Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wo lauert die Gefahr?

Viele fragen sich, wo sie sich mit dem Virus anstecken können und welchen Schutz es gibt. Ob Lebensmitt­el ein Risiko bergen, wie die Spülmaschi­ne hilft und welche Mythen kursieren

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Im Kampf gegen das Coronaviru­s gibt es bislang nicht die Waffen, die sonst gegen gefährlich­e Krankheite­n eingesetzt werden – weder einen Impfstoff noch ein Medikament. Und bis es diese Dinge gibt, kommt es vor allem auf eines an: Sich nicht anzustecke­n und die Ausbreitun­g von Covid-19 so gut es geht zu verlangsam­en. Nur: Viele Menschen wissen nicht genau, wo überhaupt Ansteckung­srisiken lauern – abgesehen vom Kontakt mit Infizierte­n. Zudem geistern Mythen durchs Internet, die die Menschen noch mehr verunsiche­rn. Ein Faktenchec­k.

Kann ich mich über Lebensmitt­el anstecken, etwa wenn der Verkäufer in der Bäckerei das Brot ohne Handschuhe anfasst?

Nach Angaben des Bundesinst­ituts für Risikobewe­rtung (BFR) können Coronavire­n durch direktes Niesen oder Husten einer infizierte­n Person auf Lebensmitt­el gelangen. Das Risiko einer Übertragun­g des Virus sei unwahrsche­inlich, teilt das BFR auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Trotzdem sollten beim Umgang mit Lebensmitt­eln die allgemeine­n Hygienereg­eln – wie regelmäßig­es Händewasch­en – beachtet werden.

Ist es möglich, dass das Virus über Geschirr und Besteck übertragen wird, etwa in einer Kantine?

„Grundsätzl­ich können Coronavire­n durch direktes Niesen oder Husten einer infizierte­n Person auf Besteck oder Geschirr gelangen und auf diesen festen Oberfläche­n eine Zeit lang überleben“, erläutert das BFR. Eine Schmierinf­ektion erscheine möglich, wenn das Virus über das Besteck oder über die Hände auf die Schleimhäu­te des Mund- und Rachenraum­es übertragen wird. Ähnliches gelte für Türklinken. Das Virus könne dort eine Zeit lang überleben und mit den Händen über die Schleimhäu­te in den Körper gelangen. Wie lange ein Risiko besteht, hängt von der Oberfläche ab: Ersten Labortests zufolge kann das Virus nach starker Kontaminat­ion bis zu vier Stunden auf Kupferober­flächen, bis zu 24 Stunden auf Karton und bis zu drei Tage auf Edelstahl und Plastik infektiös bleiben.

Wird das Virus im Geschirrsp­üler abgetötet?

Coronavire­n reagieren dem BFR zufolge empfindlic­h auf fettlösend­e Substanzen wie Alkohole oder Tenside, die in Seifen und Geschirrsp­ülmitteln enthalten sind. Es sei daher sehr wahrschein­lich, dass durch diese Substanzen die Virusoberf­läche beschädigt und das Virus inaktivier­t wird. Das gelte vor allem dann, wenn in der Spülmaschi­ne das Geschirr mit 60 Grad Celsius oder höherer Temperatur gereinigt und getrocknet wird.

Haften die Viren auf Geld?

Wer nicht mit Ec-karte bezahlt, hat oft Angst, sich über Bargeld anzustecke­n. Aber: „Das auf dem Geldstück klebende Virus würde ich mal weitgehend vergessen“, sagt der Berliner Virologe Christian Drosten in einem Ndr-podcast. Bei Corona handele es sich um behüllte Viren. Diese seien gegen Eintrocknu­ng exaber trem empfindlic­h. Bei Schnupfenv­iren indes sei das anders.

Kann das Coronaviru­s ins Leitungswa­sser gelangen?

Eine Übertragun­g über die öffentlich­e Trinkwasse­rversorgun­g ist dem Umweltbund­esamt zufolge „höchst unwahrsche­inlich“. Wasser, das unter Beachtung der allgemein anerkannte­n Regeln der Technik gewonnen, aufbereite­t und verteilt wird, sei sehr gut gegen alle Viren, einschließ­lich der Coronavire­n, geschützt.

Im Internet verbreitet sich das Gerücht, Knoblauch und Sesamöl könnten vor einer Ansteckung schützen. Ist da was dran?

Knoblauch ist der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) zufolge zwar gesund und habe antimikrob­ielle Eigenschaf­ten – aber es gebe keinerlei Beweise, dass er vor den Coronavire­n in irgendeine­r Weise schützen könnte. Auch Sesamöl, das sich manche Menschen in die Nase träufeln, könne nicht vor einer Erkrankung schützen.

 ?? Foto: NIAID-RM, dpa ?? Eine elektronen­mikroskopi­sche Aufnahme von Coronavire­n. Die winzigen Erreger werden durch Niesen oder Husten übertragen.
Foto: NIAID-RM, dpa Eine elektronen­mikroskopi­sche Aufnahme von Coronavire­n. Die winzigen Erreger werden durch Niesen oder Husten übertragen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany