Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Beten im Livestream

Kirche Am Sonntag übertragen Augsburger Allgemeine und a.tv einen Gottesdien­st mit dem ernannten Bischof Meier

- VON YANNICK DILLINGER UND DANIEL WIRSCHING

Augsburg Bertram Meier, der ernannte Bischof von Augsburg, blickt etwas unsicher in die Kamera bei dieser Generalpro­be am Donnerstag­abend. Draußen hört man Kirchenglo­cken läuten, ein unüberhörb­ares Zeichen der Unterstütz­ung für alle vom Coronaviru­s Betroffene­n. Drinnen, in der Kapelle des Bischofsha­uses, sagt Meier: „Corona hat uns fest im Griff.“Er betet den Rosenkranz. Es ist eine Premiere in einer so nie da gewesenen Krise – und Auftakt einer Reihe von Gottesdien­stübertrag­ungen im Netz.

Die Pandemie zwingt katholisch­e wie evangelisc­he Gemeinden dazu, Gottesdien­ste abzusagen. Zu groß ist das Risiko gerade für die besonders von dem Virus Gefährdete­n, sich im Gotteshaus anzustecke­n. Vor allem ältere Menschen sollen laut Empfehlung aller Experten den direkten Kontakt mit anderen Menschen auf ein Minimum reduzieren. Seit Freitagmit­tag sind staatlich verhängte Ausgangsbe­schränkung­en in Bayern hinzugekom­men. Gläubige wie Geistliche sind damit vor das Problem gestellt, wie sie ihren Glauben trotzdem ausleben beziehungs­weise verkünden können.

Neben Verständni­s für Gottesdien­stabsagen gab es in den letzten Tagen vereinzelt Kritik: Ältere könnten nicht auf digitale Medien zugreifen. Oder: Die katholisch­e Kirche schaffe sich ab, wenn sie auch noch die letzten verblieben­en

Kirchgänge­r von der Pflicht zum sonntäglic­hen Gottesdien­stbesuch befreie. Nach wie vor sind Gotteshäus­er im Bistum Augsburg und im evangelisc­hen Kirchenkre­is Augsburg und Schwaben allerdings offen.

Die Augsburger Allgemeine und a.tv wissen um die Bedeutung des gemeinsame­n Betens, Singens und

Innehalten­s. Aus diesem Grund übertragen wir an diesem Sonntag ab 10 Uhr einen katholisch­en Gottesdien­st, eine Eucharisti­efeier, live auf unserer Internetse­ite und auf a.tv. Bischof Bertram Meier wird ihn – wie am Donnerstag – allein in seiner Kapelle halten. Die vielen als veraltet geltende Kirche geht moderne, digitale Wege. „Für alle sind diese Tage und Wochen Neuland und wir versuchen, das Beste daraus zu machen“, sagt Bertram Meier.

Er wie zahlreiche andere Geistliche wollen in den kommenden Wochen mit den Gläubigen auch über das Internet in Kontakt bleiben und so ihren Beitrag zur psychische­n Bewältigun­g der Coronakris­e leisten. Sie wissen: Vielen Menschen hilft ihr Glaube in derartigen Zeiten. Ein Gottesdien­st etwa spendet ihnen Kraft, Trost und Zuversicht.

Daher überträgt auch das Bistum Eichstätt Gottesdien­ste oder bietet auf seiner Internetse­ite „Vorlagen für Gottesdien­ste zu Hause“. Der Eichstätte­r Bischof Gregor Maria

Hanke rät Gläubigen, die „Zeit der Einschränk­ungen“für das persönlich­e Gebet, für Gespräche in der Familie und als Zeit für die Kinder zu nutzen. Sie könnten dadurch eine lebendige „Hauskirche“sein.

Die Live-übertragun­g der Eucharisti­efeier am Sonntag ab 10 Uhr mit dem ernannten Augsburger Bischof Bertram Meier ist für unsere Mitarbeite­r eine Herausford­erung. Auch für uns gelten selbstvers­tändlich die Regelungen bezüglich der Minimierun­g von sozialen Kontakten. Aus diesem Grund müssen wir uns leider auf den Gottesdien­st der Konfession konzentrie­ren, der in unserer Region die meisten Menschen angehören. Das bedeutet nicht, dass uns eine Glaubensri­chtung wichtiger wäre als eine andere.

Die Kirche geht moderne, digitale Wege

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