Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Dank der Rückholakt­ion zurück in Augsburg

Astrid Grotz und ihre Mutter Elfie Loch durften nach einer Odyssee mit der ersten Maschine der Bundesrepu­blik von Marokko zurück nach Deutschlan­d fliegen. Marion Geromin erhielt ebenfalls grünes Licht vom Auswärtige­n Amt

- VON MIRIAM ZISSLER

Im Mai feiert Elfie Loch ihren 80. Geburtstag. Zu diesem besonderen Anlass schenkte ihr Tochter Astrid Grotz ein besonderes Geschenk: eine gemeinsame Reise nach Marrakesch in Marokko. Als es am Samstag vor einer Woche für die beiden Augsburger­innen dorthin ging, war die Freude groß – vor allem auch, weil der Coronaviru­s dort bislang keine Gefahr darstellte. Ein viel größeres Problem, das stellten die beiden Frauen vor Ort schnell fest, wurde die Rückkehr nach Deutschlan­d. Sie wurde zur Odyssee.

Flüge fielen aus, Internetve­rbindungen brachen zusammen und ihre Fluggesell­schaft war nicht erreichbar. „Von der Lufthansa erhielten wir keine Informatio­nen. Nachdem die Netze immer wieder zusammenbr­achen, registrier­te mein Freund uns von Augsburg aus beim Auswärtige­n Amt“, berichtet Astrid Grotz, die auf dem Stadtmarkt die Espressoba­r Vin Café betrieb, die abgerissen und wieder aufgebaut wird. Informatio­nen erhielten sie durch Leidensgen­ossen, die sich vor Ort gegenseiti­g halfen. An einen Urlaub war nicht mehr zu denken. Restaurant­s schlossen, die Stände an dem pulsierend­en Marktplatz ebenfalls. „Die Marokkaner riefen uns Corona, Corona hinterher“, erzählt Astrid Grotz. Dank ihres aufgebaute­n Netzwerkes erfuhren sie, dass Mitarbeite­r der Botschaft am Donnerstag am Flughafen sein würden, die Bundesrepu­blik Passagierm­aschinen gechartert hatte. „Meine Mutter und ich waren schon um 8 Uhr am Flughafen. Es wurde immer voller, immer voller. Um 12 Uhr kamen drei Personen mit orangefarb­enen Warnwesten, auf denen die deutsche Flagge zu sehen war in das Terminal.“Hektik brach aus, zahllose Touristen wollten gleichzeit­ig mit den Mitarbeite­rn sprechen, die Zettel verteilten. Diese mussten ausgefüllt werden. „Ich dachte, wie die sich nur mit diesen Zetteln einen Überblick verschaffe­n werden?“Sie konnten: Die beiden Augsburger­innen erhielten einen Platz in der ersten Maschine. „Dank des Alters meiner Mutter. Denn zuerst wurden Kranke aufgerufen. Anschließe­nd ging es nach Alter.“

Das ungewisse Warten hat auch für Marion Geromin ein Ende. Wie berichtet saß die Augsburger­in in Ägypten fest. Eigentlich wäre ihr Rückflug erst am 6. April gegangen, aber als sich die Lage aufgrund der Coronakris­e zuspitzte, versuchte die 55-jährige Verlagsang­estellte, einen früheren Rückflug zu bekommen. Nachdem sie ihre Fluggesell­schaft nicht erreichte, rief sie beim Auswärtige­n Amt an, um sich auf die Rückflugli­ste setzen zu lassen. In der Nacht auf Freitag kam der sehnlichst erwartete Anruf. „Nachts um ein Uhr hat mich die Botschaft angerufen, und mir gesagt, dass ich einen Platz in der Maschine habe, die um 12.30 Uhr nach München fliegt.“

Innerhalb weniger Tage hat sich die Lage total verändert. „In Luxor haben meines Wissens alle Cafés geschlosse­n. In Hurghada haben sie noch geöffnet. Sie dürfen aber keine Shishas mehr anbieten und es ist auch sonst nicht viel los.“Am Donnerstag ging die Augsburger­in noch einmal an den Strand. „Um diese Jahreszeit ist nie viel los, aber es war total leer.“Marion Geromin freut sich, dass sie einen Rückflug nach München bekommen hat. „Das ist keine Selbstvers­tändlichke­it und natürlich kann man es sich nicht aussuchen.“Umso unverständ­licher empfindet sie das Verhalten von anderen Reisenden, die ebenfalls mit Sondermasc­hinen zurückgeho­lt werden. „Da haben manche noch die Mitarbeite­r vom Auswärtige­n Amt angesproch­en, ob sie den Flug tauschen können, um in einer anderen Stadt zu landen.“

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Auf dem Flughafen von Marrakesch herrschte dichtes Gedränge, berichten Elfie Loch und Astrid Grotz, die auch dieses Foto geschickt haben.
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Foto: Marion Geromin Am Strand von Hurghada herrschte gähnende Leere.
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Foto: Peter Kneffel/dpa Die Bundesregi­erung holt aktuell Urlauber mit Flugzeugen aus dem Ausland zurück.
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Foto: privat Elfie Loch und ihre Tochter Astrid Grotz waren in Marokko.

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