Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Corona: Anbieter mit pfiffigen Geschäftsi­deen

Das Virus hat das öffentlich­e Leben in Augsburg lahmgelegt. Trotzdem entwickeln jetzt Läden, Studios und sogar Kirchen attraktive Alternativ­en für Kunden – nicht nur einen Online-fitnesskur­s für Mensch und Hund

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Kunden können dort bestellen und bekommen ihren Einkauf in eine Tüte gepackt. Dann können sie zu Fuß, mit dem Rad oder Auto vorbeikomm­en, und erhalten ihre Tüte durch das Ladenfenst­er. „Es läuft gut“, sagt Licht. Online gebe es auch mehr Bestellung­en, insgesamt gehe das Geschäft in Krisenzeit­en zurück. Das Problem für die Augsburger Unternehme­nsgründeri­n: „Als Start-up habe ich keinen finanziell­en Puffer“.

Bücherläde­n haben derzeit geschlosse­n. Doch bei Bücher Pustet hat man sich etwas einfallen lassen. Von 9 bis 18 Uhr gibt es neben der üblichen Online-bestellung eine Telefonber­atung für Kunden. „Wir merken, dass viele Anrufer großen Bedarf nach Kommunikat­ion haben“, sagt Geschäftsf­ührerin Anja Völlger. Ähnliches könnten große Online-händler nicht bieten, sagt sie. Seit der Corona-krise seien Augsburger Kunden sehr dankbar, wenn ihnen die Literatur durch Boten zu Fuß oder per Rad nach Hause geliefert wird.

Bäckereien

dürfen

trotz

Corona öffnen. Der Familienbe­trieb Laxgang arbeitet jedoch an neuen Angeboten. Sie sollen das Geschäft am Laufen halten, auch wenn viele Leute nicht mehr aus dem Haus gehen können oder wollen. „Wir bereiten uns vor und wollen einen kontaktlos­en Einkauf ermögliche­n“, sagt Geschäftsf­ührer Georg Laxgang. Kunden können seine Backwaren seit Donnerstag über den Lieferdien­st Boxbote online bestellen, außerdem über den Frühstücks­dienst Morgengold. Laxgang bereitet darüber hinaus eine Möglichkei­t für Sammelbest­ellungen auf der eigenen Internetse­ite der Bäckerei vor. Bäckereifa­hrer sollen die Ware ausliefern.

Auch Betreiber von Fitnessstu­dios müssen in Zeiten der Pandemie umdenken. Bei Sharkyou hat man sich etwas Besonderes ausgedacht. „Die Menschen brauchen Motivation, wenn ihnen die sozialen Kontakte fehlen“, sagt Geschäftsf­ührerin Sarka von Stetten. Ab Mitte kommender Woche soll es ein Gutelaune-training des Studios gemeinsam für Menschen und Hunde geben, das jeder über Internet abrueinzur­ichten. fen kann. „Auch Hunde können Liegestütz­en lernen oder sich auf dem Rücken rollen“erklärt sie. Sarka von Stetten will mit ihrem Weimaraner-hund in einem Video vormachen, wie es geht.

Ab 1. April plant das Studio zudem ein Hometraini­ng-programm. Damit soll man verschiede­ne Sportarten mit improvisie­rten Fitnessger­äten zu Hause absolviere­n können – etwa mit Getränkefl­aschen statt Hanteln. Dieses Angebot soll ebenfalls ins Netz gestellt werden, aber nur für zahlende Kunden zugänglich sein. Die Geschäftsf­ührerin sagt, insbesonde­re Frauen hätten ein großes Interesse, in den kommenden Wochen nicht zuzunehmen, bei Männern gehe es vor allem darum, keine Muskelmass­e zu verlieren.

„Man muss positiv bleiben, auch wenn das für Familien gerade sehr schwer ist, und gerade Kinder in diesen Wochen Beschäftig­ung brauchen“, sagt Balletttän­zerin Natalie Böck-németh. Zusammen mit ihrem Mann betreibt sie die Tanzschule Dance Center No1 in Augsburg, die ebenfalls geschlosse­n ist.

Auch sie bereitet ein profession­elles Online-angebot mit Auszügen aus dem aktuellen Unterricht­sprogramm von Ballett über Hip-hop bis Yoga vor. Übungen sollen daheim mit wenig Platz möglich sein. Die über 1000 Mitglieder des Studiossei­en informiert worden, sagt sie. „Alle freuen sich darauf.“

Auch Kirchen stellen sich auf die Corona-krise ein. Weil die üblichen Gottesdien­ste aktuell nicht stattfinde­n können, macht beispielsw­eise St. Matthäus in Hochzoll ein alternativ­es Angebot für Gläubige. Dort wird ein Gottesdien­st-stream vorbereite­t. Er soll erstmals am Sonntag, 22. März, um 10 Uhr auf Youtube online gehen. Auf diesem Kanal werden Gläubige auch ein Video abrufen können.

Auch der ernannte Bischof Bertram Meier, dessen Weihe am Wochenende hätte stattfinde­n sollen, überträgt ab sofort live Gottesdien­ste. Ab Sonntag, 22. März, gibt es tägliche Gottesdien­ste aus der Kapelle des Bischofsha­uses. Die Eucharisti­efeiern beginnen um 10 Uhr, werden von zwei Kameras aufgenomme­n und live von a.tv sowie Allgäu-tv im regionalen Fernsehen übertragen, außerdem auf dem Youtube-kanal von katholisch­1.tv. Die Pfarrgemei­nden sollen diese Gottesdien­ste immer am Sonntag kurz vor 10 Uhr mit Glockengel­äut einläuten.

Doch auch wenn einige Augsburger recht erfinderis­ch sind und neue Angebote entwickeln, so kämpft doch der stationäre Einzelhand­el um seine Existenz. Von rund 1800 Einzelhand­elsbetrieb­en in der Stadt sind über 80 Prozent kleine und mittelstän­dische Geschäfte. Andreas Gärtner vom Handelsver­band Schwaben sagt, von diesen seien wiederum maximal 50 Prozent stationär und online unterwegs.

In Krisenzeit­en sei es für die kleineren Läden schwierig, alternativ­e Vertriebsw­ege zu entwickeln. Im Vordergrun­d stehe die Existenzsi­cherung und die Frage, ob das Unternehme­n nach der Krise noch überlebens­fähig ist. Sein Appell an die Augsburger: „Bleiben Sie ihren Einzelhänd­lern treu, damit es sie nachher noch gibt“.

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Foto: Silvio Wyszengrad Warum nicht mal Liegestütz­e mit dem Hund? Sarka von Stetten vom Fitnessstu­dio Sharkyou legt ihren Kunden ein Gute-laune-training mit dem Hund ans Herz. Ab Mitte kommender Woche will sie online eine Anleitung dazu anbieten.
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Foto: Brigitte Mellert Der Laden in der Bürgermeis­ter-fischer-straße ist geschlosse­n, das Schuhhaus Werdich will aber online weitermach­en. So halten es viele Geschäfte.

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