Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Hörmann verliert überraschend
Indra Baier-müller von den Freien Wählern schlägt den Sportfunktionär
Sonthofen Im Sport würde man sagen: Der haushohe Favorit geht völlig überraschend als Verlierer vom Platz. Die Landratswahl im Oberallgäu schien lange ein Heimspiel für Alfons Hörmann zu werden. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes ist ein Netzwerker mit großem Einfluss – nicht nur im Sport, sondern auch in Politik und Wirtschaft. Doch der Csu-kandidat unterlag in der Stichwahl völlig überraschend seiner Kontrahentin von den Freien Wählern. Indra Baier-müller hat keine Erfahrung in der Kommunalpolitik, um ein letztes Mal in den Sportjargon zu verfallen: Sie hatte keine Chance und die hat sie genutzt. Die 49-Jährige setzte sich mit 51,9 Prozent der Stimmen durch und wird die erste Frau an der Spitze des Landratsamtes.
Für Hörmann ist das eine herbe Enttäuschung, zumal er alles auf eine Karte gesetzt hatte: Den Vorstandsvorsitz eines international tätigen Bauzulieferers legte er nieder, um sich voll auf den Wahlkampf konzentrieren zu können. Nach seinem Rückzug aus der Kommunalpolitik 2014 plante er sein Comeback als direkten Durchmarsch ins Landratsamt. Es sei für ihn eine „Ehrensache“, diesen Posten in seiner Heimat zu übernehmen, wiederholte er immer wieder. Eine Steilvorlage für seine politischen Gegner, die ihm entgegenhielten, das Landratsamt müsse die „Hauptsache“sein. Und dann war der 59-Jährige, der sich gerne als hemdsärmeliger Macher inszeniert, in den zwei Wochen vor der Stichwahl auch noch zum Zuschauen verdammt. Wegen Corona musste er alle Veranstaltungen absagen und versuchte, die Wähler via Internetvideos und Telefonsprechstunden zu überzeugen. Hat nicht gereicht.
Für die Überraschungssiegerin Indra Baier-müller, die seit sechs Jahren als Vorstand der Diakonie Allgäu für 500 Mitarbeiter verantwortlich ist, schließt sich ein Kreis. Nach dem Studium war sie schon einmal im Landratsamt beschäftigt. In der Verwaltung. Nun kehrt sie als Chefin zurück. Ihren Schritt in die Politik begründet sie so: „Man kann nicht nur motzen, man muss auch Verantwortung übernehmen.“