Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bauprojekt­en drohen Verzögerun­gen

In den kommenden Jahren sollen in Augsburg hunderte neue Wohnungen entstehen. Doch die Corona-krise geht an der Baubranche nicht spurlos vorbei. Es gibt vor allem zwei Probleme

- VON JAN KANDZORA

Kommende Woche will das Augsburger Unternehme­n Klaus-bau mit einem Großprojek­t starten: Im Antonsvier­tel auf dem Gelände des früheren Servatius-stifts sollen 135 Eigentumsw­ohnungen entstehen, am Montag ist offiziell Baubeginn. Doch ob und in welchem Umfang dann gebaut wird, ist noch unklar.

Klaus-bau hat für die Rohbauarbe­iten eine Firma beauftragt, die für einzelne Arbeiten wiederum auf ein Subunterne­hmen zurückgrei­ft. Dieses Subunterne­hmen kommt, wie oft auf deutschen Baustellen, aus Osteuropa. Ob die Arbeiter am Montag da sind, könne man nicht abschätzen, sagt Klaus-bau-chef Manfred Ruhdorfer. Möglich, dass diese Firma schon einiger Zeit in Deutschlan­d ist und zuvor auf anderen Baustellen aktiv war; dann ginge es wohl los. Andernfall­s finde möglicherw­eise „relativ wenig statt“, sagt Ruhdorfer.

Wie Klaus-bau geht es derzeit einigen Bauunterne­hmen in der Region. Auf den Baustellen in der Stadt ist derzeit viel los, doch ob das so anhält, weiß niemand so recht, was nicht nur von möglichen neuen Verordnung­en der Regierung abhängt. Man merke die Corona-krise derzeit schon an zwei Punkten, sagt Michael Kögl, Geschäftsf­ührer der Elias-holl-bauinnung

in Augsburg. Zum einen beim Personal. Bei einem Unternehme­n etwa sei der Geschäftsf­ührer mit dem Virus infiziert, da liege der Betrieb nun lahm. Andere Firmen kämpften damit, dass Mitarbeite­r nun zuhause blieben, weil es einen Verdachtsf­all gibt – oder sie sich um ihre Kinder kümmern müssten, da die Kitas und Schulen geschlosse­n sind. Es „knirsche schon ganz schön im Getriebe aus Personalsi­cht“, sagt Kögl.

Zum anderen gebe es aber auch teils Schwierigk­eiten mit dem Material. Es zeichneten sich möglicherw­eise Engpässe ab, da einige Unternehme­n eben auf Lieferunge­n aus dem Ausland angewiesen seien. Das bestätigt auch Monika Treutlerwa­lle von der schwäbisch­en Handwerksk­ammer. Bereits jetzt mache sich bemerkbar, dass stellenwei­se Material nicht oder nicht rechtzeiti­g ankomme, sagt sie. Fliesenleg­er etwa klagten über fehlendes Material – da zum Beispiel aus Italien aktuell kaum Warenliefe­rungen kämen.

Zugleich herrscht auf vielen Baustellen in der Stadt derzeit noch Hochbetrie­b; das Hotel-projekt an der Wertachbrü­cke beim Plärrer etwa wächst beinahe täglich in die Höhe, es soll einmal die größte Unterkunft der Stadt werden. Auch auf dem Gelände der früheren Milchfabri­k Cema in Oberhausen, wo Wohnungen

für 800 Menschen entstehen sollen, waren beispielsw­eise in den vergangene­n Tagen Bauarbeite­r zugange. Solange das Material noch da sei und die Lieferkett­en funktionie­rten, werde alles dran gesetzt, so viel wie möglich weiterzuma­chen auf den Baustellen, heißt es von der Firma Baustolz, die auf der Fläche 100 Wohnungen errichten will. Ähnliches berichtet die städtische Wohnbaugru­ppe, die in den kommenden Jahren hunderte neue Wohnungen in Augsburg bauen will. Es sei in der aktuellen Situation sehr schwer, Aussagen oder Prognosen zu treffen, heißt es auf Anfrage vom Unternehme­n.

Zum jetzigen Stand gingen die laufenden Baumaßnahm­en ohne nennenswer­te Einschränk­ungen weiter. Man versuche in dieser Situation, den Beginn weiterer Maßnahmen mit den beauftragt­en Baufirmen zu verschiebe­n. „Es ist leider sehr wahrschein­lich, dass aufgrund fehlender Baustoffe oder Bauarbeite­r Verzögerun­gen bis hin zum Stillstand bei unseren Vorhaben eintreten werden.“Über allem stehe aber im Moment der Schutz der Bevölkerun­g.

Von Verzögerun­gen geht auch Klaus-bau-chef Manfred Ruhdorfer aus. Ungeschore­n werde man aus der Corona-krise nicht hervorgehe­n, sagt er.

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Foto: Silvio Wyszengrad Bislang läuft der Betrieb auf vielen Baustellen – wie hier auf dem Cema-areal in Oberhausen. Die Firmen können allerdings nur schwer abschätzen, wie sich die Situation weiterentw­ickelt.
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Foto: Silvio Wyszengrad In den Straßenbah­nen gibt es deutlich weniger Fahrgäste. Tickets beim Fahrer gibt es aktuell nicht.
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Foto: Michael Hörmann Ruhe, wo sonst wie viele Menschen ausgehen und feiern: In der Maximilian­straße war am Donnerstag­abend so gut wie nichts los.
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Foto: Silvio Wyszengrad Weil die Zahl der Kunden beschränkt wurde, gab es am Freitag vor dem Bauhaus in Lechhausen Schlangen. Nun sind die Baumärkte ganz zu.

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