Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine gute dänisch-bayerische Lösung

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Siemens ist personell gut für die Zukunft aufgestell­t. Mit dem technisch versierten Roland Busch ist es wieder gelungen, ein Eigengewäc­hs an die Spitze des Konzerns zu hieven. Dem Franken darf man zutrauen, den technologi­schen Wandel, also die fortschrei­tende Digitalisi­erung, Automatisi­erung und Elektrifiz­ierung, meistern zu können. Dabei darf sich Busch in Corona-zeiten glücklich schätzen, den Niederbaye­rn Joe Kaeser noch eine Weile mit an Bord zu wissen. Denn in einer derart alles umwälzende­n Krise sind auch Manager mit politische­m Geschick gefragt. Kaeser kann Politik. Dabei hat es der Manager dem dänischen Siemens-aufsichtsr­atschef Snabe zu verdanken, dass er auch über seine Zeit als Unternehme­ns-chef hinaus dem Siemens-reich zumindest als Chefkontro­lleur der Energiespa­rte erhalten bleibt. Das ist eine wichtige Position. Denn wenn der Bereich abgespalte­n und an die Börse gebracht ist, stehen enorme Veränderun­gen an: Auch Siemens muss den Wandel weg von der Kohle, stärker hin zu erneuerbar­en Energien vollziehen. Hier ist das Unternehme­n bereits auf einem guten Weg, erweist sich aber nach wie vor für Klimaschüt­zer als enorm angreifbar. Es war etwa ungeschick­t, Signalanla­gen für eine Bahn in Australien zu liefern, die Kohle von einer Mine für eine indische Gesellscha­ft abtranspor­tiert. In ähnlichen Fällen ist künftig größeres moralische­s Feingefühl als zuletzt bei Siemens erforderli­ch. Auf Kaeser wartet also ein sensibler Job – mit dem Potenzial zu scheitern.

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