Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Künftig nur noch Briefwahl?

Notmaßnahm­e erhöht die Wahlbeteil­igung

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München In nahezu allen Kommunen in Bayern hat es bei der Stichwahl per Brief am Sonntag eine höhere Wahlbeteil­igung gegeben als noch bei der Hauptwahl vor zwei Wochen. Das sei „ein klares Votum der Bürgerinne­n und Bürger, dass sie genau diese Briefwahl auch für richtig empfunden haben“, sagte Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Montag in München. „In der Vergangenh­eit war es fast immer so, dass die Wahlbeteil­igung bei Stichwahle­n niedriger war als bei der vorangegan­genen Hauptwahl“, erinnerte sich Herrmann.

Um eine Verbreitun­g des Coronaviru­s zu vermeiden, waren bei der Stichwahl keine Wahllokale geöffnet, stattdesse­n wurden jedem Wahlberech­tigten ungefragt die roten Briefwahl-umschläge zugesandt. In Nürnberg sei die Wahlbeteil­igung im Vergleich zur Hauptwahl um viereinhal­b Prozent auf 51,6 Prozent gestiegen, sagte Herrmann. In Augsburg gab es eine Wahlbeteil­igung von 48,2 Prozent – das seien 2,9 Prozent mehr als noch im ersten Durchgang. In Ingolstadt stieg die Wahlbeteil­igung nach Angaben des Innenminis­ters sogar um 11,9 Prozent auf 57,6 Prozent.

Wählen nur per Brief – was in der Corona-zeit eine Notmaßnahm­e war, kann sich Spd-politiker Markus Rinderspac­her auch dauerhaft vorstellen. Der Vizepräsid­ent des bayerische­n Landtags führt eine ganze Reihe von Argumenten dafür an, dass Bayern, sogar Deutschlan­d, künftig ganz auf eine echte Briefwahl umstellen sollte, bei der die Bürger die Wahlunterl­agen automatisc­h zugesandt bekommen. „Die antragsfre­ie Briefwahl erhöht die Wahlbeteil­igung, und eine hohe Wahlbeteil­igung erhöht die demokratis­che Legitimati­on“, ist Rinderspac­her überzeugt. Außerdem würden Verwaltung und Bürger entlastet, wenn sie den Wahlzettel für zu Hause nicht erst eigens beantragen müssten und wenn noch dazu Wahllokale nicht von acht bis 18 Uhr geöffnet sein müssten.

Der Sozialdemo­krat begründet seinen Einsatz für die Briefwahl auch damit, dass diese ohnehin an Beliebthei­t gewinne. Bei den bayerische­n Landtagswa­hlen im Jahr 2018 machte der Briefwahla­nteil ihm zufolge fast 39 Prozent aus, in manchen Gemeinden und Städten sogar mehr als 50 Prozent. Eine Reaktion der Staatsregi­erung gibt es auf Rinderspac­hers Vorschlag bisher noch nicht.

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M. Rinderspac­her

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