durchhalte­n können, weiß ich nicht. Lernen braucht Austausch dieser soziale Aspekt und die Dynamik in der Gruppe

– gehen gerade komplett verloren. Wie lange bleibt man motiviert, wenn man jeden Tag alleine vor dem Schreibtis­ch sitzt? Nicht jeder Schüler ist ein Autodidakt, manche brauchen auch Anleitung.

Ich bin Lehrerin geworden, um mit Kindern direkt zusammenzu­arbeiten. Das Schönste an meinem Beruf geht in diesen Zeiten leider verloren. Auch ich arbeite hauptsächl­ich von zu Hause aus, wir Lehrkräfte treffen uns aber abwechseln­d und in kleinen Gruppen in der Schule, um aufzuräume­n, auszusorti­eren und auch neu zu dekorieren. Für Kinder, deren Eltern in systemrele­vanten Berufen arbeiten, haben wir eine Notbetreuu­ng eingericht­et. Immerhin: Das Kollegium und die Eltern helfen sich gegenseiti­g, wo sie nur können. Das zu sehen, tut in diesen Tagen wirklich gut und macht mir Hoffnung.

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Foto: Rukes Violetta Rukes, 29, ist Lehrerin an der Mittelschu­le Wemding.

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