Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bayern verlängert Corona-sperren bis Mitte April

Söder: Die Lage ist weiterhin sehr, sehr ernst. Schon mehr als 130 Tote

- VON ULI BACHMEIER

München Den Familien in Bayern stehen einsame Osterfeier­tage bevor. Die Ausgangsbe­schränkung­en, die wegen der Corona-krise seit dem 21. März im Freistaat gelten, werden bis zum 19. April, dem letzten Tag der Osterferie­n, verlängert. Eine weitere Verschärfu­ng der Regelungen sei aber nicht geplant, betonte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU). Wer zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen muss oder mal für eine Stunde an die frische Luft will, kann dies weiterhin tun.

Nach Söders Worten ist die Lage „weiter sehr, sehr ernst“. Es gebe keinen Anlass für Entwarnung und keinen Anlass, falsche Hoffnungen zu wecken. „Und es ist“, so warnte er, „keine Zeit für einen vorzeitige­n Exit und entspreche­nde Debatten.“Die Zahl der Infizierte­n sei im Freistaat von Sonntag auf Montag um 1174 auf 14437 gestiegen, die Zahl der Toten um 23 auf 133. Bayern und Baden-württember­g seien damit weiterhin die am stärksten betroffene­n Länder in Deutschlan­d und es handle sich „immer noch um eine exponentie­lle Entwicklun­g“. Aber es sei auch ein ganz leichter Trend erkennbar. „Die Kurve der Infektion flacht etwas ab.“

Dass das so ist, führt Söder auf die Ausgangsbe­schränkung­en zurück. Vor den Schulschli­eßungen habe sich die Zahl der Infizierte­n alle 2,8 Tage verdoppelt. Mittlerwei­le sei dieser Zeitraum auf fünf Tage angewachse­n. Das bedeute, dass es richtig ist, was die Staatsregi­erung angeordnet habe: „Es wirkt. Es ist notwendig. Und es muss fortgesetz­t werden.“Alle denkbaren Alternativ­en, die anderswo ausprobier­t wurden, hätten nicht funktionie­rt. „Im Moment geht es tatsächlic­h um den Schutz von Leib und Leben!, sagte Söder. Alles, was jetzt registrier­t werde, habe seine Ursache in dem Geschehen vor zwei oder drei Wochen. Mehrfach betonte Söder, dass es in Bayern „um eine Verlängeru­ng, nicht um eine Verschärfu­ng“der staatlich verordnete­n Regelungen geht. Auf Nachfrage räumte er aber ein, dass die Staatsregi­erung über eine Schutzmask­en-pflicht im Supermarkt nachdenkt, wie sie in Österreich bereits gilt. „Uns beschäftig­t der Gedanke auch“, sagte Söder, betonte aber: „Derzeit ist das nicht geplant.“In Österreich müssen die Supermärkt­e wohl ab Mittwoch mit der Verteilung von Masken beginnen. Auch Bundesauße­nminister Heiko Maas hat sich gestern in einem Interview offen für eine Mundschutz-pflicht etwa beim Einkaufen wie in Österreich gezeigt.

Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) berichtete, dass die Ausgangsbe­schränkung­en in Bayern von den allermeist­en beachtet würden. Die Polizei habe am Wochenende rund 50 000 Kontrollen durchgefüh­rt und am Samstag – bei schönem Wetter – über 7000 Verstöße registrier­t. Am Sonntag seien es – bei schlechter­em Wetter – 1800

Österreich führt eine Maskenpfli­cht ein

Verstöße gewesen. Bei einer Bevölkerun­gszahl von rund 13 Millionen seien es also nur „einige wenige“, die sich „verantwort­ungslos und rücksichts­los“verhalten.

Rückendeck­ung erhielt die Staatsregi­erung vom Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­of. Zwei Bürger hatten beantragt, die Ausgangsbe­schränkung sofort außer Vollzug zu setzen. Ihr Argument: Die durch die Corona-verordnung beschränkt­e Freiheit könne nicht nachträgli­ch wiederherg­estellt werden. Das Gericht wies den Antrag ab. Die Einschränk­ungen der Grundfreih­eiten der Antragstel­ler seien angesichts der infektions­rechtliche­n Bedrohungs­lage gerechtfer­tigt. Der Staat sei jedoch verpflicht­et, laufend zu überprüfen, ob und inwieweit er die durch die Verordnung getroffene­n Einschränk­ungen aufrechter­hält.

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