Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das schwierige Jahr des Aev-torwarts Roy
Der Kanadier zählte trotz einiger Verletzungen zu den besten Schlussmännern der Liga. Der 28-Jährige bleibt vorerst in Augsburg
Torhüter sind oft die extremen Typen in jeder Eishockeymannschaft. Die einen prügeln sich wie die Berserker – Ron Hextall aus der NHL genoss einen Ruf wie Donnerhall. Andere zählen zu den in sich gekehrten Philosophen wie der ehemalige Aev-torhüter Thomas Schön. Olivier Roy zählt zur zweiten Kategorie. Mit der Corona-krise geht er gelassen um. Die Saison der Augsburger Panther hat die Deutsche Eishockey-liga mit dem Beschluss vom 10. März zwar abrupt beendet, und viele der nordamerikanischen Teamkollegen reisten danach Hals über Kopf ab. Roy jedoch bewahrt die Ruhe und hat sich anders entschieden. „Das Virus macht die Sache schwierig für mich. Kanada hat die Einreisebestimmungen verschärft. Es ist nicht leicht, ins Land zu kommen. Deshalb bleibe ich hier“, sagt Roy und fügt an: „Selbst wenn die Saison länger gedauert hätte, wäre ich noch eine Zeit lang hier in Europa geblieben.“
Das Wetter sei sowieso besser als in seiner Heimatstadt Causapscal, nordöstlich von Quebec. „Wir haben viele Schneestürme, die Temliegen bei minus 15 Grad. Hier ist der Frühling schon da.“In Kanada gelten derzeit ähnlich restriktive Regeln für das öffentliche Leben wie in Deutschland. „Schulen, Büchereien, Sportstätten aber auch Restaurants sind geschlossen. Man tut alles, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, genau wie hier“, erzählt der Frankokanadier. Verständnis zeigt der 28-Jährige für die Einschränkungen für jeden Einzelnen. „Ich versuche, so viel wie möglich zu Hause zu bleiben, und genieße ansonsten die Spaziergänge an der frischen Luft.“
Ruhig, überlegt, souverän reagiert der Kanadier auf die Ausnahmesituation, genau wie auf dem Eis. Mit einer Fangquote von 92,46 Prozent rangiert der Aev-schlussmann auf Rang vier der DEL hinter dem Düsseldorfer Mathias Niederberger (93,02), Nationalkeeper Danny aus den Birken (EHC München/92,72) und dem Iserlohner Andreas Jenike (92,55). Obwohl Roy gewohnt starke Leistungen zeigte, war es eine schwierige Spielzeit für ihn.
Den Saisonauftakt in Augsburg verpasste er wegen einer Blinddarm-operation. Danach setzten ihn drei Verletzungen außer Gefecht. Im Achtelfinal-rückspiel der Champions Hockey-league beim EHC Biel erwischte es die Nummer 31 kurz vor Spielende. Die Ärzte diagnostizierten eine Muskelverletzung an den Adduktoren. „Die beiperaturen anderen Verletzungen sind im Training passiert. Einmal war ein Finger gebrochen. Und kurz vor Ende der Punktspielrunde habe ich einen Schuss in die Rippen bekommen.“Die Panther sprachen wie in dieser Phase üblich von einer „Oberkörperverletzung“, um dem Gegner nicht den kleinsten Hinweis auf mögliche Schwachstellen zu geben. Der Schlussmann unterzog sich einem operativen Eingriff und kehrden te schnell aufs Eis zurück. Roy, der seinen Vertrag in Augsburg um ein Jahr verlängert hat, lief im letzten Punktspiel gegen Köln (4:1) auf. Rechtzeitig zum Play-off-start in der ersten Runde gegen den ERC Ingolstadt wäre er in Form gewesen. Dann zog die Liga in Sorge um finanzielle Einbußen der Del-klubs die Reißleine. „Die harte Seite für uns Sportler: Du spielst 52 Spiele und schaffst es in die Play-offs, und dann ist von einer Sekunde auf die andere alles vorbei. Aber die Sicherheit der Menschen in Deutschland und der ganzen Welt ist viel wichtiger als Eishockey“, sagt Roy, dessen Plan für den Sommer steht. Sobald er nach Kanada zurückgekehrt ist, geht es ins Fitnessstudio. Höchstens ein Mal pro Woche schnürt er die Schlittschuhe. Die Trainings-intensität steigert sich. „Im Juli werde ich drei bis vier Mal pro Woche eine Eis-einheit einlegen.“
Die kommenden Tage in Augsburg spannt er jedoch aus. Die Schließung der Restaurants nimmt Olivier Roy entspannt zur Kenntnis: „Klar, kann ich kochen, ich bereite mir viele Sachen selbst zu.“Sein Lieblingsgericht: „Barbecue mit Kartoffelpüree.“