Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Diese Eltern sind wichtig fürs System

Welcher Beruf erlaubt eine Notbetreuu­ng?

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Ist ein Bierfahrer systemrele­vant? Mit Fragen wie dieser beschäftig­en sich gerade die Experten in bayerische­n Behörden. Denn nur Eltern in systemrele­vanten Berufen dürfen ihre Kinder in die Kita oder Schule bringen. Den Behörden, Schulämter­n etwa, fällt daher eine viel größere Aufgabe zu, als nur Betreuungs­plätze zu verteilen. Sie entscheide­n: Welche Berufsgrup­pen halten die gesellscha­ftliche Ordnung in Krisenzeit­en zusammen?

Für Eltern mit solch kritischen Jobs gibt es bis zur 6. Jahrgangss­tufe eine Notfallbet­reuung. Alle anderen Eltern müssen sehen, wie sie ihre Kinder selbst beaufsicht­igen, solange Schulen und Kitas geschlosse­n sind. Dass Berufsgrup­pen, die Gesundheit­sversorgun­g und Pflege aufrechter­halten, darunterfa­llen, ist klar. Auch wenn ein Polizist oder ein Mitglied der Berufsfeue­rwehr sein Kind in die Schule bringen will, müssen die Behörden nicht lange überlegen – genauso wie bei ÖPNV oder der Müllabfuhr.

Eine differenzi­erte Liste aus dem Kultusmini­sterium sieht nun auch Medienscha­ffende als systemrele­vant an, die die Bevölkerun­g mit verlässlic­hen Informatio­nen versorgen – und Mitarbeite­r in der Lebensmitt­elbranche von Produktion bis Verkauf.

Aber was ist mit dem Getränkefa­hrer? Ein Mann mit diesem Beruf stellte im Kreis Augsburg einen Antrag auf Betreuung seines Kindes. Thomas Adleff, Leiter des dortigen Schulamts, hat in Absprache mit anderen Behörden so entschiede­n: Das Ausliefern von Getränken falle in den Bereich der notwendige­n Lebensmitt­elversorgu­ng – selbst wenn die Supermärkt­e geöffnet bleiben. Daher sei der Antrag auf Betreuung berechtigt.

Bisher aber müssen sich gerade Schulen ohnehin kaum Sorgen über zu wenig Betreuungs­plätze machen. „Die Zahl der Kinder in Notfallbet­reuung ist gering“, sagt ein Sprecher des Kultusmini­steriums. Im Kreis Augsburg etwa wurden diese Woche rund 50 Schüler betreut, in der Stadt waren es zuletzt 37, im Kreis Günzburg knapp zehn. Schulamtsl­eiter Adleff aber glaubt: „Das wird sich in den nächsten Wochen ändern.“Je länger die Schulen zu seien, desto schwerer sei auch die Betreuung zu organisier­en.

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