Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie packt die neue Oberbürger­meisterin ihr Amt an?

Eva Weber ist die Wunschnach­folgerin von Kurt Gribl – aber sie wird seinen Politiksti­l nicht kopieren

- VON JÖRG HEINZLE

Eva Weber wirkt glücklich, als sie sich am Sonntagabe­nd im Rathaus den Fragen der Reporter stellt. Aber es ist kein Moment für Jubel. Sie lächelt, spricht dabei ruhig und überlegt. Von „Demut“angesichts des klaren Wahlergebn­isses, von der „großen Herausford­erung“, die nun auf sie wartet. Es ist ein historisch­er Wahlabend – aber nicht nur, weil eine Frau erstmals die Macht im Rathaus übernimmt. Auch die Coronakris­e ändert alles.

Normalerwe­ise versammeln sich im Rathaus viele Kommunalpo­litiker, Journalist­en, Interessie­rte. An diesem Abend sind es nur eine Handvoll Menschen. Eva Weber feiert den Erfolg, auf den sie monatelang hingearbei­tet hat, zwangsläuf­ig in sehr kleinem Kreis. Sie sagt, sie werde mit ihrem Mann Florian daheim in der Wohnung in der Maximilian­straße noch eine Flasche Sekt aufmachen, das war’s.

Viel Zeit zum Feiern ist nicht. Sie ist als Wirtschaft­sreferenti­n weiter als Krisenmana­gerin gefragt, ehe sie im Mai das OB-AMT von Kurt Gribl (CSU) übernimmt. Ihre erste Amtshandlu­ng werde der Besuch der Gewerkscha­fts-demonstrat­ion am 1. Mai sein, hat Weber angekündig­t – sofern sie trotz Corona-virus stattfinde­n kann. „Das ist etwas, was ich seit vielen Jahren mache.“Ansonsten, das ist ihr klar, wird ihr die Krise erst mal viel abverlange­n. Es gehe darum, die Folgen zu bewältigen, sagt sie, und „alles zu tun, damit Augsburg wirtschaft­lich stark auch in die Zukunft gehen kann“.

Weber will nahtlos anknüpfen an Gribls Amtszeit. Sie bezeichnet ihn als Vorbild. Im Wahlkampf wurde Gribl nicht müde zu betonen, dass er sein politische­s Erbe bei der 42-Jährigen gut aufgehoben sieht. Gleichwohl wird auch ein neuer Stil ins Rathaus einziehen. Gribl selbst hat gesagt, für die Zukunft sei der gesellscha­ftliche Zusammenha­lt in der Stadt wichtig. Es brauche neue Formate für Beteiligun­g und Miteinande­r. Er selbst empfehle sich für diese Aufgabe nicht mehr, wichtig dafür seien nun „andere persönlich­e Befähigung­en“. Eva Weber sieht das offensicht­lich auch so. Gegenüber unserer Redaktion sagte sie: „Ich würde Führungsst­ärke für mich etwas anders definieren, als es Kurt Gribl vielleicht getan hat. Für mich ist es wichtig, dass sich die Gruppierun­gen im Stadtrat auch wiederfind­en.“Das klassische Ringen zwischen Regierung und Opposition sei nicht mehr zeitgemäß. Wie sie sich die Arbeit im Stadtrat im Detail vorstellt, hat sie bislang noch nicht dargelegt. Sie sagt aber, Themen müssten „breiter“bearbeitet werden. Auch Bezirksaus­schüsse für die Stadtteile will sie einführen.

Wie genau der Machtwechs­el angesichts von Corona aussehen wird, ist unklar. Anfang Mai soll der neue Stadtrat erstmals tagen, auch die neue Oberbürger­meisterin soll dann vereidigt werden. Bei der Stadt überlegt man, in die Kongressha­lle zu gehen, damit die 60 Räte genug Abstand halten können. Vorerst wird Weber weiter Krisenmana­gerin sein, zusammen mit ihrem Konkurrent­en bei der Wahl, Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD). Hätte sie ihn in dieser Krisenzeit gerne dauerhaft mit im Boot in einer Stadtregie­rung? Ein klares Bekenntnis zu Wurm vermeidet die künftige Oberbürger­meisterin. Erst werde sie Gespräche mit den Grünen führen, dann auch mit SPD und Freien Wählern. Und dann sehe man weiter. Das klingt pragmatisc­h – wie es die Wähler schätzen in diesen unübersich­tlichen Tagen.

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