Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der FC Memmingen zieht die Reißleine
Verein stellt aufgrund der Corona-krise fast alle Zahlungen ein und nimmt damit eingeschränkte Wettbewerbsfähigkeit in Kauf. Erster Spieler ist infiziert. Vorsitzender Buchmann rechnet mit langer Pause
Memmingen Dass der Fußball-regionalligist FC Memmingen seit Donnerstag den ersten bestätigten Corona-fall in seinen Reihen hat, geht in der rasanten Entwicklung der aktuellen Krise fast schon unter. Die Allgäuer gehen offensiv damit um und treffen weitreichende, tief einschneidende Maßnahmen. Von denen eben nicht nur das sportliche Aushängeschild, die erste Mannschaft, betroffen ist. Bis zu den Kleinsten, den sogenannten Bambini, ist das Training eingestellt – und wird nach Einschätzung des Vorsitzenden Armin Buchmann auch nicht so schnell wieder aufgenommen. In dem Schreiben an alle Betroffenen erklärt Buchmann zusammen mit seinen Präsidiumskollegen, wie „wir die Dinge beim FC Memmingen mit gesundem Menschenverstand zu bewerten versuchen. Dabei sehen wir mit großer Gewissheit, dass es auf absehbare Zeit keinen Spielbetrieb mehr geben wird.“Der Bayerische Fußball-verband (BFV) hat bislang lediglich bis 23. April die Saison unterbrochen. Aus diesem Grund hat der FCM alle Maßnahmen ergriffen, um das Überleben des Vereins zu sichern. Durch den Totalausfall aller Einnahmen aus den noch ausstehenden
Regionalliga-heimspielen, dem drohenden Ausbleiben von Sponsorenzahlungen und möglichen Regressforderungen hat das Präsidium einstimmig entschieden, nahezu alle Zahlungen an Spieler, Trainer und die vielen Helfer einzustellen. Andernfalls könnte im schlimmsten Fall bis Saisonende eine Unterdeckung von bis zu 280 000 Euro entstehen. Bei Arbeitsverträgen klärt der Verein ab, inwiefern das Arbeitsamt durch einen Antrag auf Kurzarbeit Lohn- und Sozialleistungen übernehmen kann.
Die Memminger betonen, dass dabei „eine nicht mehr vorhandene Wettbewerbsfähigkeit oder zu geringe Kaderstärke“zum Abstieg von Fcm-teams führen kann. Dies nimmt der Klub in Kauf, um das Fortbestehen zu sichern. Buchmann ist zudem überzeugt, dass anderen Klubs ähnliches droht.
Mit den wirtschaftlichen Folgen für die Vereine beschäftigt sich auch der BFV, wie dessen Präsident Rainer Koch erklärt. Wobei es erst einmal darum gehe, wie konkret Sorgen und Nöte der 4600 bayerischen Vereine aktuell sind. Der Bayerische Landes-sportverband (BLSV) als Dachorganisation hat dafür eigens ein Online-meldesystem installiert.
Vom FC Memmingen wurde der BFV über die einschneidenden Maßnahmen nicht vorab informiert, wie Verbandsspielleiter Josef Janker sagt. „Das ist eine Entscheidung des Vereins, die müssen wir akzeptieren“, so Janker.